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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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beziehungsweise 33 Milliarden Euro und Portugal bei 10,1 % des BIP beziehungsweise 17 Milliarden Euro. Und diese Defizite wären noch um etwa 1,5 Prozentpunkte größer gewesen, hätten die Länder nicht in erheblichem Umfang auf Transfers von der EU zurückgreifen können. Mir ist nicht bekannt,dass es irgendwann einmal in der Geschichte unabhängige Länder mit solch anhaltend riesigen Leistungsbilanzdefiziten gegeben hat.
    Abbildung 8.2 zeigt die griechische Situation in Analogie zur Abbildung 8.1 . Alle Kurven haben im Prinzip die gleiche Bedeutung wie vorher. Nur die Kurve der Staatspapierkäufe fehlt, weil die EZB die Information dazu nicht auf die einzelnen Länder herunterbricht.
    Abbildung 8.2: Griechenland und die Notenpresse (Januar 2005 – März/Juli 2012)

    Quellen: siehe Abbildung 8.1 .
    Wie man sieht, hat Griechenland sich von Anfang an exzessiv der Notenpresse bedient. In den ersten vier vollen Krisenjahren 2008 bis 2011 hat es sein Leistungsbilanzdefizit offenbar stets mit Target-Krediten geschlossen. Die Target-Kurve führt nicht nur am Ende des Vier-Jahres-Zeitraums zum selben Punkt wie die Kurve des akkumulierten Leistungsbilanzdefizits, was über die vier Jahre hinweg eine Totalfinanzierung mit der Notenpresse anzeigt, sondern auch zwischendrin. Die Griechen haben also über vier Jahre die Güter, die sienetto aus dem Ausland bezogen, nicht bezahlen können, sondern mussten beim EZB-System anschreiben lassen.
    Nur im Jahr 2009 fällt die Target-Kurve geringfügig unter die Kurve des Leistungsbilanzdefizits. Das zeigt temporär in kleinerem Umfang Kapitalimporte normaler Art an. Aber die hielten nicht lange vor, denn schon ein halbes Jahr später floss das Kapital wieder aus Griechenland heraus. Netto ist nichts zugeflossen.
    Müsste Griechenland wieder Drachmen drucken, um damit sein Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, hätte es ein Problem, denn anders als mit den Euros könnte es dafür in Deutschland nichts kaufen. Die Handelspartner würden die Drachme vielleicht zunächst als Zahlungsmittel akzeptieren, doch sie würden sie umgehend wieder abstoßen und jemanden suchen, der damit in Griechenland einkauft. Der Kurs der Drachme würde so weit fallen, bis sich genug Interessenten für die Drachme finden, die in Griechenland irgendwas damit kaufen wollen, seien es touristische Dienstleistungen, Ferienhäuser, Agrarprodukte oder auch hochverzinsliche Risikopapiere des griechischen Staates. Umgekehrt würde für die Griechen alles so teuer, dass sie aufhören würden, ausländische Waren zu kaufen, und ihre Nachfrage wieder auf heimische Produkte richten würden. Es wäre den Griechen also nicht möglich, weiterhin mehr Geld zu drucken, als sie für die eigene Geldversorgung der Bevölkerung brauchen, weil das Ausland nicht bereit wäre, dieses Geld bei sich zu behalten. Nur der Euro bietet die Möglichkeit, Geld zu drucken, das man anderswo hingibt, ohne dass es wieder zurückkommt, und nur er ermöglicht die Finanzierung eines realen Nettoimports von Gütern mit der Druckerpresse. Deshalb hängt Griechenland so sehr am Euro, im doppelten Sinne.
    Neben den Target-Krediten hat Griechenland in erheblichem Umfang Hilfskredite empfangen. Die Leistungen begannen im Mai 2010 mit dem ersten Hilfspaket in Höhe von 110 Milliarden Euro, an dem auch der IWF beteiligt war und von dem schließlich 73 Milliarden Euro ausgezahlt wurden. Dann wurde im März 2012 ein zweites Paket im Volumen von 173 Milliarden Euro aufgelegt. Bis zum aktuellen Rand, dem Juli 2012, sind ungefähr 148 Milliarden an solchen Hilfsgeldern geflossen, wobei schon berücksichtigt ist, dass Griechenland selbst sich an den Hilfsaktionen für die anderen Länder im Umfang von 1 Milliarde Euro beteiligt hat. In der Abbildung sind diese Hilfen wieder durch die grüne Fläche dargestellt.
    Rechnerisch hatten diese offiziellen Hilfen ziemlich genau dasselbe Volumen wie die Kapitalflucht aus Griechenland, denn die Target-Kredite allein reichten gerade aus, das Leistungsbilanzdefizit zu bezahlen. Die intergouvernementalen Gelder, die Griechenland gewährt wurden, führten gar nicht dazu, dass dieses Land weitere Güter aus dem Ausland bezog, denn sie flossen postwendend wieder zurück in die Kernländer, vermutlich zum größten Teil an die Gläubigerbanken, die auf diese Weise einen Teil ihrer Kreditforderungen gegen Griechenland retten konnten. Man hört aber auch viel von einer Kapitalflucht reicher Griechen selbst.
    Bemerkenswert ist,

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