Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
ohne wissenschaftliche Ausbildung – immer verkannt bleiben würden.
    Er war wirklich verwirrt, das hatte sich nun gezeigt. Aber sie konnte mit niemandem darüber reden, weder mit dem Pfarrer, noch mit seinem Vorgesetzten Professor, und schon gar nicht mit der Polizei: Entlassung, Skandal, vielleicht eine Einweisung in die nächste Irrenanstalt konnten die Folge sein.
    Seufzend stand Boukje auf und ging in die Besenkammer. »Der arme Otze«, murmelte sie, während sie mit Kehrbesen, Scheuerlappen, Handfeger und Kehrschaufel bewaffnet die Treppe zur Dachkammer hinaufstieg. »Er sieht die Planeten fliegen, obwohl sie natürlich nur an Drähten hängen.«
    Mit einem resoluten Schlag vernichtete sie das ganze Universum und fegte den ganzen Krempel zusammen, ohne darauf zu achten, daß hier und da kleine Kügelchen unheildrohend knatterten oder sich in pilzförmigen Wölkchen auflösten.
    Ich hätte hier eigentlich schon längst mal gründlich aufräumen sollen, dachte sie, während sie die mit mehreren Galaxien vollgeladene Kehrschaufel die Treppe hinuntertrug.

    Übersetzt von Siegfried Mrotzek

Manuel Van Loggem
Die Sexpuppen
    Erik Verduyn stand am Fenster und schaute auf die weit unter ihm liegende Polderlandschaft. Die sorgfältig berechnete Unordnung der restaurierten Mühlen und nutzlosen Bauernhöfe machten ihm diesmal weitaus weniger Freude als an anderen Tagen. Irgendwie fühlte er, daß sich in seinem Leben eine Wende abzeichnete.
    Am Horizont in weiter Ferne die Konturen gigantischer Maschinen, deren über viele Kilometer herüberdringendes Summen von unermüdlicher Tätigkeit zeugte. Abends strahlten sie manchmal einen leichten Lichtschimmer aus, der wie das Überbleibsel eines Sonnenuntergangs wirkte.
    Wie Geheimsignale außerirdischer Intelligenzen , dachte Erik. Er schüttelte den Kopf, als könne er damit das wespenhafte Surren störender Gedanken aus seinem Kopf entfernen.
    Wieso denke ich an Geschöpfe von anderen Planeten? fragte er sich. Ihm war klar, daß sich momentan kein anderes lebendes Wesen in diesen gewaltigen Sälen, in denen die Rechengehirne ihre blitzenden Runen auf gläserne Schirme zeichneten, gab. Nur das zufriedene Brummen gezähmter Kernkräfte war zu hören. Sie brachten die ungeheuren Achsen, Spindeln und Verbindungsarme in Bewegung, die dazu dienten, alle lebensnotwendigen Produkte herzustellen und im ganzen Land zu verteilen. Zwar erzeugte die Anlage gelegentlich ein leises Gefühl von Unbehagen in ihm, aber er wußte, daß er hier sicher war.
    Ein Blick auf den Terminer erinnerte ihn daran, daß er mit Tina verabredet war, und er begann sich darauf vorzubereiten. Der Gedanke an Tina erfüllte ihn mit leichter Lüsternheit, aber auch mit einem sanften Gefühl der Langeweile, denn er kannte jede der Wonnen, die Tina zu verschenken bereit war. Gelegentlich kam es ihm vor, als sei ihrer beider Verhalten als ein programmiertes Lustmuster in einen Computerlochstreifen gestanzt, das seine persönlichen erotischen Wünsche steuerte.
    Die Gewohnheit stumpft einen ab, dachte er. Wir sind am Ende unserer gemeinsamen Dienstzeit angelangt.
    Aber selbst der Gedanke an eine neue Paarungsgefährtin konnte ihn nicht vollständig aufrichten. Er hatte sich mit Tina auf die rückwärtige Paarung (inklusive Mund- und Handvorspiel von einer halben Stunde) geeinigt, wie sie im dritten Kapitel der Ü BUNGEN DES G ESCHLECHTSVERKEHRS beschrieben wurde. Erik wußte, daß man die Paarung früher ohne die geringste Bildung, ausschließlich in ungestümer Erregung ausgelebt hatte. Es hatte eine Menge Unglück dabei gegeben. Heutzutage wurde den Kindern schon früh eine hilfreiche Paarungstechnik beigebracht.
    Erik erinnerte sich wehmütig an seine ersten Erfahrungen nach dem Eintritt in die Pubertät. Man hatte ihm glücklicherweise eine erfahrene, mütterliche Lehrerin zugewiesen. Die Erfahrungen, die er dabei gemacht hatte, mußte den religiösen Erlebnissen vergangener Zeiten (wie man sie in Büchern beschrieben fand) ähnlich gewesen sein. Im Fieber des Orgasmusʼ waren seine Gedanken aufgelodert, bis sie zu einem Urweiß im Gehirn verschmolzen, als hätte sich sein Körper mit dem Universum vereinigt.
    Tina erschien zur verabredeten Stunde. Erik schenkte ihr ein Glas Wein ein und beobachtete sie, während sie trank, sehr sorgfältig; so, als begegnete er ihr zum erstenmal. Sie war nicht älter als er und wirkte geschmeidig und mollig zugleich. Ihr Haar war schwarz, ihre Augen groß und dunkel. Ihre Nase

Weitere Kostenlose Bücher