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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rötlicher Fackelschein verlieh seinen Zügen etwas Fratzenhaftes. »Genießt den Komfort des Verlieses, solange ihr Gelegenheit dazu habt! Bald beginnt für euch die Arbeit in den Stollen. Dort schlaft ihr nicht, seid aber vor dem Schrecklichen Scheuerer geschützt.«
    »Warum redet der Kerl auf diese Weise?« murmelte Pismire. »Schon wieder Melodrama. Ich bin überrascht, daß er kein ›Harharhar‹ hinzufügt.«
    »Gormaleesch!« rief Bane.
    Der Moul kehrte ans Gitter zurück. »Ja, unbedeutender Abschaum?«
    »Unbedeutender Abschaum«, wiederholte der Schamane. »Der Bursche hat überhaupt keine Phantasie.«
    »Wenn wir hier herauskommen, werde ich dich finden und töten«, verkündete Bane im Plauderton. »Das wollte ich dir nur mitteilen. Damit du später nicht behauptest, niemand habe dich gewarnt.«
    Gormaleesch trat einen Schritt zurück und intonierte: »Ich habe nur Verachtung für deine Drohungen übrig. Harharhar!«
    Pismire nickte zufrieden. »Na bitte. Ich wußte, daß er es früher oder später sagen würde.«
    Sie nahmen in der Dunkelheit Platz und lauschten dem fernen Hämmern.
    »Wir sind hier also in einem Bergwerk«, brummte Brocando nach einer Weile. »Hierher hat man meine Untertanen verschleppt. Damit sie Metall abbauen.«
    »Nicht nur deine Untertanen«, erwiderte Pismire. »Ich schätze, hier leisten auch noch viele andere Leute Zwangsarbeit.«
    Er starrte in die Finsternis und dachte an Glurk. Vielleicht hatte er sich den dahinhuschenden Schatten nur eingebildet. Und Snibril … Nun, möglicherweise war es ihm tatsächlich gelungen, den Thronsaal zu verlassen, bevor die Decke einstürzte …
    Stöße mit einem Speer rissen sie recht unsanft aus dem Schlaf.
    Zwei Moule standen in der Tür und grinsten. »Drei für die Stollen, wie?«
    »Ja«, knurrte es draußen. Pismire spitzte die Ohren.
    »Der da ist ziemlich klein, und dann haben wir noch einen Alten. Nun, wir lassen den Älteren immer den Vortritt, nicht wahr?«
    »Sehen wir uns die Gefangenen an«, ertönte die Stimme im Gewölbe.
    Man zerrte die Gefangenen hoch und prüfte ihre Fesseln, stieß sie dann durch die Tür. Draußen stand ein in Bronze gekleideter Vortgorner und bot einen ehrfurchtgebietenden Anblick im Halbdunkel.
    »Ihr Dummköpfe!« fuhr er die Moule an. »Seht nur die Riemen! Sind viel zu locker!« Er trat vor und griff nach Pismires Händen. Der Schamane sah in vertraute braune Augen und bemerkte ein kurzes Zwinkern.
    »Wir haben sie besonders fest verknotet!« erwiderte einer der Moule empört.
    »Ach, tatsächlich? Und was ist das hier?«
    Die beiden Wächter näherten sich und blieben zu beiden Seiten des Vortgorners stehen.
    »Meiner Ansicht nach sind sie stramm ge…«, begann einer.
    Der Vortgorner hob ruckartig die Arme, packte die haarigen Hälse mit knotigen Händen – aus der Stimme des ersten Mouls wurde ein ersticktes Gurgeln. Unmittelbar darauf schwang die Gestalt in Bronze die Arme nach vorn, und die Schädel der beiden Wächter prallten aneinander. Betäubt sanken die Moule zu Boden.
    Glurk nahm den Helm ab.
    »Tja, so sieht man sich wieder«, sagte er.
    Er widerstand nicht der Versuchung, einen kleinen Freudentanz zu vollführen. Anschließend setzte er den Helm wieder auf.
    »Wir haben dich in Unterlage zurückgelassen.«
    »Wie kommst du hierher?«
    »Ich habe dich gesehen, nicht wahr?« fragte Pismire. »Ich meine, du warst es, oder?«
    »Wir sollten uns zuerst in Sicherheit bringen, bevor wir Geschichten erzählen«, sagte Glurk.
    Er zog ein Messer hinter dem Gürtel hervor und zerschnitt die Riemen. Pismire und die anderen rieben sich Handgelenke und Unterarme, um die Durchblutung anzuregen. Glurk zerrte die beiden Moule in den Kerker und schloß die Tür; Brocando wies vergeblich darauf hin, daß man Feinde am besten dann umbrachte, wenn sie bewußtlos waren.
    Das Stammesoberhaupt kehrte mit den Schwertern der Wächter zurück. »Es sind scheußliche Dinger, aber wenn's zu einem Kampf kommt, haben sie durchaus einen gewissen Nutzen. Versucht wie Gefangene auszusehen, wenn euch jemand beobachtet. Hier unten wimmelt's von den verschiedensten Leuten. Vielleicht fallt ihr überhaupt nicht auf.«
    Der als Vortgorner verkleidete Glurk führte die Gruppe an. Zweimal begegneten sie Moul-Wächtern, die ihnen erst Beachtung schenkten, als es bereits zu spät für sie war.
    »Wohin gehen wir?« fragte Pismire.
    »Ich habe Freunde gefunden.«
    »Wir sollten die übrigen Gefangenen befreien«, schlug

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