Die Terranauten 046 - Die Eisteufel
langsam von hier verschwinden. Und außerdem wartet Gus auf uns. Ich will ihn nicht allein sterben lassen, das hat er nicht verdient.«
Er trat vorsichtig an den Höhleneingang und blickte hinaus. »Die Luft scheint rein zu sein«, sagte er. »Aber es ist noch kälter geworden. Im Schutzzelt befinden sich auch unsere Vorräte. Mal sehen, vielleicht haben wir sogar noch eine Jacke für Sie übrig.« Er zögerte, drehte sich noch einmal um. »Ich sollte eigentlich Ihren Namen wissen.«
Der Goldene nickte, während er dem Assassinen in das Eischaos des Westpols folgte.
»Ich heiße Llewellyn«, sagte er, »Llewellyn 709.«
*
Queen Ishiya war eine unscheinbare Frau, etwas zu breit und etwas zu klein geraten. Aber in ihren Augen lag ein ständiges böses Blitzen, ein Ausdruck von Macht und Autorität.
»Ich weiß nicht, wie es zu diesem Zwischenfall kommen konnte«, beteuerte der Leitende Wissenschaftler der Forschungsstation, während die Blicke der Queen auf seiner hageren Gestalt ruhten. »Ich kann es mir einfach nicht erklären.«
Das war ehrlich, wußte Queen Ishiya.
Sie nickte, trat an die Bildschirmgalerie des allgemeinen Kontrollraums, betrachtete die Projektionen. Bisher lagen noch keine Meldungen der Suchtruppen vor.
»Ich habe Quostan gewählt«, sagte sie leise, »weil diese Station hier so abgelegen ist, so abgelegen wie der Planet selbst. Und weil ich weiß, daß Sie hier an der Entwicklung eines noch wirksameren PSI-Schutzes arbeiten, als es die Sarym-Schirme schon sind.« Sie drehte sich um.
»Sagen Sie mir eins: Wer kann für den Angriff auf meine Truppen und die Befreiung des Riemenmannes verantwortlich sein?«
Der Leitende Wissenschaftler fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Die Eisteufel?«
»Sie haben mir selbst gesagt, daß die Eisteufel von Grund auf friedfertig sind. Glauben Sie selbst noch an diese These?«
Sie nahm seine Antwort gar nicht zur Kenntnis, dachte daran, daß sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon längst auf dem Rückweg zum Set-System und Stonehenge II sein wollte. Gut, daß sie den Transport Llewellyns selbst überwacht hatte. In dieser Station arbeiteten nur etwa zwanzig Wissenschaftler und Techniker. Auf ganz Quostan gab es zudem keinen Stützpunkt der Grauen Garden, dazu war diese Kolonie noch zu jung. Ohne sie und ihre Gardisten hätte nicht die geringste Chance bestanden, den nun entkommenen Riemenmann und die, die ihm geholfen hatten, zu fassen.
Daran, daß dies gelang, hatte sie nicht den geringsten Zweifel. In einem Radius von mehreren tausend Kilometern rings um die Station existierte nur Einöde und schneidende Kälte. Wer immer auch der so unerwartet aufgetauchte Gegner war, er hatte nicht die geringste Chance, unbemerkt zu entkommen. Auch wenn er offenbar über recht bemerkenswerte PSI-Fähigkeiten verfügte.
Treiber? Terranauten?
Nein, niemand konnte wissen, daß Llewellyn 709 nach Quostan gebracht worden war. Niemand außer ihren Grauen, den Wissenschaftlern und Valdec. Der Gegner mußte sich also schon vorher hier auf Quostan befunden haben, eine andere Erklärung war nicht möglich.
Ihr Blick fiel kurz auf die großflächige Projektion, die ein geräumiges Labor zeigte, in dem mehrere weißgekleidete Wissenschaftler mit ebenso weißen, skurrilen Lebewesen arbeiteten. Eisteufel wurden die kleinen Kreaturen genannt. Es mußten mehr als dreißig dieser bizarren Geschöpfe sein, mit weit ausgestreckten Sensororganen, die an fleischfarbene Rüssel erinnerten, mit chirurgisch geöffneten Schädelknospen, mit Elektroden und Sonden in der weichen Hirnmasse. Die Verkabelung endete in einem unförmigen Gerät, auf dessen Frontseite schnell wechselnde Lichter blinzelten.
»Kommen Sie gut voran?« fragte sie rhetorisch.
Der Leitende Wissenschaftler nickte eifrig. »Sehr gut. Leider gibt es viele Ausfälle. Die Eisteufel scheinen den Belastungen nicht gewachsen zu sein. Wir hatten in sieben Testreihen einen Ausfall von nahezu fünfzig Prozent. Und in der Nähe der Station sind kaum noch Eisteufel zu finden. Sie scheinen zu spüren, was hier vor sich geht.«
»Zu spüren?« fragte Queen Ishiya und musterte den nervösen Mann. »Ich denke, es sind nur stumpfsinnige Tiere?«
»Sind es auch«, versicherte er. Während er dies sagte, konnte sie beobachten, wie gleich zwei der an den Verbund angeschlossenen Eisteufel zusammenbrachen.
»Sehen Sie«, kommentierte der Hagere. »Das ist genau das, was ich meine. Sie fallen um und sind tot, von einer
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