Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa
sich so einfach in die Lüfte erheben können?« Erst jetzt schien Elmo zu bemerken, daß er sich in seiner Argumentation total verfranzt hatte, denn er relativierte seine Worte auf der Stelle mit einem nachgeschobenen »Gehört ja, aber gesehen hat es noch niemand. Viele haben schon versucht, Flugmaschinen zu bauen, aber bisher ist es noch keinem geglückt. Und das liegt daran, weil die Luft nicht das natürliche Element des Menschen ist. Menschen gehören auf den Boden; nur Vögel gehören in die Luft.«
Heilige Einfalt, dachte David, steh mir jetzt bitte bei. Laut sagte er: »Na gut, Elmo! Wenn du uns deine Kenntnisse nicht zur Verfügung stellen willst, weil du an Zauberer glaubst, dann will ich dich beim Wort nehmen.« Er riß die Tür auf und schrie:
»Claude!«
Farrell erschien sofort. Er musterte Maris und Elmo mit noch verschlafen wirkenden Augen.
»Dieser Mann hier«, sagte David und klopfte dem völlig erstaunten Farrell auf die Schulter, »ist Beppo Rastelli, unser Obermagier. Und er wird dich jetzt vor unseren Augen in ein Meerschweinchen verwandeln.«
»Nein!« schrie Elmo, der überhaupt nicht wußte, was ein Meerschweinchen war, sich darunter aber etwas furchtbar Abscheuliches vorstellte. »Ich gebe nach!«
Farrell, der trotz seiner offensichtlichen Müdigkeit sofort verstand, was hier gespielt wurde, begann, unheilvoll klingende Sprüche zu murmeln. Elmo klammerte sich an Maris und schrie unentwegt: »Er soll damit aufhören! Er soll damit aufhören! Ich will kein Meerschweinchensein!«
»Nun gut«, grollte Farrell, »ich werde ihn noch einmal verschonen!« Er winkte dem abergläubischen Jäger gönnerhaft zu und ging wieder hinaus.
»Kommt mit«, sagte David. »Wenn Elmo einen Weg durch das Gebirge findet – und uns Zeit einsparen hilft …«
»… dann kommen wir vielleicht auch noch dazu, meinen Großvater aufzusuchen?« fragte Maris hoffnungsvoll.
David wiegte nachdenklich die Schultern. »Vielleicht«, erwiderte er. »Mehr kann ich nicht versprechen.«
*
Elmo, der Jäger, hatte nicht zuviel versprochen. Kaum war er in der Zentrale angelangt und hatte einen Blick aus dem Sichtfenster geworfen, als er auch schon auf einen spitzen Gipfel deutete und ausrief: »Dort! Dort ist er! Da liegt der Grüne Paß!«
Obwohl der Berg ihnen allen zum Greifen nahe erschien, wurde es Abend, ehe die SOMASA ihn erreichte. Da die Dunkelheit zu viele Gefahren für sie bereithalten konnte, blieb das Luftschiff eine Weile auf seinem Kurs, zog eine Schleife und setzte dann zum Rückflug an. Während die Steuermänner ausgewechselt wurden, ging der Rest der Besatzung schlafen. Am nächsten Morgen sahen die Chancen allerdings auch nicht besser aus als zuvor:
Schwerer roter Nebel hatte sich über die Landschaft gelegt. Man konnte den schmalen Paß, der zwischen dem spitzzulaufenden Berg und einem abgeflachteren Felsrücken verlief, zwar erkennen, aber er war so eng, daß es kaum Hoffnung gab, die SOMASA könne ihn durchqueren.
Einen Teil der Männer verließ der Mut, und als David und Farrell vom Frühstück kamen, mußte Salman Chark ihnen mitteilen, daß dreizehn weitere Männer den Wunsch geäußert hatten, von Bord gehen zu dürfen.
Sie wurden abgeseilt. Die SOMASA ging auf dreißig Meter herunter. Die Männer blieben noch eine Weile am Boden stehen und winkten, dann machten sie sich auf den Rückweg. Somit hielten sich an Bord des Luftschiffes nur noch dreißig Personen auf, darunter Maris und Elmo.
Die SOMASA gewann nach dem Abseilen der dreizehn Männer schnell wieder an Höhe, und Marcel d’Guinne freute sich, David und den anderen mitteilen zu können, daß er sicher sei, nun bis auf vierhundert Meter steigen zu können. Obwohl er diese Höhe tatsächlich annähernd erreichte, war dies nicht genug. Der enge Paß lag etwa sieben Meter höher und konnte nur überwunden werden, wenn man noch mehr Ballast loswurde.
Während Farrell, Collyn, Thorna und ein paar andere die einzelnen Räume nach weiterem entbehrbarem Ballast absuchten, fragte Marcel d’Guinne den Rest der Leute, ob noch jemand der Meinung sei, er wolle lieber versuchen, sich irgendwie in die Heimat durchzuschlagen. Es fanden sich noch drei Mann, die bald – wie die anderen mit reichlich Proviant versehen – die Strickleitern hinunterkletterten.
Salman Chark ließ die Steuerzentrale von zwei Holzschränken befreien. Wieder kletterte die SOMASA, aber nur um fünf Meter. Als man schon nahe daran war, alle Hoffnung
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