Die Tätowierung
starb. Vier Jahre lang war sie Prostituierte gewesen. Ebenso lange war sie m it Kurt verhei r at e t u n d hatte ges p ritzt. Ih r e Mutt e r war Dänin und ihr Vater Spanier. Das Mädchen war gewisser m aßen ein Souvenir. Ihre Mutter war m al nach Spanien getra m pt. Einige von uns hier auf dem Revier kannten Car m en, da sie in Vesterbro arbeitete. Der Pathologe stellte fest, d a ss sie HIV-positiv war. Ver m utlich wusste sie das nic h t m al, denn sie hatte s i ch nie testen lassen. W i r verhörten Kurt, aber da war nicht viel zu holen. Ca r m en hatte ihm nie was über ihre Kunden erzählt, sondern gab ihm einfach nur das Geld.«
Metz scha u t e auf sei n e Papiere und fuhr fort: » W ir haben uns alle Prostituierten in Vesterbro vorgenommen und sie verhört. Einige m eldeten sich auch freiwillig, weil sie zuv o r v on Freiern ebe n falls bedroht, gewürgt oder schwer m is shandelt worden waren. Aber nichts davon hörte sich n ach dem Mörder an, den wir suchten. Car m en traf s i ch gelegentlich m it z w ei anderen Prostituierten. Sie standen zusammen und unterhie l ten sich, während sie auf Freier warteten, und gingen ge m einsam essen. Einer von ihnen erzählte Car m en von einem Polizisten, der sie wenige Tage, bevor sie er m ordet wurde, in Angst und Schrecken versetzt hatte. Dieser K unde, der gut zahlte, aber abwe g i ge W ünsche hatte, war also P olizist. Sie erzählte nie, welche besonderen Übungen der Polizist von ihr verlangt hatte. Ehe sie das Café verließen, soll Car m en gesagt haben: ›Einer von beiden ist noch m e in Tod – entweder d e r Poli z i s t oder der Arzt.‹«
» W ussten ihre Freundinnen, wen sie da m it m einte ? «, wollte Irene wissen.
» W ir haben nie auch nur einen Beweis gefunden, dass diese beiden Figuren überhaupt existieren, auch wenn uns die e i ne Pr o stit u i e rte v o n einem m e rkwürdigen Arzt u n d eine andere von einem Polizisten erzählte.«
»Haben Sie sich auch m it den Frauen in den Bordellen unterhalten?«
Møll e r und Metz läc h elten etwas. J e ns Metz a n twortet e : »Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Nachtclubs, Escort Services, S t riplokale und so weiter es in Kopenhagen gibt? Ganz zu schweigen von all den Frauen, die dort arbeiten. Und den Männern natürlich.«
E r m acht e ein e Pause , eh e e r fortfuhr : »D a Ca r m e n ni e in ein e m sol c he n Etabli s s e m e n t ge a rbeite t hat t e , sondern direk t au f d e r Straß e gel a nde t war , h a be n wi r nu r di e Nutten au f d e m St r aßenstric h befrag t . Übe r de n Mor d stan d e i ne Meng e i n de n Zeitung e n . Wär e e i n e m M ä dch e n i n ein e m de r Club s wa s Fürchterl i che s zuges t oßen , hätt e si e sicher vo n si c h hö r e n lassen . Abe r da s wa r nich t de r Fa l l.«
Hätten sie ihren Mund aufg e m acht, wären sie ihren J o b losgeworde n , dachte Ire n e, aber s i e sagte nic h ts.
»Vor allem die Junkies auf d e m Straßenstrich werden den übelsten Misshandlungen a u sgesetzt. In den Clubs ist im m er noch eine gewisse Kontrolle gewährleistet«, warf Peter M ø ll e r ein.
»H m . W i r haben den ganzen Sommer an diesem Fall gearbeitet, aber im Verlauf des Herbstes m ussten wir i h n dann zu den Akten legen. Die Er m ittlungen hatten s i ch festgefahren. Keine neuen Zeugenaussagen und glücklicherweise auch kein w eit e rer Mor d .«
»Bis jetzt. D er in Göteborg«, sagte Irene.
»Ja. Das ist m erkwürdig. W äre da nicht die Tätowierung, würde ich sagen, dass es da un m öglich einen Z usam m enhang geben kann, obwohl das Vorgehen in beiden Fällen extrem grausam und offensic h tlich identi s ch ist. Aber das Schild hängt nun m al hier in Vesterbro. Alle hier auf der Wache haben es schon m al gesehen«, sagte Metz.
Møller begann von ihrem Besuch im Gayshop zu erzählen. Irene be m erkte, dass er den Satz, den T anaka auf Japanisch g esagt h a tte, nicht e rwä h nte. Ho ff entlich h a tte er ihn vergessen. Er schloss m it einer eigenen Theorie, die die Tätowierung betraf: »Ich neh m e an, dass das schwedische Opfer das Schild fotografiert hat. Die Tätowierung sieht aus wie das Schild und nicht wie die Malerei in Tanakas Büro.«
Ire n e n i ck t e.
»Das ist sehr wahrscheinlich. W i r müssen den Tätowierer finden«, sagte sie.
» W enn die Tätowierung nach einem Foto ge m acht worden ist, dann könnte sie ü b erall auf der W elt ausgeführt worden sein«, wandte Metz ein.
»Das ist w a hr. Aber ir g endwo m
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