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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und seine Begleiter gelangten auf eine Lichtung, weit von Wagnis entfernt. Offenbar versammelten sich hier die überlebenden Moule. Man fesselte die Gefangenen mit Lederriemen und stieß sie neben einem Busch zu Boden. Einige Snargs warfen ihnen hungrige Blicke zu.
    Die Mouls berieten sich in ihrer Sprache, und gelegentlich sah einer von ihnen zu den am Boden liegenden Gestalten herüber.
    »Kannst du sie verstehen?« fragte Pismire den Dumii-General.
    »Nur einige Worte«, erwiderte Bane. »Ich nehme an, man will uns zu einem Ort bringen, der Gargatass heißt. Was auch immer das bedeuten mag …«
    »So nennen die Moule das Hochtorland«, sagte der Schamane. »Die Heimat der Vortgorner.«
    »Die Vortgorner?« wiederholte Brocando. »Sie sind unsere Todfeinde.«
    »Ich dachte, diese Ehre gebührt den Dumii«, entgegnete Pismire.
    »Wir haben mehrere Todfeinde«, sagte Brocando. »Falls sie mal knapp werden sollten.«
    Pismire schwieg. Er lag ein wenig abseits der beiden anderen Gefangenen und konnte hinter das Snarg-Rudel sehen. Im matten Schein des Lagerfeuers beobachtete er einen Wächter, der neben dem überwucherten Zugang zu Unterlage stand. Sein Snarg war an einem Staubbusch festgebunden.
    Hinter dem ahnungslosen Moul wuchs langsam ein Arm aus einem Strauch. Er verharrte dicht über dem Kopf und nahm behutsam den Helm ab. Der Moul drehte sich und wandte seine Schnauze einer heranrasenden Faust zu. Der Arm packte den Bewußtlosen, bevor er zu Boden fallen konnte, und zog ihn ins Gebüsch …
    Kurze Zeit später erschien die Hand beim Snarg und begann damit, die Leine zu lösen. Das Wesen hob den Kopf, und Pismire sah entsetzt, wie es die Augen zusammenkniff. Doch er kam nicht dazu, laut zu knurren: Die Hand formte eine Faust und schmetterte gegen den Schädel. Der Snarg seufzte leise und kippte um. Bevor er ganz zu Boden sinken konnte, spannte sich die Leine, und etwas zog ihn hinter den Busch.
    Pismire spürte, wie sich die Besorgnis in ihm verflüchtigte. Aus irgendeinem Grund glaubte er plötzlich, daß bald alles in Ordnung kommen würde.
    Er hatte allen Anlaß, zuversichtlich zu sein, denn schlimmer konnte ihre Situation kaum werden.

 

     
    D ie ganze Nacht über waren sie nach Süden unterwegs. Die meisten Moule ritten, doch die Gefangenen und ihre Wächter mußten zwischen den Snargs laufen. Irgendwann dämmerte der Morgen, und im Licht des neuen Tages ragten keine purpurnen Haare, sondern rote Haare empor.
    Für Pismire und seine Gefährten formten die nächsten Tage ein Durcheinander aus laufenden Füßen und Moulstimmen. Es kam zu weiteren farblichen Veränderungen bei den Haaren: Aus scharlachroten Tönen wurden orangefarbene, und orangefarbene Schattierungen wichen schlichtem Schwarz. Die Gefangenen holten sich blutige Blasen an den Füßen, und eine gewisse Benommenheit erfaßte sie. Zweimal überquerten sie weiße Dumii-Straßen, und zwar spät abends, wenn keine Gefahr bestand, jemandem zu begegnen. Wie Schatten huschten sie an schlafenden Dörfern vorbei.
    Und dann gelangten sie zu einem Ort … über dem Teppich.
    Die Haare krümmten sich unter dem Gewicht des Hochtorlands der Vortgorner. Zuerst zeigte es sich als ein undeutlicher Glanz. Eine Stunde später dehnte es sich über ihnen aus. Nie zuvor hatte Pismire etwas so Gewaltiges gesehen. Er kannte es aus Büchern, aber Beschreibungen auf Pergament wurden diesem … Phänomen einfach nicht gerecht. Man mußte ganz neue Wörter erfinden, um einen Eindruck von den Ausmaßen dieses Gebildes zu vermitteln.
    Etwas Größeres schien überhaupt nicht existieren zu können. Nun, der Teppich war riesig, aber er stellte … alles dar. Und daher zählte er nicht. Angesichts seiner enormen Ausmaße konnte man überhaupt nicht von Größe im eigentlichen Sinn sprechen. Das Hochtorland hingegen war klein genug, um kolossal zu sein.
    Es wirkte bereits nahe, wenn man es aus weiter Ferne beobachtete. Und es glänzte.
    Es bestand aus Bronze. Snibril wußte: Alles Metall im Teppich kam von dort. Die Vortgorner tauschten es bei den Schlauen gegen Nahrungsmittel, denn im Hochtorland wuchs nichts.
    » On Epen Ny «, sagte Pismire leise, als die Gruppe im Schatten des Bronzelands rastete. Brocando war sofort eingeschlafen – er hatte von allen die kürzesten Beine.
    Jetzt erwachte er halb. »Was?« fragte er.
    »So lautet der vortgornische Kampfschrei«, antwortete Pismire. »Er klang an die Ohren viele Leute, und nachher hörten sie meistens nichts mehr. On

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