Die Teerose
beeindrucken mich nicht«, erwiderte Eames. »Mir sind schon alle Arten von Tricks untergekommen, um einer Strafe zu entgehen, und dieser hier ist besonders alt.«
Fiona begann wieder zu weinen. Es war aussichtslos.
»Ach, weinen Sie doch nicht, meine Teuerste. Das ertrag ich nicht«, flüsterte eine mitfühlende Stimme von hinten. Es war Peter Hylton. »Euer Ehren! Euer Ehren!« rief er und erhob sich.
O nein, dachte Fiona. »Mr. Hylton, bitte nicht …«, begann sie, aber er stand bereits im Gang.
Eames klopfte mit seinem Hammer auf den Tisch. »Ruhe! Schreien Sie nicht herum, Sir. Kommen Sie zum Richtertisch.«
»Tut mir leid.« Peter eilte nach vorn.
»Was gibt es, Mr. …?« fragte Eames.
»Hylton. Peter Randall Hylton. Ich schreibe eine Kolumne für die World – Peters Klatschecke – und …«
»Was haben Sie zu sagen, Mr. Hylton?«
»Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Mr. Ambrose die Wahrheit sagt! Es handelt sich um ein Mißverständnis. Ein ganz schreckliches Mißverständnis. Nick Soames ist nicht … Sie wissen schon«, sagte er und machte eine unbestimmte Geste.
»Nein, Sir, ich verstehe Sie nicht.«
»Eine Schwuchtel!«
Brüllendes Gelächter brach im Saal aus. Eames knallte wieder seinen Hammer auf den Tisch.
»Nun, das ist er nicht«, beharrte Peter. »Er hat eine Liebste, wissen Sie. Eine Frau. Ich möchte hier keine Namen nennen – das würde sich nicht gehören –, aber es ist wahr.«
Fiona witterte ihre Chance. Sie stand auf und bat, vortreten zu dürfen. Eames gestattete es, und sie ging mit zitternden Beinen zu ihm nach vorn. Wenn man bedachte, daß Ambrose seinen Trick einen Versuch genannt hatte, dann standen ihre Chancen eine Million zu eins. Will wäre wütend auf sie, aber es half nichts. Es war alles, was sie hatte – alles, was Nick hatte. Sie räusperte sich und sagte: »Euer Ehren, was Mr. Hylton gesagt hat, ist richtig. Mr. Soames ist mein Verlobter. Wir sind seit zwei Monaten verlobt.« Ausrufe des Staunens, gefolgt von lautem Stimmengewirr erfüllten den Raum. Eames knallte wieder seinen Hammer auf den Tisch und drohte, den Saal räumen zu lassen. »Auch was Mr. Ambrose sagte, ist richtig«, fuhr sie fort. »Nicholas schläft schlecht und läuft nachts herum, um müde zu werden. Ich weiß nicht, wie er in ein Lokal wie das Slide gekommen ist, aber ich bin sicher, es war nicht seine Absicht. Und ich bin sicher, daß er seinen Fehler schrecklich bereut.«
Ambrose warf Fiona einen erschreckten Blick zu. »Euer Ehren …«, begann er hastig. Der Rest seiner Worte ging im Tumult der Anwesenden unter. Reporter, die eine gute Story witterten, drängten sich aneinander vorbei und versuchten, Fionas ganzen Namen, die Schreibweise von »Soames« und die Adresse von Nicks Galerie zu ergattern.
Wütend ließ Eames seinen Hammer auf den Tisch sausen, als wollte er ihn zerbrechen. »Setzen Sie sich, Herr Verteidiger!« schrie er. Seine Stimme bewirkte die Ruhe, die er mit seinem Hammer nicht herstellen konnte. Er raffte seine Papiere zusammen und stand auf. »Herr Verteidiger, Sie und Ihr Schmierentheater rauben mir allmählich den letzten Nerv. Ich unterbreche für einen Moment, und wenn ich zurückkomme, möchte ich, daß jeder wieder auf seinem Platz sitzt. Und ich bitte mir absolute Ruhe aus. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Niemand wagte, einen Mucks von sich zu geben, alle nickten. Eames drehte sich auf dem Absatz um, verließ den Gerichtssaal und warf die Tür hinter sich zu. Der Knall hallte dumpf nach.
Fiona kehrte auf ihren Platz zurück und setzte sich wieder neben Teddy. Stephen Ambrose zwängte sich neben sie. »Das war ziemlich mutig«, sagte er leise.
Sie nickte niedergeschlagen. Sie hatte gehofft, Nick zu helfen, doch jetzt sah es so aus, als hätte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
Ambrose bemerkte ihre bedrückte Miene. »Nur Mut«, sagte er. »Man kann nie wissen. Wenn Eames Nick jetzt nicht an den Galgen schickt, könnte er ihn genausogut freilassen.«
Will junior nahm einen großen Schluck Scotch, verzog freudig das Gesicht, als er seine Kehle hinabrann, und sagte: »Cameron, du bist ein Genie, weißt du. Ein gottverdammtes Genie!«
Cameron saß im Richterzimmer, hatte die Beine auf seinen Schreibtisch gelegt und grinste seinen Freund an. »Es läuft ganz gut. Das finde ich auch.«
»Läuft gut? Cam, es könnte gar nicht besser laufen. Ich kann’s nicht fassen, daß sie hier ist«, rief er aus, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und
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