Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
Vom Netzwerk:
Unbeugsamkeit bestraft; alle dabei erfolgenden Sach- und Personenschäden gehen zu Lasten Eurer Exzellenz. Mit Bedauern und so weiter, Captain Penhaligon von der Royal Navy der britischen Krone›. Nun ja, Sir, das ist ...»
    Eine pochende Ader in Penhaligons Fuß verursacht einen fast unerträglichen Schmerz.
    «... das ist genauso unzweideutig», sagt der Leutnant, «wie der erste Brief.»
    Was , denkt der Kapitän zornig und betrübt, ist nur aus meinem dankbaren jungen Schützling geworden? «Übersetzen Sie den Brief an den Statthalter ins Niederländische, aber bitte schnell. Dann lassen Sie Fischer zu einem der Wachtboote rudern, damit er den Brief überbringen kann.»
     
    «‹Kurz nachher›», Leutnant Talbot sitzt in der Kajüte des Kapitäns auf der Fensterbank und liest aus Kaempfers Buch vor, während Rafferty, der Arztgehilfe, mit dem Rasiermesser über Penhaligons Kinn schabt, «‹noch in ebendem Jahre 1638, trug dieser heidnische Hof kein Bedenken, den Holländern eine abscheuliche Probe ihres Gehorsams anzumuten, aus der er urteilen wollte, ob die Gebote des Kaisers oder die Liebe zu ihren Mitchristen größere Kraft bei ihnen habe? Diese bestand darin, dass wir dem Reich in Ausrottung der einheimischen Christen dienen und Hülfe leisten sollten. Von diesen hatte sich nämlich ein noch übriger Haufe, der etwa aus 40 000 Menschen bestand, aus Furcht vor dem Martyrium, in eine alte Festung in der Provinz ...›», Talbot ringt mit dem Wort, «‹Provinz Shimabara geworfen, um sich mit aller Stärke der Verzweiflung zu verteidigen. Die Holländer standen nicht an, auch diese verlangte Probe ihres Gehorsams zu geben. Unser Resident›» - Talbot stolpert erneut - «‹Koekebakker verfügte sich selbst mit einem noch vorhandenen Schiffe an den bestimmten Ort und beschoss binnen 14 Tagen die belagerten Christen sowohl vom Schiffe als auch vom Lande mit 426 groben Kanonenschüssen.›»
    «Ich wusste ja, dass die Niederländer knauserige Hurensöhne sind ...», Rafferty stutzt Penhaligon mit der Chirurgenschere die Nasenhaare, «aber dass sie für Handelsrechte Christen abschlachten, geht auf keine Kuhhaut, Captain. Da kann man ja gleich sein altes Mütterchen an den Vivisektionisten verkaufen.»
    «Sie sind das gewissenloseste Volk Europas. Mr. Talbot?»
    «Jawohl, Sir: ‹Die Japaner bezeigten sich mit diesem Beistande zufrieden, und obgleich die Belagerten noch nicht zur Übergabe gebracht und gänzlich gedemütigt worden; so waren doch ihre Kräfte ganz ungemein geschwächt. Man erlaubte unserem Schiffe daher, wieder abzuziehen, doch musste es noch sechs Kanonen, zu Ausführung ihrer grausamen Absicht, den Japanern überlassen, ob man ihnen gleich schon vorher aus den anderen Schiffen fünf geliehen, und auf der Rückreise eine sehr unsichere See zu befahren hatte.› Ob es sich bei den Kanonen um die Spielzeuge handelt, die die Geschützstände in der Bucht zieren, Sir?»
    «Gut möglich, Mr. Talbot, gut möglich.»
    Rafferty bestreicht die Wangen des Kapitäns mit Pears-Seife.
    Major Cutlip betritt die Kajüte. «Das neue Wachtboot kommt nicht näher heran als die anderen, Captain, und von de Zoet ist nichts zu sehen. Ihre Fahne weht noch über Dejima, frech wie eine lange Nase.»
    «Wir werden die Nase kappen», verspricht Penhaligon, «und in Stücke schneiden.»
    «Außerdem wird Dejima geräumt. Sie schaffen alles weg, was sich transportieren lässt.»
    Dann haben sie ihre Entscheidung getroffen , denkt er. «Die Uhrzeit, Mr. Talbot?»
    «Die Uhrzeit, Sir ... es ist kurz nach halb elf, Captain.»
    «Lieutenant Wren, sagen Sie Mr. Waldron, er soll, wenn wir keine Meldung von Land erhalten -»
    Auf dem Gang ertönt lautes Stimmengewirr.
    «Nicht ohne Genehmigung vom Captain», schreit Banes oder Panes.
    Fischer brüllt wütend etwas auf Niederländisch, das mit «Botschafter!» endet.
    «Die Matrosen aus Hannover haben ihm wohl gesteckt, was im Gange ist», sinniert Cutlip.
    «Soll ich Lieutenant Hovell holen, Sir?», fragt Talbot. «Oder Smeyers suchen?»
    «Wozu brauchen wir noch Niederländer, wenn die Japaner unser Angebot zurückweisen?»
    Fischer brüllt vor der Kajütentür: «Captain Penhaligon! Wir müssen reden! Captain!»
    «Sauerkraut mag vor Skorbut schützen», sagt der Kapitän, «aber ein saurer Kraut ...»
    Rafferty kichert und stößt üble Dünste aus.
    «... ist nicht hilfreich, sondern hinderlich. Sagen Sie ihm, ich sei beschäftigt, Major. Wenn er das Wort nicht versteht,

Weitere Kostenlose Bücher