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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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die Brust bis zum Rücken aufriss.
    Für einen Augenblick hieß er den köstlichen, exquisiten Schmerz willkommen, es war ein ungeahnt intensives Gefühl. Vollkommener als alles, was er je in seinem Leben gefühlt hatte. Erst als der Schmerz sich seines ganzen Körpers bemächtigte, erhob er ein gräuliches Geschrei und fiel röchelnd zu Boden. Er wand sich jaulend. Blut schoss aus seinem Mund, während seine Kutte weiter Feuer fing.
    »¡Un milagro!¡Un milagro!« , brüllte die Menge, einige fielen auf die Knie.
    Fürwahr, dieses Flugtier war ein Wunderwerk. Wenn auch keine Taube Gottes. Bischof Tavera kämpfte sich von der Tribüne herab.
    »Löscht alle Feuer«, schrie er. »Löscht alle Feuer! Sofort! Der Herr gab ein Zeichen.«
    Die Knechte des Henkers eilten zu den bereitstehenden Wasser-und Sandeimern, mit denen überspringende Feuer verhindert werden sollten. Selbst die Soldaten der Santa Hermandad griffen zu den Löscheimern. Bald verhüllte Qualm die Richtstätte. Jemand erklomm den Haufen, auf dem Fadrique stand.
    Sidonia nutzte den Tumult und folgte Tavera. Sie hatte den Flug des wundersamen Vogels genau verfolgt. Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie das Dach der Kathedrale ab, der Rauch biss in ihren Augen.
    Tavera kniete sich neben den jaulenden und Blut spuckenden Aleander, dessen Kutte von Löschwasser durchtränkt war. Doch nicht das Leiden des Dominikaners interessierte ihn, sondern der Vogel, der auf seinem Rücken lag und dessen Schnabel in einer grauenerregenden Wunde steckte. Es gab für Tavera keinen Zweifel daran, wer diesen Vogel gestaltet hatte. Er kannte die Machart. Corriano hatte sich mit seinem letzten Werk selbst übertroffen! Der mörderische Flugapparat war einem Falken nachgebildet. Er glich einem der Jagdspielzeuge, die der begabte Ingenieur einst für Tavera gefertigt hatte, um lahmende Füchse zu töten. Dieses präzise Instrument war weit ausgefeilter und geeignet, einen Löwen zu erlegen! Einen hinkenden Löwen. Tavera kicherte. Sein Blick suchte den Uhrmacher, der gefesselt vor seinem Scheiterhaufen lag. Mehr tot als lebendig und von den Flammen entsetzlich entstellt. Aber: Er lebte! Er lebte!
    Wie und wann hatte er dieses mechanische Tier entwickelt, und wer hatte es abgeschossen? Steckte der Padre dahinter? Oder seine Helfer? Etwa diese Frau? Die Hexe! Wo steckte sie nur? Tavera erhob sich. Um ihn herum schien der ganze Platz in Bewegung. Er würde den Urheber des Wunders später suchen müssen. Nun galt es, den Pöbel im Zaum zu halten, der herandrängte, um das Wunder in Augenschein zu nehmen.
    Das musste verhindert werden!, entschied Tavera sofort. Wunder vertrugen keine prüfenden Blicke. Wunder mussten sinnvoll verwaltet werden. Die Legendenbildung durfte nicht irgendwelchen Volkslümmeln überlassen werden. Schon gar nicht in der Pilgerstadt Santiago, die von den Wundern des Jakobus herrlich lebte. Die gescheiterten Befreier Fadriques hatten Jakobsmäntel getragen. War es möglich, dass der Heilige eingegriffen hatte? Unsinn, schalt sich Tavera, aber all diese Umstände boten Gelegenheit, den Geschichten um den heiligen Jakobus eine weitere hinzuzufügen: ein echtes Santiagowunder, das die Jahrhunderte überdauern würde.
    Der Vogel war von der Apostelkirche herabgestürzt. Oh, daraus ließe sich einiges machen! Einiges. Sein Blick wanderte fasziniert nach oben. Ein Schatten huschte über die Dachtraufe. Der Schatten eines Mönches! Tavera raffte seinen Prunkmantel und wandte sich gebieterisch an die Soldaten.
    »Treibt das Volk auseinander. Räumt den ganzen Platz! Und schickt Männer auf das Dach. Ergreift jeden, der sich dort herumtreibt, und bringt ihn in meinen Palast.«
    »Was soll mit dem da geschehen?« Ein Soldat tippte mit der Spitze seines Stiefels gegen den leblosen Leib Aleanders.
    »Schickt nach einem Arzt oder besser nach einem Priester.«
    »Wenn ihr erlaubt, werde ich mich darum kümmern.«
    Tavera wirbelte herum. »Fadrique!«

15
    Sie fanden sich auf dem Dach der Kathedrale. Der Lärm der Welt war hier nur ein fernes Summen. Der Wind pfiff den steinernen Teufel in den Dachrinnen durch die Schlünde, sang in den Glockentürmen, jaulte in den Fallrohren aus Blei. Er blähte den Mantel des jungen Pilgers, der sich suchend umsah, genau wie die Kutte eines Mönches, der hinter einem kunstvollen Katapult stand.
    »Gabriel!« Mehr brachte Sidonia nicht heraus. Sie lief mit fliegendem Mantel zum Rand des Daches. Gabriel wandte sich um. Seine Augen wurden

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