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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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versteckt?»
    «Ich bin nicht im Dienst ...», Ogawa schenkt ihnen nach, «... also trinken auf Ihr gutes Geschäft heute.»
    Jacob wird vom Sake und dem Gedanken an sein Geld ganz warm. «Gibt es irgendwen in Nagasaki, der noch nicht weiß, wie viel Gewinn mein Quecksilber abgeworfen hat?»
    In der chinesischen Faktorei auf der anderen Hafenseite werden Knallkörper gezündet.
    «In Höhle ganz, ganz, ganz oben», Ogawa zeigt den Berghang hinauf, «ist ein Mönch, der noch nicht hat gehört. Aber jetzt ernsthaft sprechen. Preis geht höher, das ist gut, aber verkaufen Sie letztes Quecksilber an Abt Enomoto, nicht anderen. Bitte. Er ist gefährlicher Feind.»
    «Arie Grote denkt ebenso furchtbar über Seine Exzellenz.»
    Die Luft riecht nach dem Schießpulver der Chinesen.
    «Herr Grote ist klug. Abts Lehen ist klein, aber er hat ...», Ogawa zögert, «... er hat viel Macht. Außer Schrein in Kyōga, er hat Residenz in Nagasaki, Haus in Miyako. In Edo er ist Gast von Matsudaira Sadanobu. Sadanobu-sama hat viel Macht ... ‹Königmacher›, Sie sagen? Jeder enge Freund wie Enomoto hat auch viel Macht. Er ist böser Feind. Bitte, denken Sie daran.»
    «Aber als Niederländer», Jacob trinkt, «bin ich vor ‹bösen Feinden› doch wohl sicher!»
    Als Ogawa nicht antwortet, fühlt sich der Niederländer nicht mehr ganz so sicher.
    Strandfeuer sprenkeln das Ufer bis zur Mündung der Bucht.
    Jacob überlegt, was Fräulein Aibagawa wohl über den bemalten Fächer denkt.
    Unter ihnen, auf dem Dach von van Cleefs Haus, treffen sich Katzen zum Stelldichein.
    Jacob lässt den Blick über die Dächer an den Berghängen schweifen und überlegt, unter welchem sie wohl wohnt.
    «Herr Ogawa: Wie macht in Japan ein Mann einer Dame einen Antrag?»
    Der Dolmetscher entschlüsselt Jacobs Frage. «Herr de Zoet will ‹seinen Rettich buttern›?»
    Jacob prustet Sake in die Nacht.
    Ogawa ist tief betroffen. «Ich mache Fehler mit Niederländisch?»
    «Hat Kapitän Lacy wieder einmal Ihr Vokabular bereichert?»
    «Er hat Unterricht für mich und Dolmetscher Iwase in ‹Vornehmes Niederländisch› gegeben.»
    Jacob verzichtet auf einen Kommentar. «Als Sie um die Hand Ihrer Frau baten, haben Sie da zuerst bei ihrem Vater vorgesprochen? Oder ihr einen Ring geschenkt? Oder Blumen? Oder ...?»
    Ogawa schenkt ihnen Sake nach. «Ich sehe Ehefrau nicht vor Hochzeitstag. Unsere nakōdo hat Verbindung gemacht. Wie sagt man nakōdo ? Frau, die kennt Familien, die Heirat wollen ...»
    «Eine neugierige Matrone? Nein, verzeihen Sie: eine Heiratsvermittlerin.»
    «‹Heiratsvermittlerin›? Lustiges Wort. ‹Heiratsvermittlerin› vermittelt zwischen unseren Familien, achi-kochi », Ogawa bewegt die Hand wie ein Weberschiffchen, «beschreibt Vater Braut. Ihr Vater ist reicher Händler für Farbe von Sappanholz aus Karatsu, drei Tage Reise. Wir überprüfen Familie ... kein Wahnsinn, keine heimliche Schulden und so weiter. Ihr Vater kommt nach Nagasaki, um zu treffen Ogawas. Kaufleute sind niederer Stand als Samurai, aber ...» Ogawas Hände werden zu zwei Wiegeschalen. «Ogawa Einkommen ist sicher, und wir sind beteiligt an Handel mit Sappanholz auf Dejima, und so Vater ist einverstanden. Nächstes Mal wir treffen uns in Schrein an Hochzeitstag.»
    Der strahlende Mond hat sich vom Berg Inasa gelöst.
    «Was ist», der Sake hat Jacob die Zunge gelöst, «was ist mit Liebe?»
    «Wir sagen: ‹Wenn Ehemann liebt Ehefrau, Schwiegermutter verliert beste Dienerin.›»
    «Was für ein trauriges Sprichwort! Sehnen sich Ihre Herzen denn nicht nach Liebe?»
    «Ja, Herr de Zoet spricht Wahrheit: Liebe ist Sache von Herz. Oder Liebe ist wie dieser Sake: trinken, Nacht voll Freude, ja, aber an kaltem Morgen Kopfweh, kranker Magen. Ein Mann soll Konkubine lieben, damit, wenn Liebe stirbt, er sagt leicht und ohne Beleidigung ‹Auf Wiedersehen›. Ehe ist anders: Ehe ist Sache von Kopf ... Rang ... Geschäft ... Herkunft. Niederländische Familien nicht so?»
    Jacob denkt an Annas Vater. «Leider sind wir genauso.»
    Eine Sternschnuppe wird geboren und stirbt im selben Moment.
    «Halte ich Sie nicht davon ab, Ihre Ahnen willkommen zu heißen, Herr Ogawa?»
    «Mein Vater heute Abend hält ab Rituale in Haus von Familie.»
    Die Kuh bei den Kiefern muht, aufgeschreckt vom Feuerwerk.
    «Um ehrlich zu sprechen», sagt Ogawa, «meine Blutsvorfahren sind nicht hier: Ich wurde in Lehen Tosa auf Shikoku geboren. Shikoku ist große Insel ...», Ogawa zeigt nach Osten,

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