Die Täuschung
Vorbereitungen fort.
Als die beiden französischen Piloten schließlich aus Afghanistan zurückkamen, wollten sie zunächst nichts von einem Passagiertransport nach Afrika hören, ganz egal, wie viel Geld ich ihnen bot. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde nichts aus meinem Plan werden; aber bald lächelte mir das Glück, oder was ich für Glück hielt, und die Männer bekamen von einem örtlichen Waffenhändler den Auftrag angeboten, eine große Ladung Handfeuerwaffen an den Mann zu liefern, dessen Stammeskrieger momentan die ruandische Hauptstadt Kigali besetzt hielten. Nachdem sie zur Bedingung gemacht hatten, dass sie die Ware nur abwerfen würden – denn niemand außerhalb von Ruanda, nicht einmal andere Afrikaner, ließ sich noch dazu bewegen, in den verseuchten Ruinen jener Stadt zu landen, wo die einheimischen Truppen in Straßen voller verwesender Leichen kämpften wie Hunde, die sich um einen vergifteten Knochen balgten –, nahmen die Piloten den Auftrag an. Dann teilten sie mir mit, dass sie nach dem Abwurf in Nairobi zwischenlanden wollten, um dort aufzutanken; falls ich mit Kenia als Einreiseland nach Afrika einverstanden sei, würden sie mich mitnehmen, vorausgesetzt, ich hätte noch die große Summe Bargeld, über die wir zuvor gesprochen hatten.
So kam es, dass ich mich zwei Tage später auf mehreren zusammengelegten Fallschirmen wiederfand, die ihrerseits auf einem halben Dutzend Kisten mit schändlich veralteten französischen Waffen lagen. Um nicht in den mit endloser Grausamkeit wütenden sudanesischen Bürgerkrieg zu geraten, war das Flugzeug übers Rote Meer bis zur eritreischen Küste geflogen, wo man gefahrlos landeinwärts vordringen konnte: Krieg, Hungersnot und Seuchen hatten nicht nur in Eritrea, sondern auch in dem dahinter liegenden Äthiopien mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung ausgelöscht. Ein wilder Spurt über das vom Krieg zerrissene Uganda sollte die letzte Etappe unseres Fluges ins Innere des Kontinents werden. Die beiden Franzosen glaubten offenbar, sich am besten auf das gefährliche Manöver vorbereiten zu können, indem sie sich die gesamte, nicht unbeträchtliche Menge mitgebrachten Heroins in die Adern jagten. All das hätte das Leben schon aufregend genug gemacht; das zusätzliche Flak-Feuer erhöhte die Spannung jedoch nahezu ins Unerträgliche. Die Piloten hätten mittlerweile selbst unter normalen Umständen kaum noch fliegen können, und einem absolut tödlichen Kampf waren sie erst recht nicht gewachsen. Als wir einen Volltreffer in eins unserer Triebwerke hinnehmen mussten und immer stärker an Höhe verloren, begannen sie einander so wüst und unzusammenhängend anzuschreien, dass ich nicht wusste, wie die Lage noch zu retten sein sollte. Die Piloten aber offenbar schon: Einer von ihnen griff sich eine Pistole und kam zu mir gelaufen, und bevor es mir gelang, eine meiner eigenen Waffen aus meiner Tasche zu ziehen, hielt er sie mir an den Kopf und befahl mir, einen der Fallschirme anzulegen. Anscheinend war ich als unnötiger Ballast eingestuft worden, und obwohl ich in gebrochenem Französisch mit dem Mann zu diskutieren versuchte, bestand kein Zweifel daran, dass er mich einfach erschießen und hinauswerfen würde, falls ich nicht gehorchte. Unter diesen Umständen sprang ich.
Dass ich mir bei meiner Landung – in der Nähe der Murchison Falls, wie ich später erfuhr – nur das linke Schienbein anknackste, war tatsächlich ein Wunder, wenn man bedachte, dass ich noch nie mit dem Fallschirm abgesprungen war und meinen Jungfernsprung über dem spektakulär schönen, aber absolut tückischen Terrain Zentralafrikas absolvieren musste. Natürlich kann selbst ein angeknackstes Schienbein äußerst schmerzhaft sein, und als ich nach der Landung erst mich selbst und dann meine wenigen Habseligkeiten sammelte, begann ich, mit wachsender Lautstärke zu stöhnen: ein Fehler. Einige der Truppe, die unser Flugzeug beschossen hatte, waren meinem herabsinkenden Fallschirm gefolgt, offenbar in der Hoffnung, einen wertvollen Gefangenen zu machen. Zweifellos wären sie enttäuscht darüber gewesen, bloß mich zu erwischen, und diese Enttäuschung ersparte ich ihnen, indem ich unverzüglich die Betäubungspistole zur Hand nahm und ziemlich großzügigen Gebrauch davon machte.
Zur Bestimmung meines Aufenthaltsortes war ich auf eine ganze Menge Vermutungen angewiesen. Nachdem ich mehrere Stunden in ziemlich hohem Buschwerk herumgestolpert war, stieß ich plötzlich
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