Die Tage sind gezählt
daß die junge Frau ihn wegen einer dieser Sexpuppen verlassen hatte. Es erschütterte ihn. In den Kreisen der künstlerisch angehauchten Intellektuellen, zu denen Erik gehörte, war eine solche geschmacklose Geilheit bisher nicht vorgekommen. Sexpuppen waren etwas für Menschen ohne Fantasie.
Eine Sexpuppe ist die ideale Bettgenossin. Der neueste Typ ist mit einem Thermostat, der die Wärme der Haut dem Grad der sexuellen Erregung gemäß regelt, ausgestattet. Der Feuchtigkeitsgehalt der Oberfläche und der inneren Öffnungen, die dem individuellen Benutzer angepaßten Bewegungen sowie die dazugehörigen Geräusche werden mit hohem Realitätsgrad imitiert. Lediglich durch die vollkommene Paarungstechnik sind unsere Puppen von Naturprodukten zu unterscheiden.
Dem Katalog war auch ein wissenschaftliches Gutachten der Verbraucherverbände beigefügt. Männer und Frauen hatten sich im Labor mit den Puppen gepaart. Ihre Mängel waren sorgfältig untersucht, ihre Verzücktheit von den sensiblen Meßgeräten, die im Körper der Testpersonen angebracht waren, aufgezeichnet worden. Man hatte sogar die sexuellen Wunsch träume der Tester analysiert, um den bevorzugten Urtypen auf die Spur zu kommen, und hatte diese Idealbilder mit den vier Standardtypen der Sexpuppen verglichen, die für jedes Geschlecht zur Verfügung standen.
Dabei hatte sich herausgestellt, daß sie genau dem Idealtypus der Tester entsprachen. Die subtile Anpassung der Puppen an die Bewegungen der menschlichen Bettgenossen wurden als sehr befriedigend beschrieben, und auch die Geräusche, die sie von sich gaben, waren in raffinierter Weise zusammengeschnitten, eine Montage von Lustschreien und Stöhnen, die man während der Tests selbst aufgezeichnet hatte.
Die gelangweilte Mißachtung, mit der Erik anfangs den Prospekt gelesen hatte, machte schnell einer unruhigen Wollust Platz. Als er zu Bett ging, hatte er sich bereits entschlossen, den Mustersaal des Sexpuppen-Unternehmens in Augenschein zu nehmen. Der nachfolgende Traum, an den er sich sogar noch am nächsten Tag erinnern konnte, hatte in hohem Maße seinen Entschluß verstärkt.
Der Verkäufer empfing ihn mit derselben glatten Emsigkeit, die Erik erwartet hatte. Im Ausstellungsraum herrschte Betrieb.
»Wie gehen die Geschäfte?« fragte Erik.
»Wir können kaum mit der Produktion nachkommen«, erwiderte der Verkäufer. Erik erkannte am Ton seiner Stimme, daß der Mann nicht log. »Die Puppen scheinen plötzlich in Mode gekommen zu sein. Früher hatten wir nur Kunden aus bestimmten Kreisen. Jetzt scheint es beinahe, als hätten die Menschen von sich selbst genug. Und ich muß Ihnen gestehen, mein Herr, daß diese Puppen wirklich besser funktionieren. Besonders seit diese neuen Modelle auf den Markt gekommen sind, ist der Verkehr von einem derben Vergnügen zu einem raffinierten Genuß geworden.«
Der Verkäufer redete mit dem beinahe hysterischen Frohsinn eines Schlagzeilenmachers, aber man konnte durchaus echte Begeisterung hinter seinen Worten erkennen.
Erik konnte sich nur schwer entscheiden. Es wurden derzeit vier Typen angeboten, männlich wie weiblich, die den elementaren Bedürfnissen entsprachen.
So gab es unterwürfige und herrschsüchtige Frauen, kühle Schönheiten, die erst langsam zur vollen Raserei kamen, und unauffällige Muttergestalten mit bequemen Brüsten, an denen ein Männerkopf ruhen konnte. Bei den Männern gab es breitschultrige Athleten und sanftmütige Kindertypen, grausame Liebhaber und zärtliche Verliebte.
»Wir sind selbstverständlich in der Lage, diese Grundformen in verschiedenen Maßen und Hautfarben zu liefern«, erklärte der Verkäufer. »Für diejenigen, die mit den üblichen Paarungsmöglichkeiten nicht zufriedengestellt werden, gibt es auch Varianten, etwa Zwerge und Bucklige, die natürlich auch teurer sind, weil sie weniger gefragt werden. In der Praxis scheinen unsere Grundtypen meist zu genügen.«
»Ich kann mich schwer entscheiden«, sagte Erik.
»Das kommt öfters vor. Warum nehmen Sie nicht das ganze Sortiment? Schon wegen der Abwechslung. Und es ist eine ganze Stange billiger. Ich habe schon viele in Serie verkauft. Als Geschenk bekommen Sie außerdem dann von uns ein Buch über Gruppensex mit unbekannten Techniken.«
Erik wählte sich eine große, rothaarige Frau, bei der die Sehnsucht schnell geweckt war und die ohne Umschweife alles gab, dann ließ er sich noch eine kleine, schüchternere Puppe einpacken, die langsam zu erobern war und
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