Die Tätowierung
pf a uf einen zukom m t.
W i eder nickte der Japaner so leicht, dass m an e s kaum be m erkte. Mit s e inem tie f en Bass grollte e r : »E m i l.«
Die Tür hinter Tanaka wurde fast augenblicklich geöffnet, und ein großer junger Mann m it rötlicher Haut streckte seinen Kopf hervor und sagte auf Englisch, aber m it stark dänischem Akzent: »Ich bin fast m it dem Essen fertig …«
Er stockte, als er Irene und Peter be m erkte. Sein Blick blieb einen Augenblick an Peter hängen, wanderte dann aber r a sch weiter. Ire n e hatte das Gefühl, dass er ihn kannte. E m i l schluckte ein paar Mal, und sein hervortretender A da m sapfel tanzte an seinem mageren Hals auf und nieder.
»Du m usst dich einen Mo m ent um den Laden küm m ern, während ich m i ch m it den Herrschaften von der Polizei unterhalte.«
E m il beeilte sich, fertigzukauen. Er huschte durch die Tür und baute sich hinter der Ladentheke auf, so weit weg von den Ordnungshütern, wie es nur ging. Die ganze Zeit zupfte er nervös an seinem dünnen roten Spitzbart.
Mit sein e r rie s igen F a ust m achte Tom Tanaka ei n e einladende Geste Richtung Tür. S i e gingen durch ein klein e s, f enste r l oses Zim m er m it gemütlich e r Beleuc h t ung und zwei beque m en schwarzen Ledersesseln, das für das Personal bestim m t war. Tom T a naka trat auf eine s t abile Tür zu und schloss sie auf.
H i n t er d er Tü r l ag e i n e g roße, ganz m oderne Küche in Schwarz und rostfreiem Sta h l. Der Fußboden bestand aus breiten Dielen aus war m e m rosa Kirschbaumholz. Der durchdrin ge nde Geruch von frittiertem Fisch lag in der Luft. Hinter der Küche sah I r ene in einen großen Rau m , der ein Wohnzim m er zu sein schien. Geräusche und Flim m ern eines F a r b fernsehers ka m en aus dieser Richtung. Zwischen Küche und W ohnz i m m er lag ein Gang oder eher eine kleine Diele.
»Hier wohne ich«, sagte Tanaka.
»Da haben Sie es nicht weit bis zur Arbeit«, versuchte Irene zu scherzen.
»Stim m t «, e rwiderte der Japaner nur.
Er ging vor ihnen her durch die Küche und dann nach rechts. Unter seinem beachtlichen Gewicht knarrten die Dielenbretter. Er öffnete eine Tür und betrat das Zim m er als Erster. Etwas anderes wäre auch nicht denkbar gewesen, da weder Irene noch Peter in der sch m al en Diele an ihm vorbeigekom m e n wären.
»Mein Büro«, sagte Tanaka.
Auch dieses Zim m er war groß und hell. Hier umgab der Rauch teurer Zigarren die B e sucher. Die Einrichtung war spärlich und japanisch. Der Schreibtisch war aus ei n em glänzenden Holz, der S t uhl eine S pezialanfertigung aus schwarzem Leder, off enbar da f ür her g est e llt, Tom Tanakas gewaltiger Körperfülle Platz zu b i eten und dieser auch standzuhalten.
An der einen Kurzseite des Zimmers stand ein Glasschrank m it Nippsachen und Pokalen. Irene platzte heraus: » S ie m üssen ein Su m o-Ringer sein.«
Tanakas einer Mundwinkel zuc k te, und Irene deutete das als a m üsiertes Lächeln.
»Ich war sehr erfolgreich. Jetzt bin ich pensioniert.« Erstaunt sah Irene ihn an. Er konnte kaum älter sein als sie.
» W ir gehen m it vierzig in Pension.«
Sie wusste nicht rec h t, warum sie das sagte, aber plötzlich kam es ihr über die L i ppen: »Ich betreibe auch einen japanischen Ka m p fsport. Jiu-Jitsu.«
Tanaka warf ihr einen unergründlichen Blick zu, sagte aber n i chts. Er de u t ete auf zwei g epolsterte H ocker, d i e neben dem Schreibtisch standen.
»Please«, sagte er du m pf.
Irene und Peter Møller setzten sich. Erst da fiel ihr auf, dass M ø ller kein W ort gespr o chen hatte, s eit s i e das Geschäft betreten hatten. Sie begann Tom Tanaka von der zerst ü ckelten Männerleiche zu erzä h len, d i e sie in Schweden gefunden hatten, ohne auf Details einzugehen. Sie betonte jedoch, dass der einzige Anhaltspunkt, was die Identität des Mannes angehe, die Drachentätowierung sei. D e m onstrativ hob sie den Blick über Tanakas Kopf und sah auf ei n e Seiden m alerei, d i e o ffenbar die Vorlage sowohl für das Ladenschild als auch für die Tätowierung abgegeben hatte.
Die Malerei und die Kopien unterschieden sich in einem wichtigen Punkt. Auf der M a lerei gab es das Schriftzeichen für Mann nicht. Stattdessen war an dieser Stelle ein spitzer Berggipfel zu sehen. Irene ver m utete, dass es sich nur um den heiligen Berg Fuji handeln konnte. Das sagte sie auch. Tanaka nickte zusti mm end.
»Die Kollegen hier in Kopenhagen haben uns benachrichtigt, nachdem wir
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