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Die Täuschung

Die Täuschung

Titel: Die Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caleb Carr
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eine Waffe, die die Air Force Ihres Landes Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zu erforschen begann, ohne dass es ihr gelungen wäre, einen erfolgreichen Prototypen zu bauen. Colonel Slayton hat uns die Pläne mitgebracht, Malcolm und Larissa haben sie verbessert, und siehe da – ein kleiner Vorgeschmack der Hölle!«
    »Aber was macht er?« Ich merkte, dass die Temperatur mit jeder Minute enorm anstieg, obwohl die Sonne gerade erst über dem östlichen Horizont aufgegangen war.
    »Zerstörung der Ozonschicht über einem begrenzten Gebiet!«, rief Fouché zurück. »Die Amerikaner konnten das Loch nicht stabil halten oder wunschgemäß schließen.«
    »Und ihr könnt das?«, sagte ich erstaunt. »Aber wo ist das verdammte Ding?«
    »Das Projektionsgerät steht auf Malcolms Insel in der Nordsee! Es arbeitet mit einer Reihe von Satelliten – Tressalian-Satelliten!«
    Plötzlich ertönte in allzu großer Nähe das scharfe Knallen von Schüssen aus Handfeuerwaffen. Mit verblüffender Geschwindigkeit flog Fouché geradezu in meine Richtung, umfing mich mit seinen stämmigen Armen und rollte dann geschickt mit mir hinter einige nahe gelegene Felsen. Als wir aufschauten, sahen wir, dass die Schüsse von einem Mann abgegeben worden waren, der weitere Flüchtende daran zu hindern versuchte, seinen bereits überladenen Helikopter zu besteigen; dieser hob ein paar Sekunden später ab und flog nach Südosten davon.
    »Nicht aufstehen«, sagte Fouché, »bis der Colonel uns Entwarnung gegeben hat.«
    Schwer atmend und kopfschüttelnd musterte ich meinen Gefährten einen Moment lang. »Julien«, keuchte ich, »was zum Teufel machen Sie eigentlich hier?«
    Er grinste erneut. »Im Moment rette ich Ihnen gerade das Leben, Gideon.«
    »Sie wissen, was ich meine«, sagte ich. »Wieso sind Sie bei dieser Truppe? Sie waren einer der renommiertesten und geachtetsten Wissenschaftler auf Ihrem Gebiet.«
    »Ja«, nickte er. »Und einer der unglücklichsten.« Dann sah er Colonel Slaytons Signal und zog mich hoch. Seine Stimme wurde etwas weicher, als wir durch den Staub und die Hitze weiter auf den Eingang des Zieltunnels zugingen. »Sie müssen wissen, Gideon, dass meine Frau eines der ersten Opfer der Staphylokokken-Epidemie war.« Ich versuchte, mein Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen, aber er winkte rasch ab. »Viele Millionen haben die gleiche Tragödie erlebt wie ich. Aber am meisten hat mir zu schaffen gemacht, dass sie die Art ihres Todes schon Jahre zuvor vorausgesagt hat. Sie war Chirurgin, wissen Sie. Und sie hat mir wiederholt erklärt, sie, ihre Kollegen und das Pflegepersonal müssten sich aufgrund ökonomischer Zwänge um so viele Patienten kümmern, dass sie mittlerweile auf die Einhaltung elementarer Verfahrensregeln verzichteten, die wertvolle Minuten kosteten – zum Beispiel, sich die Hände zu waschen. Wussten Sie, Gideon, dass der Zusammenbruch der Krankenhaushygiene die wichtigste Ursache für die Seuche von ’06 war? Und warum? Warum hat man Ärzte und Schwestern – Menschen, von denen Leben abhängen – unter einen solchen Druck gesetzt?«
    Er spuckte auf den Boden. Zorn mischte sich in seine Traurigkeit. »Weil das höchste Ziel in unserer Welt nicht der Erfolg, sondern der Reichtum ist. Nicht das hinreichende Auskommen, sondern der Überfluss. Und nichts hat diese Weltanschauung besser verkörpert und propagiert als das Internet und alles, was in dessen Kielwasser folgte. Die ganze hirnlose, unaufhörliche Vermarktung nutzloser Dinge, die man Leuten andreht, die sie nicht brauchen, die sie sich nicht leisten können – bis jedes Mitgefühl eines Tages von sinnentleerter Habgier zerstört ist. Politiker, Versicherungsgesellschaften und ja, sogar Ärzte und Krankenschwestern werden derart von dem Verlangen nach Profit und Konsum überwältigt, dass sie ihre vorrangige Aufgabe vergessen: zu dienen und zu heilen. Sie vernachlässigten jedes fundamentale Prinzip, jede elementare Verfahrensregel – selbst etwas so Simples wie sich die Hände zu waschen … «
    Das war es also. Fouché war der Einzige von all den Leuten an Bord, von dem ich noch nicht gewusst hatte, warum er mitmachte, einfach weil es keine auf der Hand liegende Verbindung der Molekularbiologie zur Revision der Geschichte und dem Kampf gegen die Informationsgesellschaft gab. Aber wie sich nun herausstellte, hatte ihn weniger sein berufliches als vielmehr sein persönliches Pflichtgefühl in dieses aktive Exil getrieben.
    »Wie dem auch sei«, fuhr er

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