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Die Täuschung

Die Täuschung

Titel: Die Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caleb Carr
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rasant gewachsenen Einflusses der Unterhaltungsindustrie auf die amerikanische Politik und deren Politiker hatten die Israelis – und laut Slayton auch noch einige andere ausländische Regierungen – es für nötig gehalten, ihre Spitzel in der Umgebung der Mächtigen von Hollywood zu platzieren.
    Prices Motiv bei seinem Geschäft mit Machen war – wie immer – Geld gewesen: Machen hatte ihm ein ansehnliches Sümmchen für seine Kopie der Bilder versprochen, vorausgesetzt, Price fertigte keine weiteren Kopien davon an, bevor er sie ihm übergab. Sollte sich jemals herausstellen, dass er Machen in diesem Punkt getäuscht habe, teilte man Price mit, so könnte er mit gewissen Besuchern rechnen, die seinem Leben mit Vergnügen ein Ende bereiten würden. Der generelle Tonfall der Mitteilungen machte deutlich, dass Machen gern die Rolle des weltmännischen, aber hartgesottenen zionistischen Agenten spielte, ein Eindruck, der sich bestätigte, als Slayton erklärte, er und Machen seien sich vor vielen Jahren auf einer Cocktailparty in Washington über den Weg gelaufen. Dort habe Machen damit geprahlt, einmal ein Mossad-Agent gewesen zu sein, mehrere Palästinenserführer getötet und das Verschwinden etlicher Computerdisks mit hochwichtigen amerikanischen Atomgeheimnissen aus dem Los-Alamos-Labor in New Mexico arrangiert zu haben. In den letzten Jahren war Machens Ärger über die Kluft zwischen Israel und den Vereinigten Staaten, die infolge Israels Unterstützung für die türkischen Kurden entstanden war, offenbar stetig gewachsen, und er hatte seine prominente Position in einer von Amerikas wichtigsten internationalen Industrien dazu benutzt, sich sowohl für die Sache der Israelis einzusetzen als auch nachrichtendienstlichen Tätigkeiten für die israelische Regierung nachzugehen.
    Angesichts der Geldsumme, um die es ging, hatte Price sich mit Machens ziemlich ominösen Bedingungen bezüglich der Stalin-Bilder einverstanden erklärt; aber just dieselbe anscheinend unersättliche Habgier hatte Price sehr bald das Leben gekostet, als sein Streit mit Jonah und Larissa wegen der Forrester-Sache in Gewalttätigkeiten ausgeartet war. (Ironischerweise hätte es nur Malcolms letztendlichem Ziel gedient, wenn er die Ruhe bewahrt und dann seine Drohung wahr gemacht hätte, zu enthüllen, dass diese Bilder gefälscht waren, vorausgesetzt die amerikanische Regierung hätte ihm Glauben geschenkt.) Bis zu diesem Punkt waren die Fakten, soweit wir sie zusammensetzen konnten, ziemlich klar, aber wir standen immer noch vor der einigermaßen dringlichen Frage, wo die Kette der Enthüllungen, die bei Price und Machen begonnen hatte, zerrissen war. Kannte Machen den Agenten, der sich jetzt selbstständig gemacht hatte und sich vor dem Mossad versteckte? Oder war noch ein weiterer Mittelsmann im Spiel gewesen, der die Stalin-Bilder nach Israel geschafft hatte? Da leider nur Machen selbst derartige Fragen beantworten konnte, machte ich mich bereit, Colonel Slayton und Larissa ein weiteres Mal zum Erdboden hinunter zu begleiten, und zwar in die zur Festung ausgebauten Gemeinde Bel Air, hinter deren hohe elektronische Zäune sich die reichsten Bürger von Los Angeles im letzten Jahrzehnt zurückgezogen hatten, um ihren Erfolg (und große Massen per Luftbrücke hereingebrachten Wassers) unter dem Schutz eines privaten Wachdienstes zu genießen, der allergrößte Ähnlichkeit mit einer säkularen Schweizergarde hatte.
    Nun könnte man die berechtigte Frage stellen, wieso ich so wenig Abneigung dagegen gezeigt oder in der Tat verspürt hatte, bei einem Unternehmen mitzumachen, dessen Ziel die Ermordung eines Menschen war. Als Arzt hatte ich einmal einen Eid abgelegt, keinem Menschen Schaden zuzufügen. Und noch während wir uns auf unseren Besuch in Ari Machens weitläufiger Villa in Bel Air vorbereiteten, rechtfertigte ich mein Verhalten mir selbst gegenüber, indem ich mir einredete, dass ich garantiert nicht derjenige sein würde, der unseren unbekannten israelischen Agenten wirklich exekutierte, falls wir seinen Namen und seinen Aufenthaltsort erfuhren. Aber es ist nicht zu leugnen, dass ich über den Punkt hinaus war, mir die Frage zu stellen, ob er exekutiert werden musste oder nicht, und dafür finde ich selbst jetzt keine Entschuldigung. Ein Mann, der von solch tödlichen Schattengeschöpfen wie dem Mossad ausgebildet worden war und nun von ihnen für gefährlich gehalten wurde, war es sicherlich auch; und von dem Moment an, als ich

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