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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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einen Menschen gäbe, der ihr Geld geben und zur Flucht verhelfen könnte.
    »Komm ins Haus, Sidonia, ich habe mit dir zu reden!«
    Sidonia fuhr herum und wusste mit einem Mal, dass im Eingang zum Weinkeller die einzige Person stand, die verzweifelt und entschlossen genug war, um sich mit ihr zu verbünden.

27
    »Bist du sicher, dass das Pferd schnell genug ist?«
    »Mein Vater hat einen denkbar einfachen Geschmack, er kauft von allem nur das Beste. Der Rappe sollte ein Geschenk für Adrian sein.«
    »Dir wird wenig Zeit bleiben, wenn man das Klappern der Hufe auf dem Hof vernimmt. Aleander wird dir sofort Verfolger auf den Hals hetzen!«
    »Hier sind Lappen. Hilf mir, sie um die Hufe des Tieres zu binden! Das wird die Entdeckung hinauszögern.« Das Licht eines Kienspans warf die Schatten zweier Gestalten an die Stallwand, die sich still ans Werk machten.
    »Geschafft!« Sidonia streifte sich Reithandschuhe über die Hände. Schmerz durchzuckte sie, als sie das Leder über den Schnitt am linken Handgelenk zog.
    »Oh Sidonia! Gott gebe, dass Aleander erst weit nach dem Morgengrauen erwacht!«
    Sidonia führte ihr Pferd zur Stalltür. »Der Wein, den du ihm gabst, wird ihn lange in seinen bösen Träumen festhalten«, sagte sie kalt und spuckte aus.
    »Dank Meister Siebenschöns Schlafmohnpulver. Aber sobald Aleander dein leeres Bett entdeckt, wird er dich jagen lassen! Er wird alles tun, um zu verhindern, dass du seinen Bruder Adrian findest, falls er wirklich noch lebt!«
    »Daran will ich glauben, und mit dem Teufel im Nacken werde ich umso schneller reiten«, sagte Sidonia und schob ihr gekürztes Haar unter ein Barett.
    Der Singsang des Nachtwächters erklang vor dem Tor des Hofes. Er kündigte die fünfte Stunde des Tages an und erinnerte alle Bürger daran, auf offene Feuer und brennendes Licht zu achten. Im Gesindetrakt regten sich die Mägde. Sidonia verschloss dem Rappen das Maul, bis der Nachtwächter weiterzog. Die Dunkelheit ging in Dämmerung über.
    »Welches Stadttor willst du nehmen?«
    »Die Eigelsteinpforte. Dort öffnet man früh, um die Kohlbauern und Viehtreiber zum Markt einzulassen. Es sind nur wenige enge Gassen bis dahin, und ich bin schnell zwischen den Weingärten und Feldern vor der Mauer.«
    »Bis zur Eigelsteinpforte musst du ein gefährliches Viertel passieren! Dort haust Lumpenpack.«
    Sidonia lachte. »Umso besser, sie werden mich nicht erkennen. Dorthin habe ich nie Ausflüge unternommen! Sei unbesorgt, dank eines so schnellen Pferdes und in meinen neuen Gewändern fühle ich mich sicherer als je zuvor.«
    »Trotz aller Verwandlung wirkst du sehr jung!«
    Sidonia bückte sich und griff sich eine Hand voll Stroh, fuhr sich damit durchs Gesicht. Lehmspuren verdeckten ihre Haut und gaben ihr ein verwegenes Aussehen.
    »Besser? Dank der Waffe wird man mich mit Freuden in einen Kaufmannszug nach Antwerpen aufnehmen.« Sidonia klopfte auf den Degen und führte ihr Pferd über den Hof. Ihre Begleitung folgte.
    »Weißt du einen Degen zu benutzen, wenn dir Gefahr droht?«
    »Ich habe mit Lambert von Kindesbeinen an Fechtspiele geübt und stets gewonnen.« Sidonia zog das Pferd auf die Gasse. Ein letztes Mal ließ sie ihren Blick über das Haus des Kaufmanns gleiten.
    »Ich hoffe, das Geld, das ich dir geben konnte, reicht für die Schiffspassage nach Spanien.«
    Sidonia entfernte die Lappen von den Hufen des Rappen. Der Kot der Gasse würde jedes Geräusch schlucken. Dann setzte sie den Fuß in einen Steigbügel. »Wenn das Geld nicht reicht, werde ich mir in Vaters Kontor in der Scheidestadt mehr besorgen. Schreibe mir dorthin! Ich muss wissen, wann Aleander von hier abreist und was er plant. Hoffentlich sucht er noch eine Weile in Köln nach mir.«
    »Sobald du im van Berck’schen Kontor in Antwerpen auftauchst, wird man deinen Vater benachrichtigen!«
    Sidonias Mund wurde zu einem harten Strich. »Dann kann ich nur hoffen, dass er sich an die Liebe zu seinem Kätzchen erinnert und den Mund hält! Geld habe ich ihm ja nun eingebracht.«
    »Sprich nicht zu hart über ihn, auf seine Weise hat er ein großzügiges Herz. Du wirst ihm fehlen. Lass uns hoffen, dass Aleander keine Rache an ihm übt. Bedenke, dass er den Pilger ermordet haben muss, um die Nachricht über Adrians Schiffsunglück zu unterdrücken, und selbst Lunetta, seine eigene Nichte, wollte er töten.«
    Sidonia schwang sich in den Sattel. »Beide standen seinen Heiratsplänen im Weg. Aber warum sollte er meinem Vater etwas

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