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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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sie nicht gegen alle Schätze Antwerpens eingetauscht hätte. Müde ließ sie sich nach dem Bad auf das Strohlager fallen und deckte sich zu. Knarrender Nordwind wiegte sie in den Schlaf.
    Das Gepolter und Seufzen anderer Gäste, die die Bretterverschläge bezogen, ihr Wasser über dem Nachtgeschirr abschlugen und sich grunzend aufs Stroh rollten, vernahm sie nicht mehr. Sidonia schlief tief. In ihren Träumen flog sie in scharfem Ritt die Pappelalleen Flanderns entlang, sah den weiten Himmel, atmete die Salzluft und genoss den Wind, der ihr über den Nacken strich, kühl über ihren Rücken kroch und jäh zwischen ihre Schenkel fuhr.
    Mit einem unterdrückten Schrei schreckte Sidonia aus dem Traum hoch und spürte eine Hand an ihrer Scham.

2
    Zur gleichen Stunde saß eine Gruppe Pilger in einer verräucherten Hafenschenke und ließ sich bei viel Wein, den ein Schiffsagent spendierte, seine Karacke schildern.
    »Die Fortuna ist ein seeerprobtes Schiff! Sie verfügt über ein Zwischendeck, das neben der Ladung den Passagieren zur Verfügung steht. Drei Segel sorgen für gutes Fortkommen, unsere Trinkwassertonnen sind mit Ton gegen die Fäulnis ausgekleidet, und die Besatzung ist erfahren ...«
    Ein älterer Pilger unterbrach den Redestrom des Anreißers. »Wie hoch über dem Schiffsrumpf befindet sich das Zwischendeck? Man riet uns, nicht über dem Bilgenwasser zu schlafen, das sich im Schiffsbauch fängt, da es pestilenzisch stinkt und Krankheiten überträgt.«
    Der Anwerber schwieg einen Moment, um nach mehr Wein zu schnippen. »Euch stehen täglich zwei Mahlzeiten zu und ein Glas Malvasier ...«
    »Wo befindet sich euer Zwischendeck«, beharrte sein Gegenüber und schob seinen Becher zur Seite.
    »Nun, eh, unsere Karacke ist frisch kalfatert, es wird kaum Wasser eindringen, und die Pumpen ...«
    Der Pilger verschärfte seinen Ton: »Ihr wollt uns also in ein lausiges Loch zwischen die Warenballen sperren! Fernab von der frischen Luft und direkt bei den Ratten. Dort, wo man bei Seenot als Erster ersäuft!«
    Der Anwerber winkte heftiger nach Wein, doch die Pilger erhoben sich und wechselten zum Nachbartisch, an dem der Schiffsschreiber einer Galeone Platz genommen hatte.
    »Komm, steh auf, Mädchen.« Ein Pilger rüttelte Lunetta wach, die auf einer Bank schlief. »Wir müssen einen anderen Schiffspatron finden.«
    Der Anwerber der Karacke schickte ihnen unchristliche Flüche nach. Der Führer der Kölner Jakobspilger machte sich mit dem Vertreter der Galeone bekannt, der zunächst die Kunden reden ließ.
    »Mein Name ist Sebald Rieter, ich bin Braumeister und Ratsherr und führe eine Wallfahrt nach Santiago. Wir brauchen Unterkunft für neun Männer, zwei Frauen und ein Kind. Nicht zu vergessen die Hühner und den Käse, den wir mitzunehmen gedenken, falls der Proviant knapp wird. Ist auf Eurem Schiff Platz?«
    Der Angesprochene nickte knapp.
    »Man sagte uns, die Passage nach La Coruña koste zwischen fünfzig und sechzig Dukaten.« Ein hoher Betrag, den der gewitzte Sebald um zehn Dukaten abgerundet hatte, um Verhandlungsspielraum zu behalten. Diesen nutzte der Galeonen-Anwerber sofort aus.
    »Auf der Negrona sind es siebzig Dukaten, schließlich handelt es sich um ein ganz neues Schiff. Venezianische Dukaten, versteht sich.« Die Goldmünzen der italienischen Republik waren seit Jahrhunderten die verlässlichste Welthandelswährung. Ihr Goldgehalt wurde streng überwacht und Münzschaber, die sich Goldstaub von den Rändern abfeilten, streng bestraft.
    »Siebzig Dukaten!« Der Pilgerführer gab sich erstaunt. »Dafür darf man einiges erwarten.«
    »Mehr als euren Käse. Drei Feldschlangen, sechs Falkonetts auf Rädern, dazu acht Böcklein und Eisenbüchsen, die Steine im Kaliber einer Kartaunenkugel fassen.«
    »Ihr sprecht von der Bewaffnung?«
    Der Galeonenwerber nickte. »Die Negrona ist ein kriegstaugliches Kauffahrtschiff. Vor Spaniens Küsten kreuzt eine Menge Seeräuberpack. Und die haben es nicht auf das Leben eurer Hühner abgesehen. Mit drei besegelten Masten nimmt die Negrona auch das kleinste Lüftchen an und kann auf Blauwasser fern der Küste segeln. Die Karavellen der Korsaren geraten auf offener See schnell in Not.«
    Sebald Rieter strich sich den Bart. Die Argumente des Mannes waren einleuchtend. »Und wie viele Schlafplätze habt ihr noch?«
    »Wenn ihr an Deck bleiben wollt, wozu ich rate, weil ihr dort raschen Zugang zu den Abtritten und dem Kessel des Proviantmeisters habt, kann ich euch

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