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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen. Aber der Bischof war jünger und stärker als er. Er zog ihn von der Tür fort und redete in leisem, aber strengem Ton, der seine Autorität demonstrieren sollte, auf ihn ein. Er tat das ohne alle Freude, und sicher war es ihm zutiefst zuwider, einen alten, treuen Diener beiseitezuzerren, der seine Aufgabe viele Jahre lang so gewissenhaft erfüllte. Aber jemand musste den Patriarchen gezwungen haben, einen jahrhundertealten Schwur zu brechen. Das wiederum hatte sie alle in diese unglückliche Lage gebracht.
    Schließlich gab der Atang nach. Die Jahre der Einsamkeit hatten seinen Willen geschwächt, und der Zorn des Bischofs, der den Willen des Patriarchen hinter sich wusste, hatte ausgereicht, um den alten Mann körperlich und geistig niederzuringen.
    »Sie befindet sich hinter einem Vorhang«, sagte der Bischof noch. »Ich selbst bin nie in der Kapelle gewesen. Nicht einmalder Wächter darf jenen Raum betreten. Das Allerheiligste steht hinter einem mit Gold geschmückten blauen Vorhang. Sie können es nicht verfehlen«, sagt er.
    Alles hing nun davon ab, was sie hinter dem Vorhang fanden. Ferry und Oliver schauten sich an. Dann taten sie den ersten Schritt.
    »Sie werden verflucht sein«, rief ihnen der Wächter nach. »Gott der Allmächtige wird Sie verfluchen, Sie, Ihre Frau und Ihre Kinder. Er wird Sie Ihren Feinden ausliefern und die Pest über Sie bringen, um Sie zu vernichten. Der Herr hat gesprochen. Wenn ein unreines Auge einen Blick auf die Lade wirft, dann wird Gott denjenigen zu Fall bringen wie die Männer von Beth-shemesh!«
    Dazu konnten sie nichts sagen. Ferry trat durch die Tür, und Oliver folgte ihm.
    Drinnen herrschte trübes Dämmerlicht. Elektrischen Strom gab es nicht, aber hier und da brannten Öllampen. Sie standen in einem Raum, der bis unter das Dach des Gebäudes reichte. Dann gingen sie durch eine Tür zur Linken. Nun waren sie in der Schatzkammer, wo Gegenstände aus der älteren Kathedrale oder von Kirchen aus ihrem Umkreis in Glasvitrinen aufbewahrt wurden. Da lagen Kreuze mit verblichenen Seidenbändern, Handkreuze, Kreuze an Stäben, Kronen, die vergangenen Kaisern gehört haben mochten, die man in Axum gekrönt hatte, uralte Ikonen, Kelche, Weihrauchgefäße und Monstranzen aus Gold, die mumifizierten Hände und trockenen Knochen von Heiligen. Ferry und Oliver gingen achtlos daran vorbei zu einer weiteren Tür. Diese führte in einen breiten Gang, an dessen Ende sie einen blauen Vorhang, geschmückt mit goldenen Löwen und Kreuzen, erblickten, der vom Dach des Hauses bis auf den Boden reichte.
    Sie holten tief Luft. Dann trat der Kleinere vor und entdeckteden Durchgang in der Mitte des Vorhangs. War dies der Ort, so fragte er sich, auf dem die Hoffnungen von Jahrhunderten ruhten, befand sich hier der Schatz der Schätze, das Rätsel der Rätsel, die Sehnsucht von Millionen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszubekommen.
    Oliver hielt den Vorhang zur Seite, und sein Begleiter schritt hindurch. Der Graumelierte schaute sich um. Greg Oliver folgte ihm und ließ ebenfalls seinen Blick durch den Raum schweifen.
    Der war leer, wenn man von ein paar verstaubten Tischen und Prozessionskreuzen absah. Sollte es die Bundeslade überhaupt geben – in Axum war sie nicht.
    Ferry und Oliver neigten den Kopf.
    »Gelobt sei die Heilige Maria von der Bundeslade«, sagte Ferry.
    »Gelobt sei der Herr der Bundeslade«, flüsterte Oliver.
    Sie beteten gemeinsam im Allerheiligsten, dem das Heiligtum fehlte. Auf ihrem Weg hatten sie eine wichtige Etappe hinter sich gebracht. Wonach sie suchten, befand sich an einem anderen Ort, nicht hier. Dessen wollten sie sicher sein. Nun galt es, den wahren Aufenthaltsort der echten Bundeslade zu finden.
    5 Ruhm der Könige , ein in der Sprache Ge’ez verfasster Bericht über die Herkunft der Kaiser von Äthiopien.

21. KAPITEL
    Vier Tage später
    Addis Abeba, Äthiopien
    Kathedrale Kiddist Selassie
    Conor setzte sich in eine Bank zur Linken, wo die Männer saßen. Da er kein Wort von dem verstand, was da gesprochen und gesungen wurde, ließ er seine Gedanken schweifen. Er dachte an Cambridge und an Dublin, wo er sein halbes Leben verbracht hatte. In Dublin ging es jetzt kälter und hektischer zu als zu seiner Zeit. Er war wegen seiner Frau nach Cambridge gezogen und dort geblieben, als sie ihn verließ und sie geschieden wurden. Vor allem aber kreisten seine Gedanken um die Szene, auf die er in der Rundkirche gestoßen

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