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Die Täuschung

Die Täuschung

Titel: Die Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caleb Carr
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abgleichen und dadurch – so unsere nicht ganz unbegründete Hoffnung – herausfinden, wohin Eshkol als Nächstes fliegen wollte.
    Als uns dies tatsächlich gelang, war das Resultat für einige von uns mehr als nur ein bisschen überraschend: »Kuala Lumpur?« , wiederholte ich, nachdem Tarbell uns die Neuigkeit mitgeteilt hatte. »Malaysia? Da gerät er doch mitten in einen ausgewachsenen Krieg …«
    »Mh-mh.« Leon wackelte mit einem Finger. »Eine ›Intervention der Vereinten Nationen‹ bitte, Gideon. In dem Punkt sind sie sehr eigen.«
    »Na schön«, meinte ich gereizt. »Da gerät er doch mitten in eine Intervention der Vereinten Nationen, die sich zum größten Blutbad in der Region seit Vietnam ausgewachsen hat! Wozu das denn, zum Teufel? Will er sich umbringen lassen?«
    »Sie sind der Psychiater, Gideon«, sagte Fouché. »Diese Frage sollten wir eigentlich Ihnen stellen, non ?«
    Ich wollte ihm einen spielerischen, wenn auch kräftigen Schubs verpassen, doch er wich mit jener eindrucksvollen Behändigkeit aus, die mir bereits in Afghanistan aufgefallen war. »Das ist nicht komisch«, erklärte ich. »Von uns ist doch wohl hoffentlich keiner der Meinung, dass wir dorthin fliegen sollten?«
    »Warum nicht?«, fragte Larissa.
    »Mitten in den malaysischen Krieg hinein?«
    »Mh-mh«, machte Tarbell erneut. »Es ist kein …«
    »Leon, halten Sie die Klappe, ja?« Keiner von ihnen schien auch nur im mindesten besorgt zu sein, was mir gewaltig auf die Nerven ging. »Muss ich euch daran erinnern, dass jede westliche Macht gegenwärtig Truppen in Malaysia stehen hat? Echte Truppen – keine Milizen, keine Polizei, sondern Militär. Und die Malaysier sind nach zwei Kriegsjahren mittlerweile dermaßen fuchsteufelswild, dass sie diesen Truppen schwer zu schaffen machen. Ihr erwartet doch nicht von mir, dass ich da mitten hineinmarschiere?«
    »Liebling?«, gurrte Larissa mit einem kleinen Lachen, stellte sich hinter mich und schlang die Arme um meinen Nacken. »Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass du Angst hast, oder?«
    »Natürlich habe ich Angst!«, rief ich, was sie nur noch mehr amüsierte. »Tut mir Leid, aber es gibt nun mal Grenzen dafür, was man von einem Menschen verlangen kann, und dies …«
    »… ist unumgänglich.« Das kam von Malcolm, der eine weitere entmutigende, aber unumstößliche Mitteilung für uns bereithielt. »Wir müssen hinfliegen, Gideon. Es gibt nur eins, was Eshkol nach Kuala Lumpur locken kann. Die Malaysier haben ihre Kriegsanstrengungen zum Teil durch eines der umfangreichsten Schwarzmarktsysteme aller Zeiten finanziert – sie waschen Drogengeld aus der Dritten Welt, handeln mit allem, was sich verkaufen lässt, von seltenen Tieren bis zu Menschen, und machen ein Riesengeschäft mit gestohlener Informationstechnologie und Datenbanken. Nichts von alledem wird Eshkol jedoch interessieren. Er will etwas anderes, und das kommt ursprünglich aus Japan, wenn ich mich nicht irre.« Mittlerweile war allen am Tisch das Scherzen endgültig vergangen. »Die japanische Wirtschaft hat sich bekanntlich nie so recht vom Zusammenbruch von ’07 erholt. Wie die Malaysier mussten die Japaner alle verfügbaren Möglichkeiten nutzen, um wenigstens einen bescheidenen Aufschwung zustande zu bringen. Sie hatten jedenfalls weder das Geld noch die Ressourcen, um ihre Infrastruktur im Energiebereich zu erneuern – sie sind immer noch in erster Linie von Atomkraft abhängig und konnten ihre Brutreaktoren nicht ausmustern.«
    Eli schlug sich auf einmal an die Stirn. »Brutreaktoren« , sagte er. Anscheinend war ihm ein Licht aufgegangen. In meinem Oberstübchen war es allerdings noch immer stockfinster.
    »Wie bitte?«, fragte ich rasch. »Was zum Teufel ist ein ›Brutreaktor‹?«
    »Ein Atomreaktor, der aus Uranabfällen verwendbares Plutonium erzeugt«, sagte Jonah. »Schien mal eine äußerst viel versprechende Idee zu sein.«
    »Eine Idee, die von fast jedem Land der Welt verworfen wurde«, fuhr Malcolm fort, »und zwar aufgrund der Sicherheitsprobleme – und wegen der ungeheuren Versuchung, die große Mengen in zivilen Einrichtungen herumliegenden Plutoniums für Terroristen darstellen.« Malcolm sah mich durchdringend an. »Und für die Leute, die mit Terroristen Geschäfte machen. Japanische Schwarzmarkthändler haben – angeblich ohne Wissen ihrer Regierung – regelmäßig große Mengen ihres überschüssigen Plutoniums an solche Leute verkauft. Und zwar in …«
    »In Kuala Lumpur«,

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