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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschrak auch fast selbst, als sie ihre eigene Stimme hörte. Seltsamerweise wurde sie jedoch nicht zornig, sondern lächelte im Gegenteil erneut und beantwortete dann Robins Frage. »Wir beerdigen sie, Kind.«
    »Hier? Wieso hier? Wir haben doch einen Friedhof.«
    »Der Tempelritter wollte es so«, antwortete ihre Mutter. »Und es ist besser, wenn wir ihm nicht widersprechen.«
    »Wollte er auch, daß ich nicht dabei bin?« fragte Robin.
    Allmählich zeigte sich doch eine Spur von Unmut auf den Zügen ihrer Mutter. »Nimm dich nicht zu wichtig, kleines Mädchen«, sagte sie. »Von dir war überhaupt nicht die Rede. Du hast geschlafen, und nach allem, was du gestern abend durchgemacht hast, hielt ich es einfach für das beste, dich weiterschlafen zu lassen. Und nun beherrsche dich bitte - oder geh zurück ins Haus, und warte dort auf mich.«
    »Aber gestern nacht…«
    »Gestern nacht war gestern nacht, und heute ist heute«, schnitt ihr die Mutter das Wort ab. Robin war jetzt nicht mehr sicher, ob sie nun wütend oder vielleicht vielmehr besorgt klang. »Willst du mitkommen und Helle und deinem Freund die letzte Ehre erweisen oder zurück ins Dorf gehen?«
    »Ich komme mit«, antwortete Robin.
    »Gut«, sagte ihre Mutter. »Ich wußte, daß du vernünftig bist. Aber bleib es auch. Und vergiß eins nicht, bei allem, was du tust oder sagst: Unser aller Leben liegt allein in der Hand des Tempelritters. Und nun komm.« Diesmal widersprach Robin nicht mehr, sondern folgte ihrer Mutter wortlos. Als sie die anderen erreichten, hatten die Männer zwei der drei Toten bereits in ihre Gräber gelegt, und Bruder Abbé wachte höchstpersönlich darüber, daß auch der dritte verhüllte Körper mit dem gebührenden Respekt in seine Grube hinabgelassen wurde. Nachdem die Männer wieder herausgeklettert waren, sorgte der Tempelritter mit einer knappen Geste für Ruhe, und Robin erlebte eine weitere Überraschung - vielleicht die größte überhaupt, denn der Tempelritter begann eine Predigt zu halten; am Anfang in einer Sprache, die Robin noch nie gehört hatte und die sie für Latein hielt, später aber auf deutsch, so daß sie jedes Wort verstand.
    Die Predigt war nicht lang, aber vollkommen anders, als Robin - und der allgemeinen Reaktion nach auch alle anderen - erwartet hatten. Bruder Abbé hatte sich offensichtlich über Helle und Olof informiert, denn seine kurze Ansprache bezog sich auch auf Dinge, die er als Fremder im Grunde gar nicht wissen konnte, und er verlor kein einziges schlechtes Wort über Olof. Nichts darüber, daß er Helle ermordet und seinen Knappen erschlagen hatte, nicht einmal ein Wort davon, daß er auch versucht hatte, ihn selbst umzubringen. Er machte keinen Hehl daraus, daß Olof kein guter Mensch gewesen war, aber wenn man ihm nur lange genug zuhörte, kam man ohnehin zu dem Schluß, daß es keine guten Menschen gab, sondern nur Sünder verschiedener Abstufungen. Als er über Jan sprach, begann Robin lautlos zu weinen. Anfangs verstand sie selbst nicht einmal wirklich, warum. Sie hatte Jan nur ein paarmal gesehen, und wenn der junge Tempelritter einen Eindruck bei ihr hinterlassen hatte, dann vor allem den, ein fürchterlicher Aufschneider zu sein. Vergangene Nacht, als sie ihrer Mutter gegenüber behauptet hatte, Jan hätte ihr nichts bedeutet, da war sie selbst der festen Überzeugung gewesen, daß das die Wahrheit war. Aber jetzt spürte sie, daß tief in ihr doch irgend etwas sein mußte, denn sie empfand eine große, ehrlich empfundene Trauer um Jan. Es war so, wie Abbé gestern abend gesagt hatte: Sein Tod war eine furchtbare Verschwendung. Der Tempelritter mochte die Jahre der Ausbildung gemeint haben, für die er keine Gegenleistung mehr bekommen würde, aber Robin benutzte das Wort in einem gänzlich anderen Zusammenhang. Jans Leben war gewaltsam beendet worden, bevor es noch richtig begonnen hatte. Er hatte einen Vater gehabt, eine Mutter und vielleicht Freunde, die nun um ihn trauern würden, und sein Tod war so vollkommen sinnlos gewesen. Er nutzte niemandem, und er war die Strafe für etwas, was er selbst gar nicht getan hatte.
    Abbé beendete seine Predigt, indem er die drei offenen Gräber und auch den umliegenden Boden segnete, dann trat er zwei Schritte zurück und wandte sich wieder zu ihnen um. »Ihr könnt die Gräber nun schließen«, sagte er.
    »Meine Aufgabe hier ist beendet, und ich muß nun weiter. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft.«
    Er trat zwei weitere Schritte

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