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Die Täuschung

Die Täuschung

Titel: Die Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caleb Carr
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mit Hilfe der Füße versuchte, ein Laken über seinen nackten Körper zu ziehen. »Seid ihr von der CIA?«, brachte er heraus. »Oder arbeitet ihr für die Palästinenser?«
    »Die beiden logischsten Möglichkeiten, angesichts Ihrer früheren Heldentaten«, antwortete Slayton, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich verkehrt herum darauf. »Aber lassen wir die Frage unserer Identität vorläufig einmal beiseite.« Der Colonel schaute sich um. Die Situation schien ihn zugleich anzuwidern und zu amüsieren. »Ich bewundere Ihre Sammlung«, sagte er mit einer Geste zu den Waffen an der Wand. »Finden Sie, dass sie Ihnen bei Ihrer gegenwärtigen Arbeit von Nutzen sind? Oder sind das Trophäen Ihres heroischen Dienstes für Ihre Heimat?«
    »Ich … ich bin amerikanischer Staatsbürger«, sagte Machen.
    »Ja«, antwortete Slayton langsam. »Die Großzügigkeit dieses Landes erstaunt mich immer wieder.« Er stand auf und ging zur Wand, nahm einen alten Revolver herunter und öffnete die Trommel. »Sieh an«, sagte er anerkennend. »Hohlspitzgeschosse.« Er zielte mit der Waffe hierhin und dorthin, bis der Lauf schließlich in Machens Richtung wies.
    Machen wich ein bisschen zurück, versuchte jedoch verzweifelt, einen Anschein dessen zu wahren, was er offenbar für Männlichkeit hielt. »Ich bin schon früher gefoltert worden – von den Syrern!«
    »Ausgezeichnet«, gab Slayton zurück. »Dann wissen Sie ja, was Ihnen blüht.« Machens braunes Gesicht wurde ein wenig bleich, und Slayton trat näher zu ihm. »Kürzlich haben Sie einiges Material von einem gemeinsamen Bekannten gekauft – John Price.«
    In einem neuerlichen Versuch, Courage zu zeigen, sagte Machen: »Natürlich. Er hat oft für mich gearbeitet.«
    Das hatte zur Folge, dass er die Mündung des Revolvers an der Schläfe spürte; ein unwillkürliches Wimmern entrang sich seiner Kehle. »Da Ihnen diese Waffen gehören, wissen Sie ja wohl, was sie bewirken«, sagte Slayton leise. »Wenn ich diesen Abzug durchziehe, bleibt von Ihrem Gehirn nicht einmal eine Portion Katzenfutter übrig. Mr. Price ist jetzt tot. Wir wissen, dass Sie ihn nicht umgebracht haben, weil wir es getan haben. Darum sollten Sie diese Situation sehr ernst nehmen. Also – Sie unterhalten Verbindungen zum Mossad, und Sie haben das Material, das Sie gekauft haben, an ihn weitergegeben. Aber es ist unterwegs irgendwo verloren gegangen.« Slayton spannte den Hahn. »Wo ist es verloren gegangen?«
    »Ich …« Machen hatte mittlerweile solche Angst, dass er mit den Beinen nicht mehr seine Blöße zu bedecken versuchte, sondern das Bettlaken wegstieß, als wäre er ein Säugling. Trotzdem brachte er heraus: »Ich würde für Israel sterben!«
    »Das werden Sie auch«, versicherte ihm Slayton, »wenn Sie mir nicht sagen, was ich wissen will.« Machens Gewimmer wurde lauter, und Slayton schnalzte mit der Zunge. »Sie haben noch nie in Ihrem Leben einen bewaffneten Mann getötet, Ari, nicht wahr? Diese Palästinenser, die Sie ermordet haben – die waren gefesselt, genauso wie Sie jetzt. Darum haben Sie solche Angst.«
    »Nein!«, rief Machen und kniff die Augen ganz fest zusammen. Allein schon die Möglichkeit, das Lügengespinst, mit dem er sich offenbar umgeben hatte, könnte noch weiter zerrissen werden, bewirkte, dass der Mann aufgab. »Einer meiner Kontaktleute – Dov Eshkol – dem habe ich das gegeben, wovon Sie reden. Aber er …« Machen erholte sich ein bisschen und hielt abrupt inne; aber es war zu spät.
    »Aber er ist verschwunden, nicht wahr?«, sagte Slayton. Es war nicht nötig, dass Machen dies bestätigte; nun blieben nur noch die letzten Fragen: »Wie viel wissen Sie über Dov Eshkol? Und was meinen Sie, wo er jetzt ist?«
    »Ich kann nicht …«, stammelte Machen. »Sie verstehen nicht – Dov ist …«
    Ich musterte den Mann einen Moment lang, während Slayton ihm weiterhin den Revolver an den Kopf hielt, und glaubte, etwas zu sehen. »Augenblick mal, Colonel«, sagte ich. Dann fragte ich Machen: »Es war Eshkol, der gedroht hat, Price umzubringen, wenn er Kopien der Disk behielt, nicht wahr?«
    Machen nickte, erleichtert, dass er es nicht selbst hatte sagen müssen. »Eshkol ist ein Spionageabwehrmann der alten Schule – die erste Adresse für den Mossad, wenn einer seiner eigenen Leute überläuft oder durchdreht und beseitigt werden muss. Er … wenn ich Ihnen noch mehr erzähle, kommt er zurück und bringt mich um.«
    »Vielleicht kommt er zurück, vielleicht auch

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