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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Studium aller Glaubenslehren empfiehlt, da Gott nun einmal die ganze Welt geschaffen hat, zählt kaum noch in Spanien.«
    »Der Kaiser schätzt Erasmus«, warf Tavera ein. »Vielleicht besteht Hoffnung, dass wir eines Tages in aller Offenheit über die letzten Dinge sprechen können.«
    »Über die letzten Dinge«, sagte Fadrique, »würde ich lieber schweigen – in jeder Sprache. Aber die Stimme Luthers ist laut und verschreckt den Kaiser. Ich fürchte, dieser Wittenberger Mönch wird den Ton der kommenden Zeit angeben und die Fronten werden sich verhärten. Eiferer werden auf beiden Seiten streiten.«
    »Luther sollte brennen!«
    Fadrique lächelte leise. »Nein, niemand sollte für seine Überzeugungen brennen. Schon gar nicht durch die Hände von Christen. Das Evangelium der Liebe gehört zu den schönsten Glaubensbekenntnissen der Menschheit. Es ist ein trauriges Zeichen unserer Zeit, dass die Kirche lieber die Leiden Jesu betont, statt von seinen Freuden zu berichten.«
    Tavera räusperte sich. »Wie auch immer. Der Legat des Papstes hat zugesagt, das Protokoll deiner Aussage noch heute Nacht zu prüfen. Falls deine Einwände gegen eine Hinrichtung Lunettas überzeugend sind, wird er dem Kaiser ihren Fall vorlegen. In jedem Falle gewinnen wir damit Zeit.«
    Fadrique näherte sich dem Schreibtisch des Bischofs. Er stützte die Hände auf die Platte und schaute Tavera eindringlich an. »Ich nicht, aber Ihr. Werdet Ihr nach meinem Tod alles tun, um das Kind zu beschützen?«
    »Ich tue, was in meiner Macht steht.«
    »Euer erzbischöfliche Gnaden, bislang hat die Inquisition sich nur selten mit der Hexerei beschäftigt. Sie lehnt den Hexenglauben sogar ab! Die Auslöschung von Glaubensabweichlern, Juden und Mauren war ihr blutiges Geschäft.«
    »Das du, so gut es ging, unterlaufen hast.«
    »Meine Zeit ist um, aber wir müssen verhindern, dass diese Drachensaat weiter aufgeht. Die Kirche darf nicht fortfahren, jeden ihrer Anhänger zu verdächtigen! In Galicien ist der Glaube an Hexen verbreitet. Eine heidnische Tradition. Wenn die Kirche anfinge, diesen Aberglauben ernst zu nehmen, würden neidische Nachbarn einander des Schadenszaubers anklagen. Jeder Bauer, dessen Kuh kränkelt, fände rasch eine ihm verdächtige Frau. Jeder Kaufmann könnte seinen Konkurrenten anschwärzen. Am Ende würde jeder jeden verdächtigen und niemand mehr sicher sein.«
    »Niemand, der es nicht verdient hat«, fuhr scharf die Stimme Aleanders dazwischen.
    Ärgerlich schaute Tavera hoch. Der Sekretär war so lautlos mit Aleander zurückgekehrt, wie er verschwunden war. Er huschte zu seinem Schreibpult. Aleander näherte sich dem Schreibtisch des Bischofs. Er bemühte sich, sein Hinken zu unterdrücken. Die bedächtige Gangart machte ihn einem seitwärts laufenden Krebs ähnlich.
    »Ihr habt mich gerufen, um einen Disput mit diesem Ketzer zu führen?« Voll Abscheu streifte sein Blick den Padre.
    Tavera bedeutete Aleander, Platz zu nehmen.
    »Danke, ich stehe lieber. Habt Ihr keine Soldaten zu seiner Bewachung hier?«
    Tavera verzog den Mund. »Padre Fadrique gab mir sein Ehrenwort!«
    Aleander wirbelte herum. »Ihr glaubt an das Ehrenwort eines überführten Ketzers? Ich hoffe nicht, dass Euer Sekretär das mitschreibt.« Das Kratzen einer Feder verriet das Gegenteil, und Tavera schloss schnell den Mund.
    »Nun«, wandte der Dominikaner sich an Fadrique, »was hast du mir in Bezug auf deinen teuflischen Schützling Lunetta mitzuteilen?«
    Fadrique reckte das Kinn. »Ich bin hier, um Zeugnis abzulegen über ein Wunder, das der Apostel in seiner Kathedrale gewirkt hat.«
    »Du nennst den Mord an einem Mönch ein Wunder?«
    »Ich nenne ein Wunder, dass Spaniens Schutzpatron ein stummes Mädchen sprechend gemacht hat, um einen Mörder anzuzeigen!«
    Tavera schaute irritiert hoch.
    »Das Kind ist stumm?«
    »Es war stumm«, sagte Fadrique ruhig. »Stumm, seit es die Verbrennung seiner Mutter hat miterleben müssen. Gott nahm ihr die Sprache.«
    »Stumm, tatsächlich stumm ...«, murmelte der Bischof.
    »Wie genügend Menschen bezeugen können«, sagte Fadrique. »Sie gewann die Sprache durch das heilige Wirken des Apostels zurück, um mich anzuklagen! Das erschütterte mich tief. Darum stehe ich hier, darum bekenne ich mich zum bedauerlichen Abfall von der reinen Lehre.«
    »Du lügst«, schrie Aleander.
    »Nein, ich bin geläutert«, erwiderte Fadrique freundlich. »Was ich lehrte, erzürnte Gott. Ich predigte die Gleichberechtigung und

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