Die Terranauten 061 - Auf Sarym wartet der Tod
Oder ruf ein Taxi.«
Der Riemenmann nickte. »Eigentlich gar keine schlechte Idee«, sagte er, erhob sich und spazierte gemütlich auf den Strand. Dort, deutlich sichtbar, legte er sich nieder und erstarrte zur Reglosigkeit.
»Bist du verrückt geworden?« zischte Lyda nervös. »Komm zurück!«
»Paß du lieber auf!« gab Llewellyn zurück, ohne sich zu bewegen. »Der goldene Glanz meiner Riemen ist weithin sichtbar. Es wird nicht lange dauern, bis er einen Gleiter anlockt. Du hast ja recht, daß wir ein Fahrzeug brauchen. Ich hoffe nur, daß die Gehirnamputierten mich für tot oder zumindest bewußtlos halten und nicht sicherheitshalber einen Stunner auf mich abfeuern.«
Ein Singen lag in der Luft, ein entferntes Heulen, das intensiver wurde. Ein Schatten jagte über den Strand. Lyda hielt unwillkürlich den Atem an, während sie noch einmal die Waffe überprüfte.
Eine gute Minute, die der Narianerin wie eine Ewigkeit erschien, schwebte der Kampfgleiter über dem reglosen Riemenmann, dann glitt er ein wenig zur Seite und setzte auf. Die Luke öffnete sich. Zwei Graue mit gezückten Strahlern sprangen auf den Strand.
Lyda feuerte.
Bevor die beiden Gardisten überhaupt begriffen, was geschah, lagen sie geschockt am Boden. Im Gleiter rumorte etwas.
Lyda schwenkte die Waffe herum und ließ den flimmernden Glanz langsam über das ganze Gefährt gleiten. Nichts rührte sich mehr.
»Gut gemacht, Mädchen!« rief Llewellyn, sprang wieder auf die Beine und stürmte dem Schott entgegen. Ein. Sprung, und er war in der Kammer verschwunden. Die Narianerin trat aus dem Grün heraus und folgte dem Beispiel des Riemenmannes. Im Innern des Kampfgleiters fanden sie zwei weitere Gardisten, ebenfalls bewußtlos, für Stunden außer Gefecht gesetzt.
»Taxi gefällig?« fragte der Riemenmann.
Sie trugen die Grauen hinaus, legten sie neben ihre beiden Kameraden auf den Strand.
»Wenn sie Pech haben und eine hungrige Panzerechse hier irgendwo in der Nähe ist …«
»Eine andere Patrouille wird sie aufnehmen.«
Sie kehrten in den Gleiter zurück, starteten das Triebwerk und hoben ab. Einige Minuten später war die Küste des Südkontinents im Dunst hinter ihnen verschwunden. Vor ihnen lag die endlose, spiegelglatte Fläche des Ozeans, mehr als zweitausend Kilometer weit, bis er auf die Küste des Nordkontinents traf, die Heimat der Surinen.
»Meinst du nicht, daß wir uns um David …?«
»Daß wir ihn suchen sollten?« Llewellyn schüttelte den Kopf. »Die Anweisung war klar. Wenn wir getrennt werden, treffen wir uns in der maritimen Korallenstadt. Ich hoffe nur, daß wir sie nicht verfehlen.«
»Ganz bestimmt nicht. Ich spüre schon die Ausstrahlung der PSI-Aura.«
Aber die Ausstrahlungen waren nicht so, wie sie sie in Erinnerung hatte. Sie waren anders, hatten sich verändert …
*
Als David erwachte, spürte er eine seltsame Kühle, die ihn umgab, ihn seltsamerweise aber nicht frösteln ließ. Dann stellte er fest, daß die Kälte in seinem Innern war.
Eine Erinnerung.
Ein niedriges Haus mit einer Veranda, zwei Kinder, die atemlos seinen Worten lauschten, Narda als Achtzigjährige …
Sie haben mich einem Verhör unterzogen, dachte David. Sie wissen von Llewellyn und Lyda.
Als er die Augen aufschlug, fiel sein Blick auf weiße, klinisch sauber wirkende Wände, summende Gerätekonsolen, Weißlicht-Scheinwerfer an der Decke.
Ein Labor, dachte er. Oder ein Operationssaal. Oder beides.
»Guten Tag.«
Die Stimme hatte irgendwo hinter ihm ihren Ursprung. Sie klang tief und voll, stammte von einem Mann.
»Sie wissen, wer ich bin. Ich glaube, wir können uns diese Spielchen sparen.« Er lag auf einer Liege, wollte sich umdrehen. Etwas Unsichtbares hielt ihn fest, so fest, daß er kaum einen Finger rühren konnte. Ein energetisches Fesselfeld.
»Sie haben recht. Ich weiß, daß Sie David terGorden sind. Sie werden übrigens bald Gesellschaft bekommen. Lange kann es nicht mehr dauern, bis wir auch Ihre Freunde in der Hand haben.«
Sie sind also noch frei! dachte David beruhigt.
»Hören Sie, Lotz«, sagte er gezwungen ruhig. »Vielleicht wissen Sie es noch nicht: Lordoberst Valdec ist nicht mehr der Konzilsvorsitzende. Er ist abgesetzt worden, und die Treiber haben mit dem neuen Konzil der Erde eine Übereinkunft getroffen. Es gibt keinen Grund für Sie, mich festzuhalten. Es ist illegal. Sie werden von den neuen Herren der Erde dafür zur Verantwortung gezogen werden.«
»Meinen Sie?« Die Stimme klang
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