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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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einen der ihren geschont.«
    »Er wird den Rest seines Lebens von der Welt abgeschlossen sein. Allein mit seinen Dämonen! So wie die Mutter des Kaisers in ihrem Turm. Nicht umsonst nennt man sie Johanna die Wahnsinnige. Glaubt mir, Aleander wird schlimmere Qualen leiden, als jede körperliche Tortur ihm zufügen könnte. Er hat eine Chance auf Läuterung, falls er sich Gott öffnet, und das sollte immer unser Ziel sein!«
    »Wer garantiert dafür, dass er nie mehr freikommt?«
    »Ich werde an seiner Seite dem Kloster beitreten.«
    »Du? Warum dieses Opfer?«
    »Ich habe meine Gründe.«
    Bevor Tavera antworten konnte, kehrte Gabriel in Begleitung Estrellas zurück. Beide trugen Eimer und Fläschchen. Gabriel entriegelte eine Fensterluke. Licht und Luft strömten in die Krankenzelle. Estrella kniete sich neben den erwachenden Aleander und starrte fasziniert auf seine Wunde.
    »Ich werde dir zeigen, wie man den Verwundeten wäscht und versorgt«, sagte Gabriel zu der Schwester, »aber zunächst muss ich ihn nähen. Ich hoffe, du bist stark genug, den Anblick zu ertragen.«
    »Ich habe gelernt, mit dem Anblick von Schmerz zu leben«, sagte Estrella – ein wenig zu begeistert.
    Mit aufforderndem Blick wandte Gabriel sich an Tavera. Nur allzu gerne folgte der Bischof dem stummen Befehl und floh aus der Zelle.
    Der Padre wandte sich in der Tür noch einmal um. »Ich danke dir, Gabriel.«
    »Nicht nötig. Als Arzt habe ich einen heiligen Eid geschworen, den Kranken und Versehrten zu helfen.«
    »Du warst immer mein bester Schüler.«
    »Nicht immer.«
    »Der gute Schüler ist folgsam und gelegentlich kritisch, der beste überwindet seinen Lehrer und sucht neue Wege. Ich habe dich zum Mann des Wortes erziehen wollen, aber du erkanntest, dass du als Arzt weit Größeres leisten kannst. Du hast einen forschenden Geist. Männern wie dir gehört die Zukunft.«
    Gabriel straffte die Schultern. »Meine Zukunft gehört niemandem außer Gott.«
    »Du bist stur, Gabriel Zimenes.«
    »Nur beharrlich! Auch das lernte ich von dir.«
    »Ich wünschte, ich könnte mich darüber freuen. Gabriel, du bist mir wie ein Sohn gewesen, und wie ein liebender Vater rate ich dir: Folge deinem Herzen. Aleanders Beispiel sollte dich lehren, was es heißt, aus falschen Impulsen heraus ein Leben als Mönch zu führen.«
    Gabriels Gesicht rötete sich vor Zorn. »Du vergleichst mich mit Aleander?«
    »Nur insofern auch du glaubst, deine Leidenschaften ersticken zu können. Eine versteinerte Seele ist ein Verrat an Gott und seiner Liebe zu uns. Du bist ein Kämpfer, kein Mönch. Du solltest lernen, zunächst für dich selber einzutreten, bevor du deine Liebe der ganzen Menschheit widmest.«
    Gabriel wandte sich ab. »Aleander ist außer Lebensgefahr. Morgen breche ich auf. In La Coruña, heißt es, wird ein Schiff für die Fahrt ins Neue Indien gerüstet. Warum kommst du nicht mit?«
    Der Padre schüttelte den Kopf. »Mein Platz ist hier bei Aleander. Hätte ich gehen wollen, hätte ich es vor Jahren getan – mit Doña Rosalia.«
    »Aber das hast du nicht.«
    »Meine Liebe war zu schwach, und Gott wies mir einen anderen Weg.«
    »So wie mir.«
    Der Padre schüttelte wieder den Kopf. »Glaubst du das wirklich? Ich habe lange dem Hochmut gefrönt, dass mein Leben vielen von Nutzen ist. Nun, ich rettete einige Menschen, aber ich vernachlässigte den einen, um dessen Seele ich hätte kämpfen müssen, gerade weil er mir zuwider war.«
    »Du sprichst von Aleander?«
    Fadrique nickte. »Ihn hätte ich führen müssen. Nicht als Padre, sondern als sein Vater. Er war die Aufgabe, die Gott mir stellte, und ich habe versagt. Durch meine Versäumnisse brachte ich Leid über viele. Aleanders Taten sind auch mir und meiner Unfähigkeit zu lieben anzurechnen.«
    Gabriel öffnete den Mund zum Protest, Fadrique brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Nein, widersprich mir nicht. Wie Aleander spielte ich gelegentlich Gott – wenn auch zu anderen Zwecken. Begehe nicht den gleichen Fehler, du wirst ihn teuer bezahlen.«
    Gabriel wandte sich wortlos um. Voller Widerwillen schaute er auf den erwachenden Aleander hinab und auf Estrella, die mit abstoßender Zärtlichkeit seine Wunde reinigte.
    Fadrique legte eine Hand auf seine Schulter. »Ich bitte dich, geh nicht schon morgen. Bleib einige Tage, und überdenk deinen Entschluss.«
    Gabriels Blick blieb auf Estrella gerichtet. »Du musst schneller arbeiten, ausgiebige Berührung bereitet ihm Qualen«, wies er sie

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