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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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Priester vor sie hin. Sie erkannte ihn sofort. Es war derselbe Beamte, der sie bereits mehrfach abgewiesen hatte – ein kleiner Kerl mit dicken Brillengläsern und einem verkrüppelten Arm. Er trug zwar die Priesterrobe, bewegte sich aber wie ein gut ausgebildeter Bewacher, wortgewandt und fest entschlossen, seinen Chef abzuschirmen. Der Patriarch war ein vielbeschäftigter Mann.
    Er stellte sich direkt vor sie und streckte seinen Arm aus, als wollte er sie zurückstoßen.
    »Abuna Amanuel ist Priester und Mönch. Er spricht mit keiner Frau.«
    »Dann möge er meinen Begleiter anhören. Der ist ein Mann. Der Patriarch spricht Englisch.«
    Bevor der Kleine etwas erwidern konnte, nahm Conor das Wort.
    »Eure Heiligkeit, bitte hören Sie mich an.«
    Nun war der Patriarch auf den Wortwechsel aufmerksam geworden und hielt inne, unsicher, ob er stehenbleiben oder weitergehen sollte. Als er einen Mann Englisch sprechen hörte, glaubte er, es sei ein Reporter. Die mochte er gar nicht, aber seine Berater hatten ihm erklärt, es sei wichtig, für den guten Namen der Kirche in der modernen Welt zu sorgen.
    »Eure Heiligkeit, in England, in Frankreich und an anderen Orten sind Männer und Frauen grausam ermordet worden. Darunter auch Äthiopier. Die Mörder suchen einen Ort, ein Kloster namens Washa Meskel.«
    »Das ist nicht Sache des Patriarchen«, blaffte der Beamte und warf sich zum Sprecher des Geistlichen auf. »Es hat mit Äthiopien nichts zu tun. Sie sind hier an der falschen Adresse.«
    »Auch wir suchen Washa Meskel und einen Mönch namens Asmerom«, rief Conor weiter. Der Patriarch, nun am Tor angekommen, zögerte.
    »Asmerom ist kein Verdächtiger, aber die Mörder könnten nach ihm suchen, während wir hier stehen. Er war der Bibliothekar von Washa Meskel. Wir brauchen Ihre Hilfe, um ihn und das Kloster zu finden.«
    Jetzt brach der Patriarch sein Schweigen. Er sprach ein überraschend fließendes Englisch.
    »Es gibt keinen Ort namens Washa Meskel. Vielleicht kommt dieser Asmerom aus einem anderen Kloster. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen. Melden Sie die Morde der Polizei.«
    »Die Mörder haben ein Buch gestohlen, das Asmerom nach England geschickt hat. Es hat seiner Bibliothek gehört.« Conor stockte und blickte Mariyam an.
    »Sein Titel ist Matshafa LaSeyon Tabota «, sagte sie. »Vielleicht haben Sie davon gehört.«
    Jetzt mischte sich der Beamte mit dem verkrüppelten Arm wieder ein.
    »Der Patriarch spricht mit keiner Frau.«
    »Er wird mit mir sprechen«, gab Mariyam scharf zurück. »Mein Name ist Mariyam. So hieß auch die Heilige Jungfrau, ebenfalls eine Frau, und Jesus hat mit ihr gesprochen. Ich gestehe dem Patriarchen keine Ausnahme zu. Er hat nicht das Recht, mir zu verweigern, was Jesus mir gewährt hätte. Oder hält er sich für größer als Jesus?«
    Sie hielt inne. Vor solcher Gotteslästerung wich der Beamte zurück.
    »Ich habe das Matshafa gesehen«, fuhr sie fort. »Die Handschrift ist echt, das kann ich beschwören. Sie sind ein gebildeter Mann, Sie haben in äthiopischer Kirchengeschichtepromoviert. Sie wissen, wie oft kirchliche Autoren es erwähnt haben. Viele haben von ihm gehört, aber niemand hat je einen Blick darauf geworfen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und in meinen Händen gehalten.«
    In der Menge kam Unruhe auf. Niemand durfte die Residenz vor dem Patriarchen betreten. Mariyam bemerkte seine Unsicherheit, auch vermochte er seine Neugier nicht ganz zu verbergen. Das verrieten seine Augen trotz all des Schmucks in Weiß und Gold, des hohen plissierten Hutes, des Sonnenschirms in Gold und Violett, der ihn beschattete. Er wusste besser als jeder andere, was es für ihn, für Äthiopien und die orthodoxe Tewahedo-Kirche bedeuten würde, wenn er dieses Buch in die Hand bekäme.
    »Du lügst«, sagte er. »Niemand hat das Matshafa je zu Gesicht bekommen, seit es vor Hunderten von Jahren verschwunden ist.«
    »Eure Heiligkeit.« Jetzt hatte sie Mut gefasst. Sie konnte ihm ansehen, dass sie ihn beeindruckt hatte, sosehr sie ihm auch zuwider war. »Ich bin die Kuratorin der äthiopischen Handschriften in der British Library. Sie müssen meine Worte ernst nehmen. Jemand hat das Matshafa geraubt. Dafür wurden Morde verübt. Diese Leute wollen die Bundeslade in ihren Besitz bringen, und sie werden auch die Handschrift rauben. Das Matshafa sagt ihnen, wo sie nach Washa Meskel suchen müssen. Sie sind uns voraus. Sie können diesen Vorteil wettmachen, wenn Sie uns sagen,

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