Die Templerverschwoerung
…«
»Meinetwegen, ein irischer Polizist marschiert mit den Afar aus der verdammten Wüste Danakil heraus auf der hirnverbrannten Suche nach irgendwelchen Tempelrittern und einer Bundeslade, deren Existenz er sich einbildet. Was glauben Sie, wer Sie sind? Indiana Jones mit Polizeiknüppel? Sie sind jämmerlich, und ich werde persönlich dafür sorgen, dassman Sie sicher wegsperrt, bis Daniel Ferry seine Mission erfüllt hat. Dann werden Sie nach England gebracht, wo man mit Ihnen entsprechend verfahren wird.«
Er blickte sie voller Verachtung an.
»Sie scheinen nicht gerade über die neuesten Informationen zu verfügen. Zum Mitschreiben: Daniel Ferry ist tot. Die CIA kann seine Leiche am Fuße einer sehr steilen Felswand im Simien-Gebirge aufsammeln, ein paar Kilometer von dem Kloster entfernt, das Mariyam und ich gesucht haben. Es heißt Washa Meskel. Wenn Sie seine Leiche finden, dann werden Sie in der Nähe auch auf die eines zwölfjährigen Jungen stoßen, eines Novizen aus dem Kloster, der als einziger von allen Mönchen überlebt hatte. Sein Name ist Kebede. Er hat Ferry und sich selbst in den Abgrund gestürzt, als Ferry gerade vorhatte, Mariyam und mir dieses Schicksal zu bereiten. Die Shabaab können Sie vergessen. Ferry und seine Freunde sind nach Washa Meskel gezogen, um dort ein Objekt zu finden, das sie für die Bundeslade halten. Ob dieses Objekt echt ist oder eine Fälschung, können nur die Archäologen sagen, aber für Ferry war das Ding, das seine Freunde aus Washa Meskel fortgeschafft haben, das einzig Wahre. Wenn wir sie nicht stoppen, dann werden sie es benutzen, um einen Krieg zwischen Israel und der muslimischen Welt vom Zaune zu brechen. Kein Mensch weiß, wie so ein Krieg endet. Israel besitzt Atomwaffen. Auch der Iran soll welche haben. Ebenso Pakistan. Amerika wird hineingezogen werden, denn es fühlt sich verpflichtet, Israel zu verteidigen und wird dem Iran eine Lehre erteilen wollen. Sie können sich meinetwegen mit der Shabaab beschäftigen, aber Sie können mir auch helfen, die Bundeslade zu finden und diesem Spuk ein Ende zu setzen.«
Sie sagte erst einmal nichts, starrte ihn aber hasserfüllt an.In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft, denn sie musste diese höchst merkwürdige Information mit ihrer begrenzten Ausbildung und Erfahrung erst einmal verdauen. In ihrer Welt dachten und handelten Männer und Frauen auf der Grundlage kalter Rationalität. Sie waren keine Wissenschaftler, aber sie versuchten Phantasie und Aberglaube, Religion und das Jenseits weitgehend auszublenden. Die Politiker, die ihnen Anweisungen gaben und sie in den Einsatz schickten, erwarteten von ihnen, sich so zu verhalten, als agierten sie und ihre Gegner stets nur aus Vernunftgründen. Auch wenn es sich dabei um Selbstmordattentäter oder Kämpfer des Heiligen Krieges handelte, versuchten sie, mit ihnen zu verhandeln, interpretierten religiösen Glauben als Nationalismus. Aus ihrer Sicht brauchten junge Männer, die religiöser Eifer und der Traum vom Paradies antrieb, nur Beratung und gute Jobs. Eine Bundeslade lag weit außerhalb ihrer Vorstellungen, und das in einem Land, wo der Geist und nicht das Fleisch verehrt wurde.
»Haben Sie für all das irgendwelche Beweise?«, fragte sie. Sie wollte Zeit gewinnen und die Frau treffen, die ihn begleitet hatte: Mariyam mit dem merkwürdigen Nachnamen.
»Ich habe Papiere im Hotel«, sagte er. »Besser gesagt, Mariyam hat sie. Sie ähneln denen, für deren Vernichtung die Templer in Cambridge so viele Menschen umgebracht haben.«
Ms Parry wusste nicht recht, wie sie vorgehen sollte. Wenn Daniel Ferry tot war – wer stand hinter dem Mord an ihm? Oder war es ein gewöhnlicher Unfall gewesen in einer Gegend, wo jedes Jahr mehrere Menschen abstürzten? Ein falscher Tritt konnte einen binnen einer halben Sekunde in die Ewigkeit befördern. Aber wenn an der Geschichte von den Tempelrittern nun doch etwas dran war? Vielleicht waren eskeine Templer, denn die hatten sich vor Jahrhunderten von dieser Welt verabschiedet, sondern moderne Hochstapler oder Phantasten?
Sie trat an einen Schrank und drehte ihm den Rücken zu. Solange sie in der Botschaft waren, würde er nicht wagen, sie anzugreifen. Sie nahm ihre Waffe, eine winzige Smith & Wesson, kein Standardmodell, sondern eine Pistole mit großer Wirkung, die sich leicht in einer Kleidungs- oder Handtasche verbergen ließ. Sie ließ sie in ihre Jackentasche gleiten und drehte sich lächelnd wieder um.
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