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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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und gar nicht! Er sprühte vor Leben und interessierte sich absolut nicht für den Tod!«
    »Danke, dass ich Ihnen diese Fragen stellen durfte«, sagte Irene.
    »Keine Ursache.«
    Sie wünschten sich eine gu t e Nacht und unterbrachen die Verbindung.
    In der zuneh m enden Dunkelheit ih re s Zimmers blieb s i e lange sitzen und dachte nach. Irgendwo musste eine Verbindung zwischen den drei Mordopfern bestehen. Ein ge m eins a m e r Nenner. Die Polizei? D er Arzt? Oder beide?
    Sex. Alle drei waren sexuell sehr aktiv gewesen. Für Car m en Ø s tergaard war Sex lange Jahre der Lebensunterhalt gewesen, Isabell h a tte erst kürzlich begonnen, sich zu pro s tit u ie r en. Aber b e ide h a tten b eru f li c h m it Sex zu tun gehabt.
    Marcus hatte laut Anders Gunnarsson nie etwas gegen Sex einzuwenden gehabt. Er hatte sich von d e m Gefährlichen angezogen gefü h lt. Hatte e r es f ür Geld ge m acht? Weshalb s o llte er? Die Geschäfte liefen gut. Geld stellte für ihn kein Problem dar.
    Trat er s elb s t als Freier a u f? Auch n i cht wahrscheinlic h . Bei seinem Aussehen brauchte er für Sex nicht zu bezahlen.
    W i e sie die Sache auch d r ehte und wendete, konnte sie keinen plausiblen Zusammenhang zwischen den Opfern entdecken. Sie scha u t e aus dem Sprossenfenster ihres Zimmers. Das Licht der Großst a dt war hart und künstlich. Die Schatten zwischen den Lichtern waren tief und schwer. Perfekt für einen Mörder.
     
     
    Nach acht Stunden tiefen Sch l afs war Irene munter und ausgeruht. Viertel nach sieben ließ sie d as Tele f on in Jonnys Zimmer läuten. Nach zehn m alig e m Klingeln wurde der Hörer abge n o m m en. Mit einem Krachen fiel er zu Boden, und sie hörte Jonnys halblautes »Verdam m t!«. Schließlich gelang es ih m , den Hörer ans Ohr zu bekommen.
    »Jonny … J onny Blo m «, ließ sich seine belegte Stimme verneh m en.
    »Zeit fürs Frühstück«, zwitscherte Irene.
    »Frühst … pfui Teufel …«
    Am anderen Ende wurde der Hörer auf die Gabel geknallt. Irene war wütend und verstim m t . Jonny war in Kopenhagen ohnehin nur ein Klotz am Bein. Verkatert war er ei n e Katastrop h e. Nüchtern hatte e r m anch m al lichte Augenblicke und konnte sogar richtig nützlich sein. Wenn es ihm nur halb so schlecht ging, wie er am Telefon geklungen hatte, war er vollkom m en unbrauchbar.
    Irene ging nach unten und genoss ein herrliches Frühstück. Sie ließ sich Zeit und freute sich, zurück in Kopenhagen zu sein.
    Draußen schien die Sonne. Es würde ein schöner Tag werden.
    Von Jonny keine Spur.
    Wiede r zu r üc k i n ihre m Z i mme r zo g si e sic h eine hellblau e Leinenblu s e mi t kurz e m A r m an . I hr e dunkelblau e Hos e behiel t si e an , er s etzt e di e Halb s chuh e ab e r durc h blau e W ildleder s andalen . I n ein e m Anfa l l sommerliche r G e fühl e zo g si e d i e Str ü mpf e aus . Da s dunkelblaue Leinenjacket t m usst e be i diese n Tempera t ure n genügen. Mi t de r große n S t offta s ch e übe r d e r Schulte r s a h si e eher au s wi e e i n e Touri sti n au f d e m W e g zu m Ei n ka u f e n al s wie ein e Polizisti n au f de r J a g d na c h ein e m M örder.
    Ehe sie das Zimmer verließ, rief sie noch ein m al bei Jonny an. Nachdem es ei ne Ewigkeit geklingelt hatte, ging er endlich dran. Irene hörte n ur ein un a rtik u li e rt e s Mur m eln, und im nächsten Augenblick knallte der Hörer schon wieder auf die Gabel.
    Seufzend beschloss Irene, ihn weiterschlafen zu lassen.
     
     
    Sie ging zu Fuß zur W a che Vesterbro. Es war noch keine Woche her, seit sie das letzte Mal da gewesen war, und doch hatte sie das Gefühl, als liege eine ganze Jahreszeit dazwischen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass das W etter so m ild geworden war. In der W oche davor hatte sie ständig gefroren, jetzt genoss sie die lauen W i nde, die Som m er verhießen.
    Beate Bentsen, Peter Møller und Jens Metz saßen bereits in Frau Bentsens Büro. Die Luft war verqual m t. Irene blieb in der Tür stehen, bevor sie ganz eintrat. Møller schien zu ahnen, warum. Er stand auf und öffnete ein Fenster. Ob die Luft draußen so viel sauberer war, darüber ließ s i ch s t r e iten, a b er s i e wirkte s i ch auf jeden F a ll po s itiv auf die Nikotinkonzentration aus.
    Alle begrüßten sie herzlich und hießen sie in Kopenhagen willkom m e n, auch wenn der Anlass hätte erfreulicher sein können.
    » W ollten Sie nicht zu z w eit kom m en?«, wollte Beate Bentsen wissen.
    Genau diese Frage hätte

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