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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Bilder an die Nacht mit Aleander krochen in ihr hoch. Bilder, die sie in den letzten Tagen so erfolgreich verdrängt hatte, dass sie nun mit doppelter Wucht zurückkehrten.
    »Verschwinde«, stieß sie heftig hervor. »Ich will deine schmutzigen Dienste nicht!«
    Die Magd kicherte. »Soll ich mich vorher baden wie du?«
    »Lass die Scherze und hau ab.«
    »Erst, wenn du mir meinen Lohn gibst. Fünf Silbergroschen sind üblich. In deinem Fall erhöhe ich auf zehn, schließlich habe ich mich sehr erschreckt. Dafür sag ich nichts weiter! Ich schwör’s sogar für drei Groschen mehr.«
    Sidonia sprang auf die Füße, riss ihren Degen hoch, der neben ihren Satteltaschen lag. »Du kannst deinen Lohn in blankem Stahl bekommen.«
    Sie war selbst erschrocken über das Ausmaß ihres Zorns. Noch erschrockener war die Magd. Sie flüchtete mit fliegendem Hemd aus dem Bretterverhau. Die Flüche aufgestörter Gäste begleiteten sie.
    Sidonia ließ sich auf ihr Lager fallen. Ihr Zorn verblasste. Sie fühlte sich schmutzig trotz ihres ausführlichen Bades. Ihr Leib, der selbst Frauen zu unsittlichen Berührungen verführte, widerte sie an. Ach, wenn sie nur wirklich ein Mann sein könnte, wenn sie diesen verdammten Körper einfach verlassen dürfte, unsichtbar sein oder unberührbar wie ein Leproser, dem die Glieder wegfaulten. Sie kämpfte gegen Tränen, Ekel und Übelkeit an. Und gegen böse Ahnungen. Verdammt, der Besuch der Magd roch nach Ärger. Sie tastete nach ihrer Geldbörse und fand sie unter ihrer Kleidung. Sie presste das Geld an ihre Brust. Den Rest der Nacht verbrachte sie unruhig.
    Früh um sieben verließ sie den Gasthof, um das Flandernkontor ihres Vaters aufzusuchen. Sie musste hier weg, so schnell wie möglich, und dafür brauchte sie alles Geld, das sie bekommen konnte.
    Der Seewind hatte den Jordanskai rein gefegt, der Himmel wölbte sich über wendigen Karavellen, Koggen, schwerfälligen Karacken und Fischkähnen. Staunend verweilte Sidonia vor der Galeone Negrona, deren Bug wie ein Vogelschnabel in die Luft ragte. Ihr Achterkastell war mit bunten Fenstern versehen. Für einen Moment malte sie sich aus, welch herrlichen Ausblick man von der Kapitänskajüte aufs Meer haben musste. Das Meer!
    Aufgemuntert von diesen Aussichten schob sie sich durch das Gewimmel der Fasszähler, Sackträger, Hafenbeamten und Boten, vorbei an der Burg des Markgrafen bis zur Gorterstraat. Kopfschüttelnd betrachtete sie das Portal des väterlichen Fernkontors, dass wie ein Reliquienschrein geschnitzt war. Unverbesserlicher Claas van Berck! Sein Geld hatte ihn dazu verleitet, sich für den Meister der Wirklichkeit zu halten.
    Sie öffnete die Tür und betrat eine Stube. Das Kontor roch nach Talg. An Stehpulten kratzten Schreiber und Buchhalter mit Gänsefedern über Papier. Sie sahen kaum auf, als der schlanke Jüngling auf einen Tisch am Ende des Raumes zusteuerte. Hier thronte der Hauptfaktor neben Rechenbrett und Geldkästen. Er studierte Auftragsbögen.
    Sidonia räusperte sich, um ihre Stimme tiefer zu machen. »Guten Tag, werter Herr Mijnhart.«
    Der Mann schaute mit ausdrucksloser Miene auf. »Guten Tag.« Sidonia zog den Geleitbrief des Kölner Rates aus ihrem Hemd und legte ihn vor Mijnhart hin.
    »Ich bin Lambert van Berck, der Sohn Eures Meisters. Dieses Dokument weist mich aus.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch machte keine Anstalten, das Dokument zu prüfen. Bemüht, ihre Stimme noch tiefer klingen zu lassen, fuhr Sidonia fort. »Ich bin auf dem Weg nach Spanien und wollte fragen, ob Briefe für mich gekommen sind.«
    »Spanien?« Die Frage kam wie ein Peitschenhieb. Sidonia wich zurück. Der Faktor musterte sie. Noch immer waren seine Augen ausdruckslos. Sidonia sah sich zu weiteren Erklärungen gezwungen.
    »Nun, ja, ich, also ich werde die spanische Mission des Kölner Rates zum Kaiser begleiten. Wegen der kirchlichen Steuerfragen, also, weil ...«
    »Zum Kaiser?«
    Mein Gott, plapperte der Mann alles nach wie ein Papagei? In Hauptwörtern, schnarrend und bar jeder Höflichkeit? Verflucht, sie war die Tochter seines Geldgebers. Genau , warnte eine innere Stimme sie, du bist die Tochter, nicht der Sohn! Besser sie fasste sich kurz.
    »Also, habt Ihr Briefe?«
    Der Mann schob ihr ein gefaltetes Pergament über den Tisch, das er bereitgelegt zu haben schien. Na, also. Rasch ergriff sie den Brief und steckte ihn in ihr Hemd.
    »Und dann wollte ich Euch bitten, mir Geld für die Reise vorzuschießen.«
    Der Faktor

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