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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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hypnotischer Kräfte geworden zu sein, näherte er sich dem riesigen roten Fleck, der das Scharlachmeer symbolisierte. Fünf grüne Inseln tauchten unter ihm auf. Er sah gewaltige Segler, die steuerlos über die gasähnliche Flüssigkeit hinwegtrieben, die auf Rorqual das offene Wasser ersetzten. An Bord vereinzelter Schiffe wurde noch gekämpft. Die Händler hatten sich gegen den Adel erhoben und nutzten das Chaos der Natur aus, um endgültig die Macht an sich zu reißen. David zweifelte nicht am Sieg der Händler, falls die Lage sich jemals wieder normalisieren würde. Das alte System war auch auf diesem Planeten überholt. Auf Rorqual lebten inzwischen zu viele Menschen, die aus moderneren Zeiten stammten und für Feudalsysteme nichts als ein verächtliches Achselzucken übrig hatten.
    Niemand beachtete das phantastische Gefährt, das über dem Scharlachmeer dahinflog, denn man war überall zu stark mit sich selbst beschäftigt. Als David terGorden auf einigen der brennenden Schiffe das Wappen der O’Broins entdeckte, legte sich ein stummes Lächeln auf sein Gesicht. Er erinnerte sich an einen Mann, der einstmals ausgezogen war, um dieser Welt den Fortschritt zu bringen. Er war von den Schergen seines eigenen Bruders umgebracht worden. Wenn die Händler siegten, würde es bald sicher mehr als einen Heißluftballon auf Rorqual geben. Aber sie würden anderen Zwecken dienen als denen, die sich Justin O’Broin erträumt hatte …
    Als David sich der Hafenstadt Hayvant näherte, sah er schon aus der Ferne ein leuchtendes Flammenmeer. Die im Hafen verankerten Schiffe waren zum größten Teil nur noch Wracks; jene, die auszulaufen versuchten, waren dermaßen mit Passagieren vollgestopft, daß die Mannschaft kaum noch Handlungsfreiheit besaß. Die Außenmikrofone übertrugen ein ohrenbetäubendes Gekreische, und als der Ringo tiefer ging, konnte David die Quelle des entsetzlichen Geräusches aus der Nähe sehen. Graubraune, behaarte Lebewesen mit langen Schwänzen, spitzen Schnauzen und runden Ohren bevölkerten die Kaimauern und versuchten, an Bord der Segler zu gelangen, die noch nicht abgelegt hatten. Sie wiesen eine große Ähnlichkeit mit irdischen Ratten auf, waren jedoch größer als Wildschweine.
    In den brennenden Straßen Hayvants herrschte blinde Panik. Bedingt durch die jeder Beschreibung spottenden Sichtverhältnisse schien hier im Nebel jeder gegen jeden zu kämpfen. Einige Gruppen von Bewaffneten hatten sich zusammengeschlossen und versuchten, der Rattenplage Herr zu werden, aber es war absehbar, daß sie in nicht allzu langer Zeit den kürzeren ziehen würden. Die Menschen, die sich dem Strom der quiekenden Bestien entgegenstellten, waren nur wenige.
    Die Zeit neigt sich dem Ende zu, sagte die Stimme, und jetzt fragte sich David zum ersten Mal, ob sie seine eigenen Gedanken wiedergab. Er schüttelte heftig den Kopf und versuchte aufzuwachen, denn er fühlte sich wie ein Mensch im Körper eines anderen, unfähig, die Reflexe seines Wirts zu beeinflussen, und ganz und gar dessen Handlungswillen unterworfen. Die Zeit ist knapp, dachte er und spürte einen Impuls, der diese Bemerkung bejahte. Er war also nicht allein.
     
    *
     
    Erst als die von hohen Bergrücken umgebene Insel unter ihm auftauchte, deren Mittelpunkt aus einem vegetationsstrotzenden Talkessel bestand, wurde ihm klar, daß er nicht den geringsten Einfluß auf die Steuerungsmechanismen hatte. Er war ohne Zweifel vom Kurs abgekommen, denn die Insel, die sich unter ihm ausbreitete, war ihm bekannt. Sie lag dreihundert Kilometer in westlicher Richtung von Hayvant entfernt und war bewohnt. Die Kinder des Schwarzen Drachen …
    »Was …?« gurgelte David entsetzt, als der Ringo eine Schleife zog und zur Landung ansetzte.
    Hinter ihm polterte etwas zu Boden. Ein Schmerzensschrei drang an sein Ohr. Die seltsame Hülle, die ihn bisher umgeben und für Einflüsse der Außenwelt unnahbar gemacht hatte, fiel von ihm ab wie ein alter Mantel. Schlagartig wurde sich David terGorden der Tatsache bewußt, daß er an Bord des Ringos nicht allein war. Er wirbelte herum und griff nach der Waffe.
    »David!« schrie Thorna. »Nicht schießen!«
    David fühlte einen leichten Schwindel und schwankte. Die unbekannte Macht zog sich aus ihm zurück. Vielleicht ist diese Macht jemand, den ich kenne, dachte er. Jemand, der sich mir möglicherweise als Freund nähern wird.
    Aber was hatte Thorna hier zu suchen? Krächzend fragte er: »Wo … hast du gesteckt, du

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