Die Terranauten 032 - Die Verbannten von Oxyd
äußerst strapazierfähige und elastische Haut. Es gab an ihm keine sichtbaren Geschlechtsmerkmale.
Cantos war nackt, wenn er nicht gerade einen Raumanzug anhatte, was relativ selten geschah, weil er eine Abneigung gegen Kleidungsstücke besaß.
Seine Heimatwelt Genessos wurde von teilgeschlechtlichen Einzelindividuen bewohnt. Die Art der Fortpflanzung und auch der Fortpflanzungstrieb entwickelten sich erst nach erfolgter Partnerwahl. Kaum ein Lebewesen ähnelte dem anderen, was eine Folge der variablen Grund-DNS war, nach der praktisch alle Lebewesen mit jedem anderen, auch der unterschiedlichsten Art, zur Kopulationsfähigkeit reifen konnten. Dadurch wäre theoretisch sogar möglich, daß Cantos mit einem menschlichen Partner einen Nachkommen zeugte.
Ein Umstand, den Cantos zur Zeit wenig ins Auge faßte. Er hatte andere Sorgen – Sorgen, die der Menschheit galten.
Damals, auf Syrta, traf er zum ersten Mal auf die menschliche Rasse. Für ihn waren diese Wesen und ihre Verhaltensweise unverständlich, unlogisch und sogar abstoßend. Sein Ziel war es, die Menschen von der Verderblichkeit der Kaiserkraft zu überzeugen.
Dadurch war Max von Valdec sein Hauptgegner!
Durch seine psychische Verbindung mit Karel Krystan, einem Treiber, der bei späteren Kämpfen ums Leben kam, lernte er die Menschen besser kennen. Cantos paßte sich an, denn das war die einzige Möglichkeit für ihn, seine Aufgabe zu erfüllen. Durch Krystan lernte er nicht nur die menschliche Sprache, sondern auch menschliches Denken.
Cantos wirkte seitdem selber sehr menschlicher, er hatte sich selbst schon gefragt, ob mit seiner Anpassung nicht ein wenig zu weit gegangen war.
Wer ihn zum ersten Mal sah, hielt ihn für monströs, abnorm, aber nicht für abstoßend. Einer der Treiber hatte ihn einmal mit dem karikierten Positivbild eines Frosches verglichen. Ein Vergleich, der keineswegs beleidigend sein sollte, aber doch sehr konstruiert wirkte.
Cantos war mit einem lebenden Wesen der Erde nicht vergleichbar. Dafür sprachen allein schon seine körperlichen Besonderheiten: vielgliedriger, zu sehr differenzierten Bewegungen fähiger Körper. Außenliegende, ausgeprägte Muskulatur, knochenähnliche Versteifungen von ungeheurer Stabilität. Dabei war der ganze Körper trainingsaktiv, was bedeutete, daß nicht nur die Muskulatur – wie beim Menschen –, sondern zusätzlich Knochen und Sehnen sich steigernden Strapazen anzupassen vermochten. Daraus resultierte eine deutliche körperliche Überlegenheit gegenüber einem Menschen.
Von seiner Gesamtkonsistenz her, seelisch und körperlich, war Cantos ungeheuer anpassungsfähig. Inzwischen war er durch seine Erfahrungen mit den Menschen so menschlich geworden, daß er für seine Begleiter fast als das Sinnbild positiver menschlicher Verhaltensweise überhaupt gelten konnte.
Trotzdem blieb er ein Genessaner, der niemals seinen eigentlichen Auftrag vergaß.
Mit einem auf Syrta erbeuteten Raumschiff der Grauen Garden hatte er das Sonnensystem verlassen, – nachdem er Oxyd nach Weltraum II befördert hatte und die Propaganda Valdecs gegen ihn auf Hochtouren lief.
Cantos galt offiziell als der Menschenfeind Nummer eins, obwohl er das genaue Gegenteil war. Er wurde von den Grauen Garden, der rücksichtslosen Polizeitruppe des Konzils, im ganzen bekannten Universum gejagt. Die Terranauten an Bord des Schiffes, die er vor dem Zugriff der Gardisten gerettet hatte, suchten mit ihm nach einem bestimmten Mann, der innerhalb der Terranautenorganisation als der Erbe der Macht bezeichnet wurde: David terGorden!
Nach der Vernichtung von Zoe hielt man David zunächst für tot. Aber während Cantos und seine Treiberfreunde von Kolonial weit zu Kolonialwelt flogen, um sich ein Bild von der Situation im Reich des Konzils zu machen, erfuhren sie, daß sie Kerntruppe der Terranauten mit David wieder aufgetaucht war.
David terGorden befand sich irgendwo da draußen in der Galaxis. Die Gruppe um Cantos wollte zu ihm, wollte ihn finden.
Der Außerirdische verfolgte dieselbe Absicht, wenn auch nicht ganz aus dem gleichen Motiv.
Für ihn war David terGorden ebenfalls zu einem Sinnbild der Auflehnung gegen die Unmenschlichkeit des Konzils geworden. Cantos hatte am eigenen Leib erfahren können, wie rücksichtslos und auch unvernünftig das Konzil handelte, seitdem es von Valdec beherrscht und gesteuert wurde.
Er hatte einmal geglaubt, Valdec persönlich treffen und auch überzeugen zu müssen, wie gefährlich
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