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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fall, wie er sich ausdrückte. Und mir tun die Ohren weh.«
    Es ist ein großer Teppich , dachte er. Brocando und Bane sind … nun, sympathisch, aber sie sehen alles aus völlig verschiedenen Perspektiven. Man nehme nur die Dumii. Oft wird deutlich genug, warum die Deftmenen sie nicht mögen. Sie sind so fair, und zwar auf eine einfallslose Weise. Und mit ihrer phantasielosen Art, mit dem Tick-tock-Kampf, haben sie ein großes Reich geschaffen. Bane verabscheut Könige. Aber die Deftmenen kämpfen so, als fänden sie großen Gefallen daran. Sie belasten sich nicht mit zu vielen Regeln, genießen ihr Leben und sind bereit, für ihren König durch dick und dünn zu gehen. Man kann nicht erwarten, daß so unterschiedliche Völker gut miteinander zurechtkommen …
    Roland schnaubte leise und offenbarte Anzeichen von Unruhe. Snibril hob den Kopf und hörte, wie das Flüstern des Nachtwinds verstummte. Die Haare rührten sich nicht mehr.
    Er spürte ein sonderbares Prickeln in den Füßen, und die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Der Teppich schien zu warten …
    Roland wieherte und zerrte an der Leine. In den Boxen traten die sechsbeinigen Ponys aus. Hunde bellten in der Stadt.
    Snibril entsann sich an dieses Empfinden. Aber hier kann es nicht passieren , fuhr es ihm durch den Sinn. Hier sind wir sicher. Oder?
    Und: Nein. Es gibt keine absolute Sicherheit. Der Schreckliche Scheuerer kann überall zuschlagen.
    Er fuhr herum und eilte die Palaststufen hinauf.
    »Der Scheuerer!« rief er, doch in dem Lärm verstand ihn niemand. Einige Feiernde winkten ihm fröhlich zu.
    Der Munrung stürmte zu den Musikanten und riß einem verblüfften Deftmenen die Trompete aus der Hand. Er wußte nicht, wie man damit umging, blies einfach mit voller Kraft hinein. Ein lautes und ziemlich disharmonisches Blöken rückte ihn ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit.
    »Fühlt ihr es nicht?« platzte es aus Snibril heraus. »Der Scheuerer kommt!«
    »Hierher?« fragte Pismire.
    »Fühlt ihr es nicht? Fühlt ihr es nicht?« Ungeduld und Schmerz sorgten dafür, daß Snibril am ganzen Leib bebte. Erstaunte Blicke klebten an ihm; die Mehrheit der Anwesenden hielt ihn für übergeschnappt.
    »Zu den Wagen!« rief Pismire.
    »Ich spüre überhaupt nichts«, meinte Brocando. »Außerdem: Hier in Wagnis sind wir vor jedem Feind geschützt …«
    Der Schamane deutete nach oben. Große Kronleuchter hingen an der Decke, und sie schwangen jetzt langsam hin und her.
    Könige brauchen eine Weile, um sich zu gewissen Erkenntnissen durchzuringen. Doch wenn sie das Ziel des Verstehens erreicht haben, reagieren sie sofort.
    »Lauft los!« donnerte Brocando. »Nach draußen!«
    Die Munrungs eilten bereits durchs Portal. Tische stürzten um, als sich das Fest in eine Massenflucht verwandelte. Mütter griffen nach ihren Kindern und bahnten sich mit hysterischem Eifer einen Weg durch die Menge. Pismire hielt sich an einer Säule fest, um nicht von dem Strom aus Leibern mitgezerrt zu werden. »Die Ponys!« schrie er, um das Getöse zu übertönen. »Spannt sie vor die Wagen!«
    Die Bewegungen der Kronleuchter waren jetzt noch deutlicher zu erkennen. Ein Krug stürzte von einem Tisch und zerbrach. Kerzen fielen aus wie wild tanzenden Lampen.
    In der Ferne pochte es dumpf, und eine heftige Erschütterung erfaßte den Schotterbrocken, auf dem sich Wagnis erhob.
    Der schwere Türsturz über dem Portal erbebte und gab nach. Glurk trat vor, schob mit sanftem Nachdruck einige Fliehende beiseite, stemmte die Schultern an den Oberbalken und stützte sich mit einer Hand am Türpfosten ab. Deftmenen sausten unter seinen Armen hinweg und krochen zwischen den Beinen des großen Munrungs nach draußen.
    Snibril führte die laut wiehernden Ponys aus den Ställen. Die Wagen hatten sich kaum in Bewegung gesetzt, als sie auch schon mit Männern, Frauen und Kindern gefüllt waren. Und es kamen noch mehr Flüchtlinge. Viele von ihnen schleppten Besitztümer, die sie offenbar für unverzichtbar hielten.
    Der Thronsaal stand bereits in Flammen.
    Snibril hob vier Deftmenen auf Rolands Rücken, schickte das Pferd den Wagen hinterher und schwamm gegen die Flutwelle der Fliehenden zum Saal. Glurk war inzwischen fast auf die Knie gesunken, und sein Gesicht hatte eine purpurne Tönung gewonnen. Im Hals pulsierten die Adern.
    »Komm!« Snibril ergriff ihn am Arm. »Das ganze Gebäude stürzt ein!«
    »Nein«, brachte Glurk mühsam hervor. »Pismire und die anderen sind noch

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