Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Messer aus dem Haus van Berck gefunden wurde.«
Sein Kollege winkte ab: »Diese Messer sind überall in Gebrauch, darum ist der Mann doch so reich.«
»Dieses Messer trägt sein persönliches Wappen und – welche Hoffart – auch das Wappen der Löwensteins.«
Rinkenpfuhls Augen verengten sich zu Schlitzen. »Er lässt bereits Messer mit dem Löwensteinwappen schmieden?«
»Und verschenkt sie an Mörder«, ergänzte Schlosstedt.
»Ihr meint ...? Nein, das macht doch keinen Sinn. Warum sollte er seinen Reliquienhändler ermorden lassen?«, rätselte Rinkenpfuhl.
»Vielleicht war es sein missratener Sohn, der zustach? Jeder weiß, dass er antikatholische Reden schwingt und Aufruhr will.«
»Den wir mit van Bercks Waffen würden niederkämpfen müssen«, schäumte Rinkenpfuhl. »Am Ende verdient er immer!«
»Er hätte also Interesse an einem bewaffneten Aufstand gegen den Klerus«, trieb Schlosstedt seine Spekulationen auf die Spitze.
»Du meinst, der alte van Berck schürt heimlich den Pfaffenhass? Was für ein teuflischer Gedanke!«, frohlockte Rinkenpfuhl.
»Krieg ist sein Geschäft«, bemerkte Schlosstedt.
»Nun, um ehrlich zu sein, würde man sich fast wünschen, dass das Volk den Prälaten ein Feuerchen unterm Hintern anzündet. Vielleicht wären sie dann bereit, Steuern auf ihre Handelsgüter, Gewerbe und die testamentarischen Schenkungen zu zahlen. Wenn es so weitergeht wie jetzt, gehört der Kirche bald halb Köln, und wir verlieren allen Einfluss.« Rinkenpfuhl nahm einen Schluck aus seinem Pokal.
Schlosstedt konnte auch der Wein nicht beruhigen. »Das Volk ist unberechenbar, sein Zorn wechselt rasch die Richtung, und seine Treue zum Rat welkt schneller als Salatköpfe. Stell dir vor, Claas’ Zunftgenossen erfahren von seinen Schiebereien und Bestechungen! Das Haus würden sie dem Kerl in die Luft jagen, und unseren Rat dazu.«
»Wenn uns Gefahr droht, werden wir van Berck schon die Hände binden. Wir wissen genug, um ihn als Sündenbock an den Pöbel zu liefern. Hier ist einiges faul! Er ist und bleibt ein Lumpenclaas.« Augenzwinkernd stießen die Ratskollegen ihre Pokale gegeneinander.
Ein Kanonendonner ließ die Herren zusammenzucken. Blutrot schwappte ihr Wein auf das Steinpflaster.
»Darf ich den Herren nachschenken«, fragte ein munterer van Berck, der wie aus dem Nichts hinter ihnen aufgetaucht war. »Prächtig. Prächtig. Jetzt ist der Vogel auf dem Neumarkt also geschossen, meine Freunde! Herrlicher Kanonendonner. Mein niederländisches Pulver hat beachtliche Sprengkraft. Die Flamen verfeinern es, indem sie ihr Wasser darüber abschlagen. Muss stark wie Pferdeharn sein, so wie es riecht.«
Rinkenpfuhl und Schlosstedt schnupperten.
Claas van Berck griff sich eine Fackel und deutete mit ausladender Geste auf den Gebäudetrakt in ihrem Rücken. »Im Lagerhaus hinter Euch verwahre ich einige Fässer davon. Staubtrocken.«
»Das ist gegen das Gesetz! Pulver darf nur im Zeughaus und außerhalb der Stadtmauern gelagert werden!«
Van Berck grinste. »Oh, keine Angst, die Fässer sind gut bewacht. Ich benötige sie, um meinen Kunden kleine Kostproben der Sprengkraft zu geben! Habt Ihr Interesse an einer Vorführung?«
Rinkenpfuhl und Schlosstedt entfernten sich hastig in Richtung Festsaal.
»Hasenfüße«, murmelte van Berck, »würde zu gern wissen, ob Ihr Euch auch darüber austauscht, wie viel ich jedem von Euch zustecken musste, damit Ihr Lambert einen Geleitbrief für die Mission zum Kaiser nach Spanien verschafft!« Lambert! Wo steckte dieser Nichtsnutz nur! Was Sidonia ihm am Nachmittag über ihn berichtet hatte, war mehr als ärgerlich. Köln in seinen Grundfesten erschüttern! Pah. Nun gut, Lambert würde bald nach Spanien reisen und ... Die schlanke Gestalt eines Fremden erregte van Bercks Aufmerksamkeit.
»Guten Abend, mein Herr. Helft mir auf die Sprünge, ich glaube, ich vergaß Euren Namen.« Claas van Berck warf dem Mann in spanischer Tracht einen lauernden Blick zu.
» Buenas noch es! Mein Name ist Gabriel Zimenes, ich bin der Dolmetscher der Kölner Gesandten, die sich demnächst zum Kaiser nach Spanien einschiffen werden.«
Claas van Bercks Gesicht hellte sich auf. »Ah, vortrefflich. Ich muss Euch später meinem Sohn vorstellen, der an der Mission teilnehmen wird. Und Ihr müsst meinen Ehrengast, den Ritter Adrian von Löwenstein, kennen lernen. Er ist gerade aus Iberien heimgekehrt.«
Gabriel Zimenes’ Gesicht nahm den Ausdruck vollkommener Verblüffung an:
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