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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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besprechen und sagen, ‹Nein, Kompanie muss Elefant zurückbringen›. Elefant sehr bald von geheimnisvolle Krankheit sterben ...»
    Jemand läuft stampfenden Schrittes die Treppe zum Wachtturm hinauf: Es ist ein Bote.
    Hanzaburos Antwort verrät Jacob, dass es schlechte Neuigkeiten gibt.
    «Wir müssen gehen», sagt Ogawa. «Diebe in Haus von Faktor Vorstenbosch.»

    «Da die Truhe zu schwer ist, um sie zu stehlen», erläutert Unico Vorstenbosch der Schar, die sich in seiner Privatwohnung drängt, «haben die Räuber sie umgedreht und ein Loch in die Rückseite gemeißelt - hier!» Er löst ein Stück Teakholz vom Metallrahmen. «Als das Loch groß genug war, zogen sie die Beute heraus und machten sich unbemerkt davon. Das waren keine kleinen Diebe. Sie verfugten über das nötige Werkzeug. Sie wussten genau, wonach sie suchten. Sie hatten Späher und Spitzel, und sie waren darin geübt, eine Geldtruhe völlig geräuschlos aufzubrechen. Außerdem muss es jemanden an der Landpforte gegeben haben, der beide Augen zugedrückt hat. Kurz gesagt», der Faktor wirft Kobayashi einen finsteren Blick zu, «sie hatten Helfer.»
    Wachtmeister Kosugi stellt eine Frage: «Wachtmeister fragt», übersetzt Iwase, «wann Sie Teekanne zuletzt gesehen?»
    «Heute Morgen. Cupido hat nachsehen, ob sie das Erdbeben heil überstanden hat.»
    Der Wachtmeister seufzt matt und macht eine lustlose Bemerkung.
    «Wachtmeister sagt», übersetzt Iwase, «Sklave ist Letzter, der Teekanne auf Dejima gesehen.»
    «Die Diebe», braust Vorstenbosch auf, «haben sie zuletzt gesehen!»
    Dolmetscher Kobayashi neigt mit schlauer Miene den Kopf zur Seite. «Wie viel Teekanne war wert?»
    «Blattsilber auf Jade, feinste Handarbeit. Nicht einmal für tausend Koban bekäme man etwas Vergleichbares. Sie haben sie selbst gesehen. Die Kanne gehörte dem letzten chinesischen Ming-Kaiser - er hieß Kaiser Chongzhen, soweit ich weiß. Diese einzigartige Antiquität ist nicht zu ersetzen - was irgendjemand, er soll in der Hölle schmoren, den Dieben verraten hat.»
    «Kaiser Chongzhen», bemerkt Kobayashi, «hat sich an Pagodenbaum erhängt.»
    «Ich habe Sie nicht herbestellt, um mir Geschichtsunterricht zu erteilen, Herr Dolmetscher!»
    «Ich hoffe aufrichtig», erklärt Kobayashi, «Teekanne ist nicht verflucht.»
    «Oh, sie ist verflucht für die dreckigen Hunde, die sie gestohlen haben! Die Kanne gehört nicht Unico Vorstenbosch, sie ist Eigentum der Kompanie, und damit ist die Kompanie das Opfer dieser Straftat. Sie, Herr Dolmetscher, gehen mit Wachtmeister Kosugi zur Stadtverwaltung. Jetzt!»
    «Stadtverwaltung heute Abend geschlossen», Kobayashi ringt die Hände, «für Obon -Fest.»
    «Die Stadtverwaltung», der Faktor schlägt mit dem Stock auf den Tisch, «muss öffnen!»
    Jacob kennt den Ausdruck in den japanischen Gesichtern. Er bedeutet: unmögliche Ausländer.
    «Dürfte ich vorschlagen», meldet sich Peter Fischer, «dass Sie eine Durchsuchung aller japanischen Speicher auf Dejima verlangen? Vielleicht warten die gerissenen Lumpenhunde ab, bis sich der Staub gelegt hat, bevor sie Ihre kostbare Kanne an Land schmuggeln.»
    «Gut gesprochen, Fischer.» Der Faktor sieht Kobayashi an. «Sagen Sie das dem Wachtmeister.»
    Der zur Seite geneigte Kopf des Dolmetschers signalisiert Widerwillen. «Aber das hat es bis jetzt -»
    «Vergessen Sie bis jetzt! Jetzt bin ich hier, und Sie, Sie » - er bohrt Kobayashi den Finger in die Brust, was, darauf würde Jacob ein ganzes Bündel Banknoten wetten, noch niemand vor ihm getan hat, «bekommen ein wucherisches Gehalt, damit Sie unsere Interessen wahren! Erledigen Sie Ihre Arbeit! Irgendein Kuli oder Kaufmann oder Inspektor oder - ja - vielleicht sogar ein Dolmetscher hat Eigentum der Kompanie gestohlen. Diese Tat beleidigt die Ehre der Kompanie, und ich verspreche Ihnen, ich lasse auch die Dolmetscherzunft durchsuchen! Wir werden die Täter zur Strecke bringen wie Schweine, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie vor Angst quieken. De Zoet - geben Sie Arie Grote Bescheid, er soll eine große Kanne Kaffee kochen. Keiner von uns wird so bald ins Bett kommen ...»

[Menü]
    VIII

    Das Empfangszimmer im Haus des Faktors auf Dejima

    Zehn Uhr morgens am 3. September 1799
     
    «Die Antwort des Shōguns auf mein Ultimatum ist an mich gerichtet», beanstandet Vorstenbosch. «Warum verbringt eine Schatulle mit einem zusammengerollten Stück Papier die Nacht in der Residenz des Statthalters wie ein verwöhnter

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