Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
äß.
    Sie trat ein. Die Diele sah genauso aus wie in Marcu s ’ Wohnung, die Farben waren jedoch ganz andere. Die bordeauxroten Sa m ttapeten verrieten, dass die letzte Renovierung irgend w ann in den Sechzigerjahren stattgefunden hatte. Die Tür e n waren dunkelbraun lackiert. Britta Svensson führte Ire n e in ein W ohnzimmer, das ebenso groß war wie das von Marcus Tosscander. Da es sich bei ihr jedoch nicht um eine Eckwohnung handelte, gab es nur ein Fenster, und deswegen war es erheblich dunkler. Dunkle Eichenmöbel und IKEA-Sessel bildeten die Einrichtung. Das Fenster wurde von einer schweren rosenge m usterten Cretonnegardine u m rah m t. Der Gesa m t eindruck war düster und überladen.
    »Bitte n ehmen Sie doch Platz, ich h ole nur sch n ell d e n Kaffee«, sagte Fräulein S vensson.
    Irene hatte keine Einwände, da sie einen Kaffee gut vertragen konnte. Sie ließ sich a u f das rosa Sofa sinken. Erst jetzt be m erkte sie, dass die Tassen bereits auf dem Tisch standen. Sie hätte den Kaffee gar nicht ablehnen können.
    Die kleine Da m e eilte wieder a u s der Küche herbei, in der einen H and eine Glaskanne, in der anderen eine Schale m it Keksen.
    »Ich habe leider nichts ander e s. Ihr Besuch kommt schließlich etwas unerwartet«, entschuldi g t e s i ch Britta Svensson.
    Irene nickte verständnisvoll und sog das schwere Kaffeearoma ein. Aus Keksen m a chte sie sich nicht viel, Hauptsache, sie bekam einen Kaffee.
    »Ich wäre froh, wenn Sie m i r erst ein paar Routinefragen beantworten könnten, die wir bei solchen Gelegenheiten im m er stellen«, begann Irene.
    »Aber natürlich. Machen Sie nur.«
    » W ie heißen Sie m it vollem N a m en ? «
    »Anna Britta Svensson.«
    » W ann sind Sie geboren ? «
    »Am 19. Oktober 1921.«
    Rasch rechnete Irene nach, dass sie fast ac h tu n dsiebzig Jahre alt w ar. Ehe sie noch eine weitere Frage stellen konnte, fuhr Britta Svensson bereits fort: »Ich bin ein paar Häuser weiter in derselben Stra ß e zur W elt g e kom m en, aber m ein Geburtshaus ist schon vor vielen Jahren abgerissen worden. Da m als gab es dieses hier noch gar nicht. Papa war Bäcker, und Ma m a half m anch m al in der Bäckerei aus, in der er a r beitete. Meine E ltern und wir sechs Geschwister w o hnten zusammen in einer Zweizim m erwohnung. Von den Geschwistern lebe nur noch ich. Ich war, was m an einen Nachzügler nennt.«
    »Haben Sie im m er hier in der Straße gewohnt ? «
    »Mein ganzes Leben. In dieser W o hnung lebe ich jetzt schon seit zweiunddreißig Jahren, denn hier gefällt es m i r. Vorher hatte ich am a nderen Aufgang viele Jahre eine Einzim m e r w ohnung.«
    » W as für einen Beruf hatten S i e ? «
    Das hatte zwar nicht das Ger i ngste m it der Er m ittlung zu tun, aber Irene war neugierig geworden.
    »Ich war Näherin. Die letzten Jahre habe ich bei Gillblads g e arbeitet.«
    Britta saß kerzengerade in ihrem kleinen cretonnebezogenen Lehnsessel und fixierte I r e n e m it ihren hell b lauen Augen. Langsam strich sie sich eine dicke wei ß e Sträh n e aus dem Ge si cht und hinters Ohr.
    »Aber hier geht es nicht um m i ch. Wo steckt Marcus ? «, sagte s i e lei s e.
    » W en n wi r da s nu r wüssten« , e r widert e Iren e ausweichend. Britta Svensson schien sich zu einer ne u en Frage durchringen zu wollen, aber Irene kam ihr rasch zuvor: » W ie lange war Marcus Ihr Nachbar ? «
    »Zehneinhalb Jahre. Beim Luciafest im Dez e m b e r haben wir auch sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Er brachte eine Flasche W ein m i t, und ich hatte belegte Brote vorbereitet. W i r saßen lange beisammen und haben uns unterhalten. Es war wirklich sehr nett. B ei dieser Gelegenheit hat er m i r auch von Kopenhagen erzählt, und ich habe ihm versprochen, in sei n er Abwesenheit nach dem Rechten zu sehen.«
    »Saßen Sie oft bei einer Flasche W ein zusam m en?«
    »Manch m al. Er kom m t m anch m al vorbei, wenn er das Gefühl hat, dass ich einsam bin. Er ist so ein Mensch. Sehr lieb und einfühlsa m .«
    Britta lächelte leicht, wenn sie über Marcus sprach, ohne es selb s t zu m erken.
    »Ich habe gehört, dass Marcus Neujahr u m gezogen ist. W i e oft hat er Sie aus K openhagen angerufen ? «
    »Nicht so oft. Er h a tte so viel zu tun. Er bekam die ganze Zeit neue A ufträge und …«
    Sie unterbrach sich und press t e die Lippen aufeinander. Schlie ß lich sagte s i e tonlos: » Er hat m i ch zwei m al angerufen.«
    » W ann war das letzte Mal ? «
    » W arten Sie.«
    Erstau n lich

Weitere Kostenlose Bücher