Die Tätowierung
m en erschöpft eingeschlafen. Das kannte Irene. S i e beruhigte Monika da m it, dass Sammie seinen Korb auch nie benutzt hätte, den hätten sie nach einem J a hr schließlich wieder verkauft. Monika dankte für die beruhigende Auskunft und erzählte noch, dass sie den Kleinen Frasse getauft hätten.
Irene verbrachte einen T eil des Son n tagnach m ittags da m it, in den Gelben Seiten zu blättern. Unter der Rubrik Beerdigung s institute fand sie das In s tit u t Cyhrén.
Hatte Se b astian wi r klich auch noch bei einem Beerdigungsinstitut gearbeitet? W i e fand er nur Zeit für zwei Jobs und ein Studium in Kop e nhagen? Oder arbeitete er bei Cyhrén nur selten? Irene beschloss, dort am Montag m orgen als Allererstes anz u rufen.
Später am Abend rief Jonny Blom a n. Das war noch nie vorgekommen, obwohl sie jetzt beide zwölf Jahre be i m Dezernat f ü r Gewaltverbrechen ar b eiteten. Katarina g i ng an den Apparat und rief: »Ma m a! Es ist Jonny!«, und Irene wusste erst gar nicht, von wem die Rede war.
»Hier Irene Huss«, sagte sie abwartend.
»Hallo. Hier ist Jonny. Ich habe die Fil m e gefunden. Dieser Irre schnippelt an den Leichen ru m , dass es eine Freude ist. Und er ist dab e i gek l eide t w i e e i n A r z t . So einer, der … operiert.«
Mit d em letzten W ort h atte er etw a s Mühe, a b er I rene war sich b ereits im Klaren darü b er, da s s er getrun k en hatte. E i niges sogar. Im Hinblick auf die er s t en Videos war das vielleicht sogar von V o rteil, beim Ans c hauen der Fil m e nicht ganz nüchtern zu sein. Vorsichtig fragte Irene: » W o siehst du dir die Fil m e denn an ? « Sofort brau s t e er auf.
»Verdam m t! Glaubst du, dass ich zu Hause sitze und sie m einer Frau und den Kindern vorführe? Ich bin natürlich im Präsidiu m !«
Darüber hätte Irene sich lustig m achen können, aber er wäre dann nur noch saurer geworden.
»Gut. W illst du, dass ich auch komme ? «, fragte Irene.
»Sonst fällt m i r ni e m and ein. Hannu ist nicht zu Hause. Da habe ich gerade angerufen.«
»Okay. Bist du im Verhörzim m er vier ? « Dort stand die beste Videoanlage.
»Ja.«
»Trink noch eine Tasse Kaf f ee. Ich bin in zwanzig Minuten da.«
»Ka ff ee! Du im m er mit d e inem Ka ff ee!«, schnaubte Jonny.
»Bin gleich da. Bis dann!«
Irene eilte zu ihrem W a gen. Sie war froh, dass das Abendessen schon einige Stunden zurücklag. Sie hatte das deutliche G efühl, dass ihr b e i den Fil m en der Appetit vergehen w ürde.
Verhörzimmer v i er war leer. Auf dem Tisch lagen zwei unbeschriftete Videos und eine angekaute Z i m t schnecke.
Das Licht der Deckenlampe ließ auf der Tischplatte Ringe von Flaschen und Gläsern aufscheinen. Rasch schaute Irene in den Papierkorb, a b er der war leer. Jonny hatte aufgeräu m t , bevor sie gekom m en w a r.
Sie hörte Schritte auf dem Gang, und dann wurde die Tür aufgerissen, Jonny hatte sich das Haar m it ein e m nassen Kamm gek ä mmt und reic h lich A f tershave verwendet: Der Effekt war nic h t ohne, da er sich offenbar seit zwei Tagen nicht m ehr rasiert hatte.
»Ich war noch eben auf d e m Klo. Du kannst dir die Fil m e allein ansehen. Mir reicht’s.«
Ehe Irene noch etwas sagen konnte, hatte er die Tür schon wieder geschlossen. Sie hörte seine Schritte den Korridor entlang verschwinden.
Iren e wu r d e e s gan z mu l m ig , al s si e di e schwarz e n Plastikka s se t te n betrachtete . Plötzl i c h k a me n si e ihr bedrohli c h vor . Si e wus s te , wa s si e enthielten . War e n das eigentlic h di e Originalkassetten , ode r hatt e Jonn y Kopien anfert i ge n lassen ? Nachde m si e da s Z i mme r rasc h durchsuch t hatte , k a m si e z u d e m Schlu ss , das s e s si c h u m die Original e handel n musste . D a si e di e Ausrüstun g zu r Hand hatte , b e sch l os s si e , di e Fi l m e selbs t z u kopier e n . E s war wichtig , d a s s si e d a b e i nich t z u viel e F i ngerabdrücke hinterließ . De s w eg e n z o g si e Baumwollh a nd s chuh e über, di e si e au s ihr e m Bü r o holte . N a chd e m si e mi t d e m Kopiere n ferti g war , s t eckt e si e di e Originalvideo s in Plastiktüten , u m si e späte r z u r Spur en sicherun g z u bring e n.
Die Videos waren so widerwärtig, wie sie es erwartet hatte. Vor allen Dingen waren sie quälend lang, beide dauerten über eine Stunde. Im Fil m , in dem es u m Car m en Østergaard ging, trug S ebas t ian weder einen Mundschutz noch etwas auf d e m Kopf. Hing e
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