Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns
Überwachung. Geben Sie entsprechende Anweisungen, Mater.«
Ein tiefes Brummen aus der Feme ließ ihn nach oben schauen.
Von der Berliner Neustadt näherte sich ein geräumiger Gefangenentransport er und setzte zur Landung an.
»Wir werden die Ausbrecher verhören!« schrie Valdec durch den Lärm der Triebwerke. »Vielleicht können sie uns einen Hinweis auf den Verbleib der restlichen Terranauten geben. Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis wir sie aufgespürt haben.«
Sein Gesicht verhärtete sich. »Diese Treiber sind zu einer ernsten Gefahr geworden. Wir hätten schon früher etwas gegen sie unternehmen sollen.«
Die Mater sagte nichts.
Valdec gab sich einen Ruck. »Kommen Sie, Pernath«, forderte er sie auf. »Übergeben Sie das Kommando über diese Aktion an einen Ihrer Untergebenen. Wir fliegen zurück zum Kaiserhaus. Hier können wir ohnehin nichts mehr ausrichten.«
Mit großen Schritten stapfte er davon.
Die Mater Pernath straffte sich und verdrängte ihre Müdigkeit und das leise Rumoren in ihrem Schädel, das nicht mehr aufgehört hatte, seit David terGorden von der Queen Mandorla aus dem Glasgefängnis abgeholt worden war.
Noch einmal blickte sie sich um, sah zurück zu dem Meer der Ruinen, über dem noch immer die Geschwader der Garde kreisten und nach den letzten Entflohenen suchten.
*
Metallisches Wispern lag über dem riesigen, dämmerigen Saal, kroch in die Ohren, die Gedanken, und verschaffte der Mater Pernath ein Gefühl der Geborgenheit.
Wohin sie auch blickte, überall erstreckten sich die blitzenden, durch transparente Stellwände voneinader getrennten Kolosse der Schaltpulte und Computerterminals. Konzentriert arbeitend saßen die Männer und Frauen vor den Konsolen und dirigierten mit ihren Anweisungen das Sternenreich der Menschheit.
Hier – in der Leitzentrale, weit unten in den Tief geschossen des Doppelturmes – war das Gehirn des Kaiserkonzerns. Von Berlin aus wurde über das Schicksal ganzer Sternsysteme entschieden, die Wirtschaft der Kolonien gelenkt, der Reichtum der Konzerne vermehrt. Eigentlich saß die Verwaltung des Konzils in Genf, aber Valdec hatte es geschafft, von Berlin aus an der Konzilverwaltung vorbeizuregieren.
Die Zentrale strahlte Macht aus; kalte, rohe Macht, für die weder Menschenleben noch Gefühle zählten. Sie war ein einziger Umschlagplatz für Informationen und Entscheidungen, der verlagerte Arm Valdecs, die Faust, die ganze Welten zerschmettern konnte.
Die Mater Pernath fröstelte.
Sie fühlte sich verschwitzt und sehnte sich nach einem Bad, und die Erschöpfung ließ das Bild vor ihren Augen verschwimmen.
In der Mitte des weitläufigen Saales erhob sich ein Podest. Darüber strahlte die holografische Reproduktion der Milchstraße – eine mehr als fünfzig Meter lange, ovale Scheibe, deren gleißende Spiralarme wie achtlos fortgeworfene Diamanten in der Luft schwebten. Der Einflußbereich des Konzils, eine kugelförmige Sphäre im äußeren Drittel der Holografie, schimmerte bläulich.
Die Mater rieb ihre müden Augen, lehnte sich in den Servosessel zurück und blickte Valdec entgegen, der sich zielsicher ihrer Nische näherte. Der Lordoberst nahm ihr gegenüber Platz und betrachtete sie mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck.
»Die Queen Mandorla hat ES-50 erreicht«, erklärte er übergangslos. »Damit dürfte sich terGorden vorübergehend in sicherer Verwahrung befinden.«
Pernath nickte knapp.
Der Lordoberst runzelte die Stirn. »Sie sehen blaß aus, Mater«, murmelte er mit überraschender Besorgnis. »Ist Ihnen nicht gut?«
»Nein, nein«, winkte sie hastig ab. »Nur eine vorübergehende Schwäche. Es ist gleich vorbei.«
»Vielleicht sollten Sie sich eine Weile ausruhen.« Valdec schien von ihrer Versicherung nicht beeindruckt zu sein. »Ich brauche Sie im Moment nicht.«
»Hat man inzwischen die restlichen Treiber entdeckt?« lenkte die Graue mit heiserer Stimme ab.
Valdec schüttelte den Kopf. »Nein. Aber die Suche wird fortgesetzt. Wir müssen sie finden.« Ungeduldig trommelte er mit den Fingerspitzen auf die Kunststoffplatte des runden Tisches. Das Licht, das von der Holografie der Milchstraße in die Nische fiel, ließ sein Gesicht kantig und hart erscheinen. »Wir haben die Treiber unterschätzt. Trotz der PSI-Blockade in den Toten Räumen ist ihnen die Flucht geglückt. Das erfordert Konsequenzen.«
»Was haben Sie vor, Lordoberst?« Erregung bemächtigte sich der Grauen.
»Es ist zu riskant, die
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