Die Terranauten 080 - Der Himmelsberg
Kommen Sie mit hoch zur Logenplattform!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Laacon Merlander ab und ging auf die Wendeltreppe zu, die nach oben führte. Wohl oder übel mußten ihm Morgh und Jeng-Jeng folgen.
Der Psycho-Epileptiker hatte den Lähmschock inzwischen überwunden und war wieder bei Bewußtsein. Die Nachwirkungen seines Anfalls jedoch hatte er noch längst nicht abgeschüttelt. Wie ein Wrack hing er in seinem Schalensitz, schlaff und sichtlich erschöpft. Aber nicht sein ramponierter körperlicher Zustand gab zu größten Bedenken Anlaß. Es war mehr seine psychische Verfassung, die ihn zu einem echten Problemfall machte.
Schon ein Blick in seine Augen genügte, um zu erkennen, wie es um ihn stand. Stumpf und geistesabwesend stierte er vor sich auf den Boden. Ain Lavalle und Oona Karf, die bei ihm standen, schien er gar nicht zu bemerken. Und auch von dem Eintritt der drei Männer nahm er überhaupt keine Notiz.
»Nun, sind Sie jetzt überzeugt?« fragte Laacon Merlander. »Oder glauben Sie immer noch, daß er das Potential der Loge stärken kann?«
Artuur Morgh trat ganz dicht an den kranken Treiber heran. »Haapala, hören Sie mich?«
Der Psycho-Epileptiker hob nicht einmal den Kopf und zeigte auch sonst keinerlei Reaktionen.
»Haapala!«
Auch der laute Tonfall, den der Schiffsführer jetzt anschlug, änderte nichts. Kirju Haapala fuhr fort, völlig teilnahmslos auf den Boden zu starren.
Jeng-Jeng drängte sich nach vorne.
»Lassen Sie mich mal, Kapitän«, schnarrte er. »Geistiger Stupor kann oft durch eine kleine Schockbehandlung kuriert werden!«
Bevor einer der anderen eingreifen konnte, holte er aus und klatschte dem Treiber seine Hand ins Gesicht, links, rechts, links, rechts.
Laacon Merlander war empört. »Sind Sie verrückt geworden, Jeng? Haapala ist krank! Sie können doch nicht …«
»Maul halten!« schnitt ihm der Erste Offizier barsch das Wort ab. Dann packte er den Treiber an seinem Overall und riß ihn aus dem Schalensitz hoch. Kraftlos hing der Psycho-Epileptiker in seinen Armen.
»Sehen Sie mich an, Haapala!« brüllte Jeng-Jeng. »Sehen Sie mich, verdammt noch mal, an!«
Und tatsächlich hob der Treiber die Augen. Stumpf blickte er den vor ihm stehenden Mann an.
Und plötzlich schwand die starre Teilnahmslosigkeit aus seinen Zügen. Sein Gesicht verzerrte sich, wurde zu einer Grimasse abgrundtiefen Hasses.
Der Anblick erinnerte Laacon Merlander an seinen psycho-epileptischen Anfall. Genauso hatte Haapalas künstliches Alter Ego ausgesehen, bevor es zu der makabren Mordtat kam.
Bei Yggdrasil, dachte der Logenmeister, er wird doch nicht schon wieder einen Anfall bekommen? Innerlich bereitete er sich bereits darauf vor, gleich wieder mit irgendwelchen PSI-Gestalten konfrontiert zu werden.
Diese Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht. Statt dessen geschah etwas anderes Unerwartetes.
Verglichen mit der bulligen Gestalt des Ersten Offiziers war Kirju Haapala geradezu ein Schwächling. Im Normalfall hätte er es niemals mit den überlegenen Körperkräften des anderen Mannes aufnehmen können. Dennoch gelang es ihm jetzt mit beinahe spielerischer Leichtigkeit, sich ruckartig dem Griff Jeng-Jengs zu entziehen. Haßerfüllt starrte er sein Gegenüber an.
»Valdec!« keuchte er. »Valdec, du elender Hund!«
Valdec?
Laacon Merlander kannte nur einen Mann dieses Namens: Max von Valdec, den gestürzten Lordoberst des Konzils und Generalmanag des allmächtigen Kaiser-Konzerns. Warum aber redete Haapala den Ersten Offizier mit diesem Namen an?
Jeng-Jeng war genauso verblüfft wie der Logenmeister und alle anderen Anwesenden. Und er hatte gleich Gelegenheit, noch verblüffter zu werden.
»Ich bringe dich um, du Hund!« stieß Kirju Haapala geifernd hervor.
Im nächsten Augenblick stürzte er sich wie ein wildes Tier auf den Ersten Offizier. Schon schlossen sich seine wie Krallen gebogenen Hände um den Hals Jeng-Jengs.
Der Angegriffene torkelte zurück, wäre beinahe zu Boden gestürzt. Und dann hatte er beide Hände voll zu tun, sich des tobenden Treibers zu erwehren. Der unerklärliche Haßausbruch verlieh Haapala erstaunliche Kräfte. Es dauerte eine ganze Weile, bis Jeng-Jeng endlich die Oberhand gewann. Mit einem wuchtigen Fausthieb genau an den Kinnwinkel holte er den Rasenden schließlich von den Füßen. Benommen blieb der Psycho-Epileptiker auf dem Boden liegen.
Verständnislos schüttelte der Erste Offizier den Kopf und betrachtete dabei seine
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