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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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andere Brustwarze und trinkt.
    Hausmutter Satsuki sieht die kleine Shinobu an. «Ein voller, glücklicher Bauch.»
    «Eine volle, stinkende Windel», sagt Orito. «Darf ich, bevor sie zu müde ist?»
    «Oh, lassen Sie mich.» Die Hausmutter legt Shinobu auf den Rücken. «Das macht mir keine Mühe.»
    Orito gewährt der Älteren die traurige Ehre. «Ich hole warmes Wasser.»
    «Wenn man sich vorstellt», sagt Sadaie, «wie spindeldürr die Gaben noch vor einer Woche waren!»
    «Wir haben es Schwester Aibagawa zu verdanken», sagt Yayoi, während sie dem hungrigen Binyö hilft, die Brustwarze zu finden, «dass sie bereits kräftig genug sind, um dargebracht zu werden.»
    «Wir haben es ihr zu verdanken», fügt Hausmutter Satsuki hinzu, «dass sie überhaupt auf der Welt sind.»
    Die blütenzarte Hand des zehn Tage alten Jungen ballt sich kurz zur Faust.
    «Das verdanken wir deiner Ausdauer», sagt Orito zu Yayoi, während sie heißes Wasser aus dem Kessel in eine Wanne mit kaltem Wasser gießt, «deiner Milch und deiner Mutterliebe.» Sprich nicht von Liebe , ermahnt sie sich, nicht heute. «Kinder wollen geboren werden: Die Hebamme hilft nur dabei.»
    «Glaubt ihr», fragt Sadaie, «Meister Chimei könnte der Gabenspender der Zwillinge sein?»
    «Dieser hier», Yayoi streicht Binyō über den Kopf, «ist ein pausbackiger Kobold: Chimei ist dürr.»
    «Dann Meister Seiryū», flüstert Hausmutter Satsuki. «Er wird zum Koboldkönig, wenn er in Zorn gerät ...»
    An jedem anderen Tag würden die Frauen jetzt lächeln.
    «Shinobu-chans Augen», sagt Sadaie, «erinnern mich an den armen Novizen Jiritsu.»
    «Ich glaube, es sind seine Augen», erwidert Yayoi. «Ich habe wieder von ihm geträumt.»
    «Sonderbar, wenn man sich vorstellt, dass Novize Jiritsu unter der Erde liegt», Satsuki nimmt das schmutzige Tuch von den Lenden des Säuglings, «während das Leben seiner Gaben gerade erst beginnt.» Die Hausmutter wischt den stinkenden Brei mit einem dreckigen Baumwolllappen ab. «Sonderbar und traurig.» Sie badet den Po des Kindes im warmen Wasser. «Könnte es sein, dass Shinobu und Binyō verschiedene Gabenspender haben?»
    «Nein.» Orito erinnert sich an die niederländischen Schriften. «Zwillinge haben immer einen Vater.»
    Meister Suzaku wird hereingeführt. «Einen angenehmen Morgen, Schwestern.»
    «Guten Morgen», rufen die Schwestern im Chor; Orito macht nur eine leichte Verbeugung.
    «Gutes Wetter für unsere erste Darbringung in diesem Jahr! Wie geht es unseren Gaben?»
    «Sie wurden heute Nacht zweimal gestillt, Meister», antwortet Yayoi, «und eben noch einmal.»
    «Sehr gut. Ich gebe beiden einen Tropfen Schlaf. Sie werden erst in der Herberge in Kurozane wieder aufwachen. Dort warten zwei Ammen auf sie. Eine hat vor zwei Jahren Schwester Minoris Gabe nach Niigata gebracht. Die Kleinen sind in den besten Händen.»
    «Der Meister», sagt Äbtissin Izu, «hat wunderbare Neuigkeiten, Schwester Yayoi.»
    Suzaku zeigt seine spitzen Zähne. «Deine Gaben werden gemeinsam in einem buddhistischen Tempel in der Nähe von Hōfu aufgezogen, von einem kinderlosen Priester und seiner Frau.»
    «Stell dir nur vor!», ruft Sadaie. «Der kleine Binyō wird später einmal Priester!»
    «Als Kinder des Tempels», sagt die Äbtissin, «genießen sie eine ausgezeichnete Erziehung.»
    «Und sie haben einander», fügt Sadaie hinzu. «Ein Geschwister ist das schönste Geschenk.»
    «Meinen aufrichtigsten Dank», Yayois Stimme ist gefühllos, «an den Fürstabt.»
    «Du kannst dich persönlich bei ihm bedanken, Schwester», sagt Äbtissin Izu. Orito, die gerade Shinobus schmutzige Windel auswäscht, blickt auf. «Wir erwarten den Fürstabt morgen oder übermorgen.»
    Ein Angstschauer geht durch Orito. «Auch ich», lügt sie, «freue mich auf die Ehre, mit ihm sprechen zu dürfen.»
    Äbtissin Izu wirft ihr einen siegessicheren Blick zu.
    Der gesättigte Binyō hört auf zu saugen: Yayoi streicht ihm sanft über die Lippen, um ihn zum Weitertrinken zu ermuntern.
    Satsuki und Sadaie machen das kleine Mädchen reisefertig.
    Meister Suzaku öffnet seinen Arzneikasten und zieht den Stopfen von einem Glaskolben.
    Der erste Schlag der Glocke von Amanohashira verhallt in Yayois Zelle.
    Niemand spricht: Vor der Klosterpforte wartet eine Sänfte.
    Sadaie fragt: «Wo liegt Hōfu, Schwester Aibagawa? Ist es so weit weg wie Edo?»
    Der zweite Schlag der Glocke von Amanohashira verhallt in Yayois Zelle.
    «Viel näher.» Äbtissin Izu

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