Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
Vom Netzwerk:
beliebt, viele Talente gingen aus seiner Schule hervor und in die ganze Welt, sogar in die Neue, nicht wahr?«
    Tavera bemerkte, dass Aleander vor Wut zitterte. Endlich fasste der Dominikaner sich und wandte sich zum Gehen.
    »Dafür wird dein Liebling Corriano brennen«, sagte er kalt, während er zur Tür hinkte.
    »Du hast ihn begnadigt«, protestierte Tavera. »Er ist ein freier Mann, der in Frieden seinem Handwerk nachgeht! Er ist ein Mann des Kaisers!«
    Aleander wandte seinen Kopf. »Begreife endlich, dass ich Herrscher über Leben und Tod in Santiago bin. Ich! Und Gottvater selbst.«

6
    Es war dunkel, als der Karren des Maragato über die schmale Rua Nueva rumpelte. Die wenigen nächtlichen Passanten bekreuzigten sich beim Anblick der Fracht. Ein Sarg ragte über die Ladefläche. Goswin ging hinter dem Karren her, trug eine Fackel und führte sein Pferd beim Zügel.
    Er wies den Fahrer des Karrens an zu warten, während er auf ein zweigeschossiges Steinhaus zuging, das gegenüber einer kleinen Kirche lag.
    Goswin hämmerte gegen das hölzerne Tor. Dreimal musste er klopfen, bevor er im Hof Schritte vernahm. Statt des Tores wurde eine Holzluke aufgerissen. Hinter dem eisernen Muster eines Gitters sah er das Gesicht einer Magd. Misstrauisch tasteten ihre Blicke den Besucher ab. »Wir geben nichts, verschwinde«, herrschte sie den Soldaten an.
    Goswins Gesicht wurde finster. »Ich habe etwas abzuliefern!«
    »Was?«
    »Einen Sarg.«
    Das Gesicht der Magd wechselte die Farbe. Mit aufgerissenen Augen unterzog sie den Besucher einer erneuten Prüfung und schlug die Hand vor den Mund.
    »Du bist Soldat?«
    Goswin nickte.
    »Ein Sarg? Ist es der Leichnam von el conde ...? Wir glaubten immer noch, er lebt! Madre de dios , er kann nicht tot sein. Welches Unglück!«
    »Macht nicht solches Geschrei!« Goswin sah sich unbehaglich in der Gasse um. »Öffnet das Tor, sofort. Und schickt mir zwei starke Knechte.«
    Die Magd gehorchte. Wenig später wuchteten Goswin, der Maragato und zwei stämmige Burschen den Sarg vom Wagen und trugen ihn in den Patio des Hauses. Sie setzten den Sarg vorsichtig auf einem steinernen Tisch ab. Goswin nahm die Wunder des Innenhofes in sich auf. Sein Boden war mit maurischen Mosaiken geschmückt, in der Mitte plätscherte ein Springbrunnen. Ringsum schauten Balkone auf den Hof hinab, und Kaskaden von Blüten rieselten über ihre geschnitzten Geländer. Schon von außen war das Haus prachtvoll, doch hinter der Fassade entfaltete sich der wahre Reichtum seines Besitzers.
    Die Dienstboten des Hausherrn knieten sich um den aufgebahrten Sarg und begannen zu beten. Die Magd schluchzte hemmungslos. Goswin biss sich auf die Lippen. Verdammt, das war ein gottloses Schauspiel. Man hielt fromme Menschen nicht so zum Narren. Und wie sollte er ihnen nun beibringen, dass sie nicht ihren vermissten Herrn betrauerten? Noch dazu mit seinem dürftigen Spanisch.
    Ein Klopfen beendete den Spuk oder ließ ihn beginnen, je nach Betrachter. Das Klopfen kam aus dem Sarg und ließ die Magd aufschreien. Die Knechte sprangen auf die Füße. Alle wandten ihre Gesichter Goswin zu, der den Mund öffnete und wieder schloss. Dann sprang er beherzt auf den Sarg zu und öffnete die Verriegelungen des Deckels.
    Es war der Maragato, der die verschreckten Dienstboten beruhigte. »Falsche Lieferung«, knurrte er. »Regt euch nicht auf, wir haben hier keinen toten Grafen. Nur dessen Frau.«
    »Seine Frau «, schrie die Magd.
    Goswin hatte den Deckel beiseitegeschoben.
    »Erkläre du das«, brummte er, während er Sidonia die Hand reichte, um ihr hochzuhelfen.
    Als ihr Gesicht über dem Rand des Sarges erschien, fielen die Dienstboten wieder auf die Knie, beteten, bekreuzigten sich, drehten die Augen zum Himmel.
    Sidonia kletterte aus dem Sarg und schüttelte ihre Kleider aus.
    »Bitte, beruhigt euch doch. Ich bin keine Tote. Ich wusste nur nicht, wie ich ...« Sie brach ab. Solche Erklärungen brachten sie nicht weiter. Es war Zeit für einen Rollenwechsel. Stolz reckte sie das Haupt.
    »Steht auf. Sofort«, befahl sie in einem Ton, der Doña Rosalia zur Ehre gereicht hätte. »Ich bin Sidonia van Berck, die neue Gräfin von Löwenstein und Ehefrau Adrian von Löwensteins, eures Hausherrn. Ich will keine weiteren Gebete. Ich möchte etwas essen und ein Zimmer.«
    »Aber ...«, protestierte die Magd.
    »Keine Widerrede«, sagte Sidonia. »Sind Briefe aus Köln für mich eingetroffen? Briefe von meiner Schwiegermutter Doña

Weitere Kostenlose Bücher