Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 046 - Die Eisteufel

Die Terranauten 046 - Die Eisteufel

Titel: Die Terranauten 046 - Die Eisteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
verlieren.« Sie sagte nicht, daß die Stasis auch das Risiko barg – zumindest für einen Ungeübten –, daraus möglicherweise nicht mehr zu erwachen. Ihre Energie griff nach seinem Geist und kapselte ihn ein. Claude erstarrte und brach zusammen. Kein Arzt konnte jetzt feststellen, daß noch Leben in ihm war.
    Die Impulse wurden stärker. Valhala 13 erwachte.
    Lyda stürmte zum Schott zurück und trat auf den Korridor. Irgendwo ganz in der Nähe ertönten ein Schnaufen, dann Schritte, die sich zu nähern schienen. Sie betätigte den Öffner der Kabinentür neben sich und schlüpfte rasch in den Raum dahinter.
    Keine Sekunde zu früh.
    Kaum hatte sie die Tür wieder geschlossen, als kraftvolle Schritte näher kamen. Lyda setzte alle Kraft ein, um ihre Abschirmung aufrechtzuerhalten, ließ sich dann auf der Liege nieder und versetzte sich selbst in Stasis. Wohltuende Dunkelheit hüllte sich um ihr Denken.
    Sie ahnte nicht, daß der Tod in ihren Adern zirkulierte, noch schlafend – so lange, bis er von einer bestimmten PSI- und Zellschwingungsfrequenz geweckt wurde – einer Frequenz, der sich das Schiff rasend schnell näherte.
     
    *
     
    Llewellyn legte den Kopf in den Nacken. Baikal, die Hauptsonne des Systems, hing wie ein großes, böses Zyklopenauge über den Bergketten und Gletschern. Ural, ihr weißer Begleiter, würde erst in rund vier Stunden über den Horizont steigen und die Schatten verdoppeln. Jedenfalls hatte der Assassine das behauptet, und Llewellyn hatte keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.
    Der heulende Wind jagte über die Eisflächen und trieb den Schnee vor sich her. Der Westpol Quostans war für den Menschen eine Hölle, in der er in jeder Minute ums Überleben kämpfen mußte. Von Zeit zu Zeit mischte sich in das ewige Heulen das Dröhnen von Motoren, und diese Augenblicke brachten sie im Schnee zu, tief eingewühlt, um nicht die Aufmerksamkeit von aufmerksamen Augen und Kameras zu erwecken. Bisher war alles gutgegangen. Bisher.
    »Da hinten ist es«, stieß Ruben Carcones hervor. »Endlich.«
    Der Riemenmann beschattete seine Augen und brauchte eine ganze Weile, um das Schutzzelt von den Fels-, Schnee- und Eisformationen zu unterscheiden. Er fror erbärmlich, nur geschützt von seinen goldenen Riemen, zwischen denen sich längst Eis festgesetzt hatte. Er wußte, daß er sich eine schwere Unterkühlung holen würde, aber das war im Augenblick unwichtig. Viel gefährlicher waren die Suchmannschaften der Grauen, die die einsamen Regionen des Westpols nach ihm absuchten. Und seine goldenen Riemen waren auffällig genug. Etwas piepte an seiner Seite. Anh, der Eisteufel. Ein skurriles Lebewesen, fand Llewellyn, der deutlich den emotionalen Strom wahrnehmen konnte, der von diesem Geschöpf ausging. Ein huschender Schemen, und Anh wirbelte davon wie eine Schneeflocke, die der Wind vor sich hertrieb. Der Wind, der wie ein eiskaltes, schneidendes Messer zwischen Llewellyns Riemen stach …
    Nur noch die weiße Spitze des Schutzzeltes ragte aus dem Boden hervor. Alles andere war unter Schneewehen verborgen; eine bessere Tarnung gab es nicht.
    Der Assassine schaufelte den Schnee an der Eingangsfront beiseite und trat dann rasch ins Innere. Anh hockte sich auf den Boden und rührte sich nicht mehr. Die Kälte schien dem Wesen nicht das geringste auszumachen.
    »Kommen Sie schon, Mensch«, drängte Carcones. »Sie wirken da draußen wie ein Fanal.«
    Llewellyn spürte den warmen Hauch, der ihnen entgegenschlug, und schloß die Plane hinter sich wieder. Aber die Wärme war nur eine Illusion, hervorgerufen durch die mörderische Kälte, die draußen herrschte. Im Innern des Zeltes war es noch immer weit unter null Grad. Ein Rascheln in dem diffusen Licht, gequältes Husten.
    »Alles in Ordnung«, sagte Carcones erstaunlich sanft für einen Mann seines Schlages, fand Llewellyn. »Ich bin es, Ruben.«
    »Wie …, wie war es?« Der untersetzte Mann unter den dicken Decken hustete wieder, kaum daß er die Worte ausgesprochen hatte. Llewellyn sah mit einem Blick, daß Ruben recht hatte. Gus – es mußte Gus sein – war nicht mehr zu retten. Er hatte nur noch Stunden zu leben. Er sah in ein ausgezehrtes Gesicht, in flackernde Augen. Und er sah auch die vier Eisteufel, die sich dicht an ihn gekauert hatten. Das emotionale Flüstern, das von ihnen ausging, dämpfte offenbar seinen Schmerz. Gus würde wahrscheinlich nicht einmal etwas merken, wenn es soweit war – dank der Eisteufel.
    »Wer …, wer ist

Weitere Kostenlose Bücher