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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Dreck ist Dreck!«
    »Na ja«, sagte Anton zögernd, »das ist doch eine sehr radikale Haltung!«
    Ismael streckte die Hand aus und gab Anton einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. »Seit unser lieber Anton mit den Pfeffersäcken speist und seit sie ihn lieben, kommt es ihm schon radikal vor, wenn man sein Essen salzt!«
    »Ich würde gern bei den Remburgs in der Küche arbeiten,
jedenfalls lieber, als noch länger bei den Tollhoffs zu bleiben!«
    Ismael nickte. »Dieser Theodor ist ein ziemlich böser Kerl. Im vorigen Jahr ist eines der tollhoffschen Hausmädchen verschwunden. Die Tollhoffs haben das Gerücht gestreut, dass sie sich im Eppendorfer Mühlenbach ertränkt habe, weil sie in anderen Umständen gewesen sei, und befürchtete, deswegen ihre Stellung zu verlieren und aus dem Haus gejagt zu werden. Aber dann hat man ihren Körper im Eiskeller der Tollhoffs entdeckt, in dem sie manchmal die ungegerbten Felle lagern sollen. Es gab eine ziemliche Aufregung deswegen. Letztlich hat man keinem der tollhoffschen Männer etwas nachweisen können. Aber zutrauen würde ich es allen beiden!«
    Betty schluckte. Von einem Eiskeller hatte sie noch nie etwas gehört. »Ich denke, bei den Tollhoffs gibt es so einen Keller nicht«, murmelte sie. »Was die Leute immer reden. Vielleicht haben sie irgendwo noch ein Lagerhaus. Das war vielleicht gemeint.«
    Anton streckte sich abermals nach der Konfektschale und klaubte mit zwei Fingern die letzten Krumen auf. »Doch, einen Eiskeller haben die meisten Händler. Meist liegt er tief unten unter dem Haus. An den Wänden ist eine dicke Schicht Stroh. Im Winter werden über eine Rutsche große Eisplatten hineingeschoben. Manchmal haben sie da besonders wertvolle Dinge liegen, die schnell verderben könnten. Bei den Remburgs gibt es auch so einen Raum. Aber die Mädchen benutzen ihn nur, um im Sommer Erdbeereis zu machen, das haben sie mir erzählt!«
    Wo mochte dieser Eiskeller im Hause Tollhoff sein? Betty ging im Geiste die unteren Räume durch - die große Küche, die Speisekammern, das Zimmer der alten Meier, die große Mädchenkammer, der Abort, und auf der anderen Seite der Treppe
der Torf-, der Holz- und der Kohlenkeller. Sie war sich sicher, dass es bei Tollhoffs so einen Raum nicht gab. Zudem war es auch nicht mehr von Belang, ob dort vielleicht früher einmal furchtbare Dinge geschehen waren oder nicht. Zumindest versuchte Betty, sich das einzureden. Vielleicht konnte sie das Haus der Tollhoffs ja schon bald verlassen. »Meinst du, dass du Frau Remburg mal fragen kannst, ob sie mich als Hausmädchen einstellen würde?«
    Anton zuckte die Schultern. »Nach dem Ende des Sommers kann ich sie fragen. Wenn ich jetzt von dir anfange, wo sie mich so gelöchert hat, wer du bist und was du in Hamburg willst … Kannst du da noch etwas durchhalten? Du bekommst doch genug zu essen und deinen Lohn kriegst du auch?«
    Betty nickte.
    »Und du hast sogar sonntags frei, sonst hätten wir uns ja nicht getroffen!« Er strahlte sie an. »Wie wäre es, wenn wir uns gleich wieder verabreden? Ismael und ich wollen bald einmal rausfahren aus der Stadt und Bauern fotografieren. Du könntest uns helfen. Wie wäre es mit dem Sonntag in zwei Wochen? Wir treffen uns hier, beim ersten Licht? So wie wir das früher auch immer gemacht haben.«
    Früher. Wie das klang. Es war nicht einmal ein Jahr her, dass das Teehandelshaus der Asmussens in Flammen aufgegangen war. »Ja, gut, beim ersten Licht, das machen wir dann so«, antwortete Betty leise. Hoffentlich würde die alte Meier sie so früh schon aus dem Haus lassen.
    Anton spürte ihre Verstimmung ganz genau. »Und wenn sich vorher eine Gelegenheit ergibt, frage ich Frieda Remburg, ob sie dich nicht doch schon eher aufnehmen kann. Oder ich lege bei Ricarda ein gutes Wort für dich ein. Ihre Mutter kann ihr keinen Wunsch abschlagen. Versprochen!« Er zögerte. »Immerhin fühle ich mich auch ein wenig verantwortlich
für dich, Betty! Ich weiß auch, dass dein Vater das so gewollt hätte!«
    Draußen vor dem Fenster flatterte eine Krähe auf. »Gewollt hätte? Wie meinst du das?«
    Antons Augenlider flatterten. »Dein Vater ist tot, Betty. Gleich nachdem du abgereist bist, soll es passiert sein. Er ist einfach eingeschlafen, hat mein Vater geschrieben. Ich dachte natürlich, du wusstest es...«
    Betty blickte zu Boden. »Nein. Ich wusste es nicht.«
    Anton reichte ihr förmlich die Hand und sagte: »Es tut mir sehr leid, Betty.« Seine Hand fühlte

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