Die Tätowierung
noch ein paar M i nuten in Anspr u ch neh m en zu dürfen. Ich nutzte die Gelegenheit, um zu berichten, was unserem tätowierten Torso zugestoßen war. Die m eisten Kollegen hatten von solchen Morden natürlich schon gehört, aber nur äußerst wenige hatten je m als ein so vollkom m enes Ausweiden, eine so umfassende Schändung der Leiche wirklich vor Augen gehabt. Alle fanden es äußerst interessant, das kann ich Ihnen sagen. Anschließend k a m ein alter Freund und Kollege auf m i ch zu. Er heißt Svend Blokk und arbeitet in Kopenhagen am R i gshospital. Jedenfalls sagte Svend, dass sie vor zwei Jahren einen se h r ähnlichen F all gehabt hätten. Ich sage ähnlich, weil ein Unterschied beste h t. Ihr Opfer war eine Prostituierte.«
Stridner war gezwungen, Atem zu holen, und Irene konnte eine Frage einwerfen.
»Meinte er, dass das Vorgehen beim Ze r stückeln Ähnlichkeiten aufweist?«
»Es ist identisch.«
Irene dachte fieberhaft nach und fragte dann: » H aben sie da m als s ä m tliche Teile d er Leic h e gefunden ? «
»Nein. Svends Angaben waren auch etwas unpräzise. Nicht er h atte d i e p atholo g ische Er m ittlu n g da m als geleitet. Und er sagte auch noch, dass sie trotz m assiver Fahndung den Mörder nie gefasst hätten.«
Yvonne Stridner gab Irene Svend Blokks Adresse und Telefonnum m er. Diese bed a nkte sich und legte auf. Aufgeregt begann sie T o m m y zu erzählen, was Yvonne Stridner gesagt hatte, aber der winkte ab.
»Heb dir das für die ander e n auf. Andersson hat m i ch auf Jack the Ripper an g esetzt. Der war wieder am Werk. Viertes Opfer im Zentrum von Göteborg. W i eder eine junge Frau. Sie wollte nach einer Party bei den Eltern übernachten. Der Übergriff ereignete sich im Treppenhaus im Haus der Eltern in der Vasagatan.«
»Das wusste ich nicht. Wann ? «
»Gegen zwei. Sa m stagnacht.«
»Konnte das Opfer den Täter beschreiben ? «
»Ja. Die Beschreibung stim m t m i t den anderen drei überein. Schwedischsprachiger Mann, m ittel g roß, m it Stru m p f m a s ke. Zwei der Frauen haben ihn als m ager bezeich n et, die an d eren beiden haben von nor m alem Körperbau gesprochen.«
»Derselbe T atverlau f ?«
»Yes. Vergewaltigung m it vorgehaltenem Messer. Anschließend hat er der Frau Bauch und Oberschenkel aufgeschlitzt. Nicht tief, nicht so, dass die Verletzu n g lebensbedrohlich gewesen wäre, aber tief genug, um ihr dauerhaft N arben beizubringen.«
» W arum stand darüber nichts in der Zeitung ? «, wollte Irene wissen.
»Der Psychologe behauptet, dass das das eigentliche Tat m otiv ist. Er sucht A u f m erksa m keit.«
»Aber wenn sie nichts schreiben, besteht doch die Gefahr, dass er noch gewalt t ätiger wird und das nächste Opfer vielleicht tötet. Vor d e m Hintergrund sollten wir vielleic h t alle Frauen, die am Wochenende um Mitternac h t in Vasastan unterwegs sind, warnen.«
»Die da oben entscheiden gerade darüber. Solange m ache ich eben m it der Er m ittlung weiter.«
»Glaubst du, dass dieser Täter zu so was wie dem Mord draußen in Kille v i k f ähig wär e ?«
Tom m y da c hte nach.
»Nein. Ich glaube, er hat eine Art innere Sperre, die es ihm nicht e rlau b t, s e ine Op f er zu e r m orden. Er will n u r, dass sie lei d en und außerdem gezeichnet sind. T ötet er sie, dann können sie schließlich nicht erzählen, w as ihnen Schreckliches widerfahren ist.«
Irene schüttelte den Kopf. Nur leiden …
De r t ä to w i e rt e T o r s o wa r zwa r nich t m e h r de r Sprache mächt i g , abe r se i n e ste r bl i c h e n Üb e rre s t e be ze ug t en , d a s s e s sic h u m eine n unge wö hnlic h g e fährl i ch e n un d g e s t ört e n M ö r de r h a nde l t e , de r nu r d a r a u f w a rt e t e , w i ede r z u z u schlagen . Di e Nachrich t de s Killer s wa r unmissverständlich.
Der Tag verging m it Routinearbeiten. Irene erreichte die Besitzerin der W elpen und vereinbarte m it ihr, dass sie die Welpen am nächsten Tag geg e n sechs besichtigen würden.
Irene wollte sich gera d e ihre Jac k e anzie h en, als d e r Kom m issar in ihr Zi mm er stürzte. Vor Aufregung war sein Gesicht hochrot.
»Kopenhagen hat angerufen!«, keuchte er triu m p hierend.
»Ist dem Professorenkumpel von der Stridner noch was eingefalle n ?«, fragte Irene.
»Nein! Nicht der P rofessor! Die P olizei! Die Kollegen haben angerufen.«
»Und ? «
»Der Drac h e ist k eine T ätowierun g ! Er ist ein S c hild!« Irene sah ihren Chef an. War er
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