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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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konzentrieren, sie konnte keine Pläne schmieden. Nicht bevor ...
    Wieder schlug die Glocke der nahen Kirche an. Elf und ein halber Schlag. Ihr Herz klopfte unruhig. Was sollte sie nur tun? Unentschlossen griff sie nach den Briefen, als ein leises Pochen ertönte. Sidonia flog zur Tür und riss sie auf. Niemand außer Goswin stand im Gang.
    »Wo ist er?«
    Goswin schaute zu Boden.
    »Sag nicht, dass er mich nicht sehen will!«
    »Er will dich sehen.«
    »Wo?«
    »In der Kirche gegenüber. Aber nicht länger als eine Viertelstunde. Ich soll hereinkommen, wenn die Glocke zwölf schlägt.«
    Sidonia riss ihren Umhang vom Haken, rannte an ihm vorbei in den Gang und eilte die Treppe hinab.
    Goswin folgte ihr langsam. Er wusste, dass ihre Hoffnung in wenigen Augenblicken in graues Elend umschlagen würde. Eine Viertelstunde? Keinen Wimpernschlag würde es dauern, ihr begreiflich zu machen, dass ihre Liebe vergebens war. Und das, obwohl Gabriel nun die ganze Wahrheit kannte.

8
    »Du spielst wieder mit deinen Karten?«
    Entsetzt sprang Lunetta von dem Strohhaufen hoch, der ihr Lager war. Das Licht der Fackel, die Aleander vor sich hertrug, blendete sie kurz. Dann erkannte sie den Mönch, der krachend die Zellentür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
    »So stumm? Rede mit mir! Du kannst es doch, kleine Hexe!«
    Lunetta drängte sich gegen den feuchten Stein der Mauern. Aleander beugte sich zu ihrem Lager hinunter und griff nach einer der Karten.
    »Wessen Schicksal betrachtest du in diesem Bilderbuch des Teufels?«
    Er sah das Bild einer Frau an, die in einer blühenden Landschaft stand und einen Falken auf der linken Hand balancierte. »Soll das Sidonia sein? Ich muss dich enttäuschen! Sie wird dich nicht retten. Sie ist tot.«
    »Das ist nicht wahr«, entfuhr es Lunetta.
    Aleander grinste und schnippte die Karte zu Boden.
    »Meine Soldaten schössen sie vor einigen Tagen auf dem Rabanalpass nieder. Zusammen mit einem Jüngling, der ihr letzter Geliebter war. Sie starb, wie es sich für eine Hure gehört. Ihr schöner Leib ist sicher längst die Beute der Raben.«
    Lunetta bemerkte, dass Aleanders Stimme bei diesen Sätzen schwankte. Glaubte er nicht an den Tod Sidonias? Log er? Sie reckte das Kinn. »Diese Karte steht für das Glück und die Freundlichkeit des Schicksals.«
    Aleander senkte die Fackel und hielt sie dicht vor Lunettas Gesicht. Das Mädchen zuckte zurück.
    »Du fürchtest die Flammen, nicht wahr? Du kennst ihre abscheuliche Wirkung!«
    Lunetta schloss die Augen. Die Bilder würden sie nie verlassen. Die blaue Aureole, die sie um das Gesicht ihrer Mutter bildeten, während ihr Haar in Flammen aufging. Der Geruch nach verbrannter Haut, die Blasen, die sich an ihren nackten Armen und auf ihrer Brust bildeten. Bilder, die sie für mehr als ein Jahr hatten verstummen lassen. Das Gesicht, das sie während der Messe entdeckt hatte, würde diese Bilder nie auslöschen – aber es war Ansporn und Trost genug gewesen, um ihr die Sprache zurückzugeben. Der Herr stand an ihrer Seite.
    Aleander lächelte befriedigt, er wusste, dass Lunetta dieselben Bilder sah wie er. Wie gerne hätte er auch Sidonia so brennen sehen! Ihre samtene Haut schwarz von öligem Ruß, ihr Haar eine lodernde Fackel. Doch die Bilder, die er sich ausmalte, blieben zu seinem Ärger unbefriedigend. Verfluchtes Weib! Würde sie ihn – ähnlich wie Zimenes – als ewiger Schatten verfolgen? Ärgerlich wandte er sich wieder Lunetta zu.
    »Deiner Mutter habe ich die Gnade der Garotte gewährt. Der Henker erdrosselte sie mit dem eisernen Knebel, bevor er Feuer legte. Du darfst nicht mit solcher Gnade rechnen. Na, glaubst du immer noch an die Freundlichkeit des Schicksals und an das Glück?«
    Lunetta öffnete die Augen und warf den Kopf nach hinten. »Wie sonst könnte man den Erfolg von Menschen erklären, die aller Welt verhasst sind?«
    »Du meinst mich?«
    Lunetta antwortete nicht.
    »Nun, du könntest deinem Glück ein wenig nachhelfen. Sag mir, wo Fadrique ist, und du bist frei.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht hilft ein Blick in deine Karten? Los, zieh eine, und beweise mir, wie gut deine Verbindung zum Teufel ist.«
    »Gott und seine Engel gaben mir das zweite Gesicht.«
    Aleander schüttelte höhnisch den Kopf. »Wie schade, dass du bereits verurteilt bist, deine Verstocktheit würde selbst den Bischof erschaudern lassen. Die Offensichtlichkeit deiner Sünden hat dir die Folter erspart. Aber dem Quemadero entkommt eine

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