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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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abgelassen und plumpste auf einen Stuhl. Conor nahm sich ebenfalls einen und setzte sich ihm direkt gegenüber.
    »Ich wollte mir die Köpfe noch einmal genau anschauen. Für den Fall, ich hätte etwas übersehen. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn vor Gericht festgestellt wird, dass man etwas Wichtiges nicht bemerkt hat. Das Gefühl kennen Sie bestimmt.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Ich hatte die Köpfe in anderen Fächern untergebracht als die Rümpfe. Ich konnte sie nicht exakt zuordnen, bevor die DNA-Proben vorlagen. Als ich am Abend in die Fächer mit den Köpfen schaute, waren sie weg. Alle acht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mörder etwas damit anfangen könnenoder sonst wer. Aber vielleicht ist es ja einem Kumpel aus Ihrem Team eingefallen, selbst einen Test zu machen.«
    Conor schüttelte den Kopf.
    »Wir haben niemanden, der sich mit solchen Tests auskennt. Das ist Ihr Ding. Sind Sie sicher, dass man sie nicht an einen anderen Ort gelegt hat? Vielleicht hat jemand von Ihrem Team versucht, sie den Körpern zuzuordnen?«
    »Meinen Sie, das habe ich nicht nachgeprüft? Sie sind nirgendwo zu finden.«
    »Haben Sie nachgeschaut, ob bei Ihnen eingebrochen worden ist?«
    Jetzt blickte der hochgewachsene Nordire ihn verdattert an. Daran hatte er nicht gedacht. Langsam schüttelte er den Kopf.
    »Dann schlage ich vor, wir fahren jetzt zu Ihnen und nehmen uns die Sache gemeinsam vor.«
    Als sie es taten, fanden sie prompt ein offenes Fenster auf dem Korridor, aus dem man fein säuberlich eine Scheibe herausgeschnitten hatte. Außerdem Spuren, die darauf hinwiesen, dass ein Auto oder ein anderes Fahrzeug davorgestanden hatte. Dazu Fußstapfen von dort zu dem Fenster und zurück.

16. KAPITEL
    Frostiger Nebel hing über Cambridge wie ein Bühnenvorhang oder eine Wolke. Touristen spazierten in Gruppen, allein, paarweise oder zu dritt über das Pflaster und versuchten die Sehenswürdigkeiten zu erkennen, sahen aber nur verschwommene Umrisse. Auf dem Fluss legten sich gegen die Kälte dick eingepackte Ruderer in die Riemen, stießen weiße Atemwolken aus und hinterließen eine V-förmige Bugwelle, die gegen die Ufer schwappte. Zwischen Trinity und King’s College glitten Schwäne stumm über das stille Wasser. Chorknaben in ihren Kutten strebten wie winzige Gespensterchen der Kapelle zu.
    Seit Mariyam das Krankenhaus verlassen und eine geschützte Wohnung in einem kleinen Block in der Brooklands Avenue bezogen hatte, waren zwei Tage vergangen. In dieser Zeit hatte sie die Nachricht erreicht, dass man Makede Teferi, ihre äthiopische Mitbewohnerin in London, mit durchschnittener Kehle aufgefunden hatte. Die Wohnung war gründlich durchwühlt worden.
    Mariyam wollte sich nicht in einen Zustand permanenter Angst treiben lassen. Ein Polizeiarzt namens McKeown wollte ihr Beruhigungsmittel verabreichen. Das hatte sie abgelehnt, weil sie die Folgen befürchtete, wenn sie sie längere Zeit nahm. Eine Cousine in Addis hatte ernste Probleme mit Temazepam bekommen, das sie als Schlafmittel benutzte. Sie war rasch davon abhängig geworden und hatte lange gebraucht, um die Sucht wieder loszuwerden. Mariyam benötigte dringend Bewegung.Wenn sie Cambridge besuchte, joggte sie stets den Weg am Fluss entlang bis hinaus nach Grantchester, trank dort im Garten einen Tee und lief dann in die Stadt zurück.
    Jetzt ging sie auf diesem Weg zwischen Bäumen, auf denen der Reif glitzerte, mit dem irischen Chief Inspector spazieren, wie sie ihn bei sich nannte, als wollte sie sein Wesen in drei Worte fassen. Gerade kamen sie an Queen’s Green vorbei. Wenige Schritte hinter ihnen gingen zwei stämmige Polizisten in kugelsicheren Westen, mit Maschinenpistolen von Heckler & Koch bewaffnet. Das war kein normaler Spaziergang. Furcht nagte an ihr, es könnte nie wieder einen für sie geben. Salman Rushdie fiel ihr ein, der ständig Leibwächter um sich hatte. Sie fragte sich, wie sich ein solches Leben anfühlte – nicht nur heute oder morgen, sondern ein Jahr, noch eines und so weiter bis zu ihrem letzten Atemzug. Wahrscheinlich musste sie ihren jetzigen Job aufgeben und eine Arbeit annehmen, die sie von zu Hause erledigen konnte. Oder die Polizei verpasste ihr einen neuen Namen, eine neue Identität und schickte sie nach Äthiopien zurück, wo sie sich auf ihr Glück verlassen musste. Ihr Antrag auf britische Staatsbürgerschaft sollte erst in sechs Monaten entschieden werden. Nun hatten sie einen perfekten Vorwand, um sie nach Äthiopien

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