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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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dieser Art stank das Taj Mahal nach Männern und ihren Betätigungen – nach Bier auf dem Dielenboden, nach Schweiß, Rauch, fettigen Schnitzeln und … Parfüm. Parfüm? Charlie öffnete die Augen, um zu sehen, woher es kam.
    Vor ihm stand eine hübsche Rotblonde. Sie trug ein enggeschnürtes pinkfarbenes Korsett, einen bauschigen weißen Unterrock und nicht viel mehr. Ihre langen Locken waren zu einem lokkeren Knoten aufgebunden, ein paar Strähnen hingen lose herab. Sie hatte warme braune Augen, Sommersprossen und ein süßes Lächeln. Charlie konnte den Blick nicht abwenden von ihren nackten Armen und dem mit Sommersprossen übersäten Dekolleté. Noch nie hatte er so viel Frau gesehen.
    »Mr. Quinn meinte, Sie möchten vielleicht ein bißchen Gesellschaft«, sagte das Mädchen lächelnd. »Ich bin Lucy.«
    Charlie brachte kein Wort heraus. Mein Gott war sie hübsch. Er konnte durch ihr Korsett hindurchsehen.
    »Soll ich weggehen?« fragte sie stirnrunzelnd. »Möchten Sie eine andere?«
    Er fand seine Stimme wieder. »Nein! Nein, ganz und gar nicht. Setzen Sie sich doch. Entschuldigen Sie mein Benehmen, ich bin ein bißchen müde. Der Kampf macht einen ziemlich fertig.« Aber Charlie stellte plötzlich fest, daß er überhaupt nicht müde war.
    »Ich hab den Kampf nicht gesehen. Denny will nicht, daß wir unten sind, bevor alles vorbei ist. Er meint, wir lenken alle ab und bringen das Wettgeschäft durcheinander. Aber ich hab gehört, Sie seien toll gewesen!«
    Also war Lucy eines von Dennys Mädchen. Ihm fiel nicht ein, was er sagen könnte, aber er mußte etwas sagen. Er wollte unbedingt, daß sie bei ihm blieb, damit er sie ansehen und sich mit ihr unterhalten konnte. Damit all die andern Männer sie mit ihm sehen konnten. Also begann er von dem Kampf zu erzählen, von Sid Malone und wie seine Schwester Sid die Nase gebrochen hatte. Er brachte Lucy zum Lachen, und sie ging nicht weg. Statt dessen beugte sie sich ein wenig näher, und er sah noch ein bißchen mehr von ihrem Ausschnitt.
    Charlie spürte eine Hand auf seinem Rücken und sah auf. Die Hand gehörte einem schlaksigen Mann in einem eleganten Jackett. Es war Quinn. Er schob seinen Stuhl zurück, um aufzustehen, aber Quinn befahl ihm, sitzen zu bleiben.
    »Das war gute Arbeit, Junge«, sagte er. »Hätt ich nicht erwartet. Hat die Wetten hochgetrieben. Das gefällt mir. Ich möchte dich bei mir aufnehmen. Laß das Auge abheilen, dann verhelf ich dir zu einem guten Start, in Ordnung?«
    »Ja, Sir. Danke, Mr. Quinn.«
    »Meine Bedingungen sind günstig«, fuhr Quinn fort, und seine wachen Augen strichen durch den Raum, während er sprach. »Eine feste Prämie plus ein Anteil der abendlichen Einnahmen. Hör zu, Charlie. Du bist gut, und andere werden dich auch haben wollen, aber ich will, daß du nur für mich arbeitest, und ich werde dafür sorgen, daß es sich für dich lohnt.« Er zog ein Bündel Noten aus der Tasche, nahm einen Fünfer heraus und gab ihn Charlie. Charlie wollte ihm danken, aber er hob abwehrend die Hände. »Wenn du nicht zu erledigt bist, gehen auch die Dienste unserer hübschen Lucy aufs Haus. Sie wird dir ein schönes heißes Bad herrichten, nicht, Süße? Und wenn du nett zu ihr bist, wird sie wahrscheinlich auch noch ein paar andere Dinge für dich tun.«
    Bevor ein puterrot angelaufener Charlie antworten konnte, war Quinn schon fort und ging durch die Menge davon. Er hatte eines seiner Mädchen allein entdeckt. »Besorg dir einen Kerl, und marsch nach oben«, hörte Charlie ihn brüllen. »Was glaubst du denn, daß das ist? ‘ne Kirchenversammlung?«
    Lucy legte den Arm um Charlie und zog ihn an sich. Sein Herz hämmerte. »Er muß dich wirklich haben wollen, Charlie. Es kommt nicht oft vor, daß Denny Quinn freiwillig fünf Mäuse rausrückt.«
    Charlie konnte sein Glück nicht fassen. Er hatte nichts anderes gewollt, als daß Quinn ihn aufnahm, und jetzt hatte er fünf Pfund und zwei Shilling und die Aussicht auf mehr. Und Lucy. Er hatte Lucy. Sie würden nach oben gehen, er konnte ihr das Korsett ausziehen und sie ansehen. Und sie küssen. Er konnte ihr den Unterrock ausziehen, sich neben sie legen und …
    Er war nervös. Trotz all der Prahlereien zwischen den Burschen in der Montague Street, wie viele Vierpennyhuren sie schon gehabt hätten, hatte er nie mehr getan, als Bridget, die Freundin seiner Schwester, zu küssen und ihre kleinen Brüste zu betasten. Er leerte sein Glas. Es war das dritte. Noch vier weitere, und

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