Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
Vom Netzwerk:
zur anderen, aber Conor hatte es schon mit älteren und stärkeren Männern zu tun gehabt, die sich ihm zu entwinden suchten, und war fast immer erfolgreich gewesen.
    Der Junge glaubte jedoch, er sei gekommen, um ihn zu töten, kämpfte also mit letzter Verzweiflung um sein Leben. Auch mit beiden Armen war Conor nur in der Lage, ihn ruhig zu halten. Er wusste, dass er sich wieder losreißen und ihm entschlüpfen konnte. Da er sich in dem Kloster bestensauskannte, konnte er dieses Spiel lange mit ihm treiben. Außerdem begann sich Conor um Mariyam zu sorgen, die unten in der Schlucht ganz allein auf ihn wartete.
    Er musste den Novizen lebend hier herausbringen. Wenn er ihn zurückließ, würde er langsam verhungern, während die Leichen seiner Brüder in der Dunkelheit allmählich verrotteten und auf den Boden herabfielen.
    »Du bist ein echtes Problem für mich«, sagte er zu dem kleinen Kerl, der mit neuer Kraft zu zappeln begann. »Am liebsten würde ich dich hier lassen, aber das kann ich nicht. Ich könnte dich auch die Felswand hinunterwerfen, doch dann wärst du tot. Du lässt mir keine Wahl. Das kann jetzt etwas weh tun, aber es ist besser als jede andere Alternative.«
    Bei diesen Worten zog er seinen rechten Arm zurück, ballte die Faust und gab dem Jungen einen Kinnhaken. Der hatte aufspringen und sich von Conor losreißen wollen, krachte aber jetzt hart auf den Boden.
    Bei seinem Gang durch das Kloster hatte Conor in einem der Lagerräume Werkzeuge und andere nützliche Dinge gesehen. Er erinnerte sich auch an Seile. An diesen Ort schleppte er jetzt den Jungen. Die Seile waren sehr lang – hier hatten die Mörder die Schlingen zugeschnitten – und stark genug, um einen Mann oder einen Jungen auszuhalten. Der kleine Kerl kam gerade wieder zu sich. Conor lief mit ihm rasch durch die Kirche nach draußen. Bei Tageslicht konnte er sich den Burschen genauer ansehen. Vor allem fiel ihm auf, wie verschmutzt seine Sachen waren und mit wie viel Angst und Misstrauen er ihn ansah.
    Draußen hatten sich inzwischen viele Geier versammelt. Die fette Beute hatte sich herumgesprochen. Sie hockten schweigend da wie Geister der Verdammten, aber als sie Conors ansichtig wurden, spreizten sie träge ihre Flügel, bereit,jeden Augenblick die Flucht zu ergreifen. Die Federn an ihren Köpfen und Hälsen flatterten im Wind.
    Er band dem Jungen ein Seil um die Brust, zog es unter den Achselhöhlen durch und verknotete es fest am Rücken. Er gab ihm zu verstehen, er möge warten, und trat an die Kante der Felswand heran, um zu überlegen, wie er ihn am besten nach unten bugsieren könnte. Der Junge war nicht leicht, und die einzige Stelle, um das Seil zu befestigen, war der kleine Baumstumpf, an dem er sich selbst hochgezogen hatte. Bei genauerem Hinsehen glaubte er, der sei nicht stark genug, um das Gewicht eines Mannes oder eines großen Kindes längere Zeit auszuhalten. Er konnte den Jungen auch abseilen, aber woher sollte er wissen, ob der sich damit auskannte? Wenn er es recht überlegte, war es durchaus möglich, dass es für den Novizen viel leichter war hinunterzuklettern als für ihn. Aber er wusste nicht, wie er ihn fragen sollte. Unten an der Felswand stand Mariyam und wartete auf ihn. Er rief nach ihr, doch zunächst hörte und sah sie ihn nicht. Zu seinen Füßen lag ein loser Stein, den er so hinunterwarf, dass er einige Meter von ihr entfernt aufschlagen musste. Sie schaute nach oben, und er rief erneut.
    Sie antwortete etwas, aber der Wind trug ihre Stimme fort. Sie schwenkte ihre Arme wie Windmühlen und hielt sie dann wieder still. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung rechts von ihr, und eine Gestalt trat an sie heran. Es schien ein Mann zu sein. Die Farben seiner Kleidung erinnerten Conor aus irgendeinem Grund an Daniel Ferry. Da hob der Fremde demonstrativ den Arm und hielt Mariyam eine Pistole an die Schläfe.
    Jetzt verstand Conor auch, was sie rief.
    »Er sagt, du … herunterkommen …, oder er …«
    Conor schüttelte den Kopf. Sie rief noch einmal. Jetzt war es deutlich zu hören.
    »Komm herunter, oder er erschießt mich!«
    Er blickte sich nach dem Jungen um. Wenn er den hinunterließ, würde Ferry ihn töten. Aber wenn er hier in dem Kloster blieb, erwartete ihn ein langsamer Tod in einem Leichenhaus.
    Als er noch dastand und grübelte, wie er sich entscheiden sollte, kam der Junge auf ihn zu. Bevor er ihn erreicht hatte, packte ihn Conor und zwang ihn, sich niederzusetzen. Ein Geier kreischte

Weitere Kostenlose Bücher