Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns
Senatssaal glich. Etwa drei Viertel aller Konzilsmitglieder waren anwesend, und als er sich umblickte, sah er hier und da hinter einem leeren Tisch etwas aufleuchten, deutlicher werden und die Gestalt eines Manags annehmen. Er hatte die Versammlung für ein Uhr und fünfunddreißig Minuten einberufen, aber es gab immer Nachzügler. Als er auf seine Uhr blickte, stellte er fest, daß die Versammlung eigentlich schon vor drei Minuten hätte beginnen müssen.
Carlos Pankaldi und seine Fraktion war vollständig anwesend. Sie saßen ruhig da oder unterhielten sich leise.
Valdec wartete. Er wußte, daß diese Konferenz endgültig die Wende herbeiführen würde. Man würde die Kaiserkraft anerkennen. Er mußte sich nur davor hüten, irgendwelche Zweifel an der Unschädlichkeit des Transmitters aufkommen zu lassen.
Nach einer Weile war auch der letzte Nachzügler angekommen. Das Konzil war vollständig. Das leise Reden ringsum verstummte, und alle Augen richteten sich auf Valdec in seiner einfachen grauen Kombination, der sich jetzt erhob und in die Runde blickte.
»Meine Damen und Herren«, sagte er, und in der Saal-Illusion schien seine Stimme bis in die entfernteste Ecke zu dringen. »Sie fragen sich sicher, weshalb ich diese außerordentliche Versammlung einberufen habe. Sie dürfen sicher sein, daß es nicht aus einem unbedeutenden Grund geschah.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und machte eine bedeutungsvolle Pause.
»Wir alle kennen die Lage im Sonnensystem und den Kolonien. Wir wissen, daß seit dem Streikaufruf der sogenannten ›Terranauten‹ der interstellare Verkehr beinahe ruht. Die Treiber wollen offenbar ihre Macht beweisen, und ich gebe zu: Sie sind mächtig. Von ihnen hängt es ab, ob wir in Zukunft noch Kolonien haben werden oder ob das ganze terranische Imperium zersplittert wie eine Glasscheibe. Wenn die Treiber – oder auch nur ein Teil von ihnen – aufständische Kolonien unterstützen, stehen wir vor der Lage, wie sie im Ersten Interstellaren Krieg der Fall war, nur umgekehrt: Diesmal werden wir keine Raumschiffe haben, um die gewaltigen Entfernungen zwischen den Sonnen zurückzulegen.
Sie wissen alle, daß ich ausgedehnte Versuche unternommen und sehr viel Geld darin investiert habe, von der überkommenen Treiberraumfahrt loszukommen. Es muß mit technischen Mitteln möglich sein, interstellare Raumfahrt zu betreiben oder Menschen auf andere Planeten, in andere Sonnensysteme zu bringen.
Meine Damen und Herren, ich bin stolz darauf, Ihnen sagen zu können, daß diesmal ein Weg gefunden ist, die Treiber und ihre Schiffe zu ersetzen.« Er beugte sich vor und stützte die Hände auf die Kante der Tischplatten-Illusion, während ringsum tiefes Schweigen herrschte. »Ja, ich weiß, das habe ich Ihnen auch schon beim Großen Fest in Grönland zum Jahrhundertwechsel versprochen – und ich hätte dieses Versprechen wahrmachen können, wenn man uns nicht alle mit einem raffinierten Trick getäuscht hätte. Ich glaube, Sie wissen mittlerweile alle, daß David terGorden damals nicht in meinem Transmitter umgekommen ist, sondern sich bester Gesundheit erfreut. Und ich bin sicher, daß Sie auch die Einzelheiten dieses Treiber-Kunststückchens kennen. Aber diesmal wird er es nicht durchführen können, das versichere ich Ihnen.« Er verstummte einen Moment. »Nun, trotz der Sabotage haben wir weitere Versuche unternommen, und ich bin nun in der Lage, Ihnen einen neuen, besseren Transmitter zu präsentieren, als es der erste gewesen war. Dieser Transmitter hat momentan erst eine Reichweite von zwanzig Lichtjahren, aber wir hoffen ihn bald weiterentwickelt zu haben, so daß Kapazitäten bis zu hundert Lichtjahren möglich werden, und wir regelrechte Transmitterstraßen von Sonnensystem zu Sonnensystem errichten können. In wenigen Minuten werde ich Ihnen dieses Gerät vorführen, meine Herren!«
»Was ist mit den Gefahren, von denen dauernd geredet wird?« rief Carlos Pankaldi. »Veränderungen im Gehirn, Krankheiten seelischer Natur, biologische Wucherungen und solche Dinge?«
Valdec lächelte. »Das sind Propagandabehauptungen«, sagte er, obwohl er genau wußte, daß es alles andere als leere Behauptungen waren. Aber für ihn kam es jetzt darauf an, seinen Transmitter ›gesellschaftsfähig‹ zu machen. »Ich kann Ihnen versichern, daß bis jetzt nichts dergleichen aufgetreten ist.«
»Unsere Versuchsperson hat bereits einmal den Transmitter durchschritten, und sie ist bei bester
Weitere Kostenlose Bücher