Die Terranauten 080 - Der Himmelsberg
bei sich. Wollte er nicht für Proviant, Waffen und allerlei andere nützliche Dinge sorgen, die auf einem so beschwerlichen Marsch unentbehrlich waren? Ich eilte ihm nach und fragte ihn danach.
»Steht alles bereit«, gab er zur Antwort. »Aber doch wohl besser nicht mitten im Dorf, oder?«
»Natürlich, natürlich«, murmelte ich.
Auf den Straßen ließ sich niemand blicken. Der immer heftiger werdende Regen sorgte dafür. Aus den Wohnhäusern drang Lichtschein nach draußen. Aber die beschlagenen Scheiben boten uns einen prächtigen Sichtschutz. Ich glaubte nicht, daß irgend jemand Notiz von uns nahm.
Falk steuerte ohne Umwege dem nördlichen Ende des Dorfes entgegen. Das gefiel mir nicht so ganz.
»Falk?«
»Ja?«
»Ich müßte noch mal ins Haus der Neunjährigen.«
»Kommt nicht in Frage! Vergiß nicht, daß du aus dem Strafhaus ausgebrochen bist. Wenn dich jemand sieht … Willst du Jelina retten oder nicht?«
»Selbstverständlich! Nur …«
»Nur?«
Ich deutete auf mein Hemd und die dünne Arbeitshose. »In den Bergen ist es kalt. In dieser Kluft werde ich mir den Tod holen. Ich brauche unbedingt eine dicke Jacke und …«
»Mach dir deswegen keine Sorgen«, unterbrach er mich. »Ich habe vorgesorgt.«
Na hoffentlich, dachte ich.
Wenig später wußte ich, daß Falk nicht zuviel versprochen hatte. Am Dorfrand, hinter dem Gebäude der Schmiede verborgen, in der zu dieser Zeit natürlich niemand war, wartete ein Wagen auf uns. Zwei Ingxis waren bereits eingespannt. Ein Blick unter die Plane verriet mir, daß Falk wirklich an alles gedacht hatte. Vom Gewehr bis zum Kochgeschirr war alles da. Und auch ein paar derbe Stiefel sowie fellgefütterte Kleidung für mich fehlten nicht.
»Steig auf«, wies mich Falk an. »Umziehen kannst du dich später.«
Ich kletterte auf den Kutschbock. Falk tat es mir nach und nahm die Zügel in die Hand. Kurz darauf setzten sich die beiden Ingxis in Bewegung.
Das Dorf blieb hinter uns zurück. Ob ich es jemals wiedersehen würde?
*
Edison Tontor hatte das Gefühl, auf einem Berg spaltbaren Materials zu sitzen, das jeden Augenblick kritische Masse erreichen konnte. Die Enge der STORTIS bedrückte ihn, die gegenwärtige Untätigkeit machte ihn von Tag zu Tag nervöser. Es drängte ihn danach, etwas zu unternehmen, etwas für sein Fortkommen zu tun, um möglichst schnell wieder den Platz im irdischen Sternenreich einnehmen zu können, der ihm gebührte. Statt dessen hing er nun in einem verkommenen Trampschiff herum, das mit Unterlichtgeschwindigkeit einem Planeten entgegenflog, auf dem er nicht das geringste verloren hatte.
Zeitverschwendung, dachte er, pure Zeitverschwendung!
Es würde noch mehrere Standardwochen dauern, bis die STORTIS Heinlein IV erreichte – mehrere Wochen zu lange für Tontors Geschmack. Er mußte etwas dagegen tun. Zumindest mußte er es versuchen.
Tontor entschloß sich, noch einmal mit Laacon Merlander zu sprechen. Wenn er den Logenmeister davon überzeugen konnte, daß er wieder völlig in Ordnung war, würde der sich vielleicht zu einer Änderung seiner Absichten bewegen lassen.
Seit er das Kommando über Kirju Haapalas Körper übernommen hatte, war Tontor bestrebt gewesen, sich weitgehend für sich allein zu halten. Die Gesellschaft der anderen Treiber behagte ihm nicht. Wenn er nach außen hin auch einer von ihnen war, so verband ihn doch nichts mit den PSI-Begabten. Merlander und seine Logenmitglieder waren in seinen Augen kleine Lichter, bei deren Erlöschen dem Universum ganz bestimmt kein Schaden entstanden wäre. Dennoch. Solange er sich an Bord der STORTIS befand, mußte er mit den sogenannten Brüdern und Schwestern auskommen, auch wenn es ihm schwerfiel.
Er machte sich auf die Suche nach dem Logenmeister. In seinem Privatkubikel fand er Merlander nicht. Und auch im Gemeinschaftsraum der Treiber hatte er keinen Erfolg. Dort hielt sich nur Oona Karf auf. Die schwarzhaarige Frau mit dem sinnlichen Körper räkelte sich auf einer Pneumoliege und betrachtete einen alten Holofilm. Als Tontor eintrat, richtete sie sich in eine halb sitzende Stellung auf. Träge blickte sie ihn an.
»Hallo, Kirju, findest du es auch so verdammt langweilig wie ich?« erkundigte sie sich.
Tontor nickte.
»Vielleicht sollten wir uns gemeinsam die Zeit etwas vertreiben«, meinte Oona weiter.
Sie lächelte und fuhr mit einem Finger wie zufällig über ihre linke Brust, deren Spitze sich deutlich unter dem dünnen Overallstoff
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