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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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brach in Jubel aus. Betty versuchte, ihre persönlichen Sachen etwas zu ordnen, und ging dann an Deck. Ein bisschen wunderte sie sich schon, dass der Sieg über die anderen Schiffe der Uptons die Mannschaft in derartigen Jubel versetzt hatte. Tatsächlich waren sie nun in etwas ruhigeres Wetter gekommen. Es war immer noch kühl, aber nicht mehr eisig, und über ihnen spannte sich ein lichtblauer Vorfrühlingshimmel. Betty kletterte an Deck und atmete tief ein. Da sah sie den wahren Grund des Jubels und hörte im gleichen Moment den Schrei einer Möwe. Vor ihnen lag Land, eine klare grüne Küste, flach wie die ihrer Heimat. Das musste Southampton sein. Sie hatten die englische Küste erreicht!
    Ein Gefühl der Euphorie breitete sich in ihr aus. Fast hätte sie ebenso wie die Männer aus der Mannschaft einen Jubelschrei angestimmt. Aber dann beschränkte sie sich darauf, freundlich in die Runde zu schauen und den Männern dan kend zuzulächeln.

    Kapitän Junes hob sofort abwehrend die Hand. Er werde sich nicht lange in England aufhalten, sagte er. Die Gewässer rund um England herum seien nichts für ihn. Sie würden nur die Ladung Tee, zweihundert Kisten Toffees und eine Kiste feinstes Schokoladenkonfekt für Königin Victoria löschen und dann bald wieder von dannen segeln. Junes blickte durch sein Fernrohr auf den Hafen, in dem Hunderte von Schiffen lagen. Sogar einige Dampfschiffe waren darunter. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, junge Frau, nehmen Sie kein Dampfschiff nach Hamburg.« Er sah sie treuherzig an. »Da sind keine Seeleute darauf, das sind alles Maschinisten, denen darf man nicht trauen. Und zudem stinkt es auf Dampfschiffen, das ist nicht gut für die Ladung.« Er blickte immer noch angestrengt durch sein Fernglas. »Bestimmt gibt es regelmäßig Segelschiffe nach Hamburg, die Sie und Ihre Ladung gern transportieren. Immerhin riecht sie nicht und Ratten sind auch nicht drin. Tee, Seide und Porzellan, da lacht das Herz von Magellan! So sagt man doch, oder?«
    Betty nickte vergnügt.
    »Da hinten sehe ich die Konstantina, das ist ein gutes Schiff, noch ganz auf die alte Art gebaut, nicht zu tiefgängig und klassisch hoch getakelt, damit sind Sie auf der Strecke auf der sicheren Seite, auch wenn man mal der Küste zu nahe kommen sollte. Mit einem Klipper wie diesem hier laufen Sie da ja sofort auf Grund. Die Konstantina ist nicht besonders schön und nicht sehr schnell, aber sicher. Sie ist vorletztes Jahr verkauft worden, aber dadurch hat sich bestimmt nicht viel verändert, und in Richtung Hamburg fährt sie ja anscheinend. Da würde ich Sie gern draufgeben, wenn es recht ist.« Er reichte ihr das Fernrohr. »Gucken Sie mal durch und schauen Sie nur, wie tief sie schon liegt. Die haben bereits Ladung an Bord, sind aber noch nicht vollgeladen, das sieht gut aus, und sicher geht’s da
bald los. Soll ich Signale geben lassen, dass Sie noch mitwollen, oder haben Sie es nicht so eilig?«
    »Doch, doch, ich hab es eilig.« Betty blinzelte in die Sonne. Jetzt, wo sie ihrem Ziel so nahe war, kam eine große Ruhe über sie.

7
    Die Konstantina war ein erheblich kleineres Schiff als die Schöne Maria. Allein das Übersetzboot, das für sie zu Wasser gelassen wurde, um zuerst ihren Tee und dann, vier Fuhren später, auch Betty und ihr Gepäck an Bord zu holen, wirkte wie eine Nussschale, als Betty sich über die Bordwand beugte. Mit Schrecken sah sie, wie das kleine Holzschiffchen auf den Wellen schwankte. Das Beiboot wurde von zwei sanften älteren Matrosen gerudert, deren hamburgischer Akzent Betty sofort vertraut vorkam.
    Als Betty endlich die Jakobsleiter hinaufgeklettert war und an Deck der Konstantina schon fast wieder festen Boden unter den Füßen zu haben glaubte, war die Schöne Maria bereits wieder in See gestochen. Ihre dunklen Segel verschwanden eben im Nebel.
    Das Deck der Konstantina war leidlich sauber geschrubbt. Am Mast hing ein kleines weißes Fell im Wind, das an einem halbellenlangen spitzen Dorn aufgespießt war, der für so ein kleines Stückchen Pelz unverhältnismäßig grausam wirkte. Der Steuermann sah ihren Blick. »Soll Glück bringen, sagen die hier«, murmelte er. »Aber ich glaube eher, es soll trocknen. Einer der Männer hat mir gesagt, dass es so ein kleiner weißer Fuchs war, dessen Haut nicht gut abging. Das kommt manchmal vor, wenn sie zu jung oder nicht richtig tot sind. Das Fell
vergammelt dann schneller. Wenn man es in der Seeluft trocknet, hält es sich aber. Das

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